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Die USA und Donald Trump waren im Ukraine-Krieg lange Feindbild Nummer eins Russlands. Die Position hat mittlerweile ein anderes NATO-Land übernommen.
Moskau/London – Nachdem Präsident Donald Trump die Hilfe der USA für die Ukraine in ihrem Verteidigungskrieg gegen Russland beendet hatte, trat die sogenannte „Koalition der Willigen“ an deren Stelle. Die Führung der Staaten, die Kiew weiter unterstützen, übernahmen Frankreich und das Vereinigte Königreich. Das NATO-Land Großbritannien hat Kremlchef Wladimir Putin inzwischen offenbar zum neuen Staatsfeind Nummer eins auserkoren.

Für den russischen Präsidenten Wladimir Putin ist Großbritannien der neue Staatsfeind Nummer eins. (Symbolbild) © Alexander Zemlianichenko/dpa
Die Rivalität zwischen Russland und Großbritannien reicht sehr weit zurück. Doch der Ukraine-Krieg hat die Beziehungen auf einen neuen Tiefpunkt sinken lassen. Statt den USA ist es London, das Moskau als „bevorzugtes Feindbild im Propagandakrieg“ ansieht, schreibt die britische Zeitung The Guardian.
Russland und Putin erachten Großbritannien inzwischen als „bevorzugtes Feindbild“
„Da sie Trump nun nicht mehr direkt kritisieren können, wen machen sie dann für ihre Probleme verantwortlich – für die Verluste in der Ukraine, für eine Million Tote? Sie geben dem Nächstliegenden die Schuld, den Briten. Es ist leicht, uns als Wurzel aller russischen Probleme darzustellen“, sagte der frühere britische Verteidigungsattaché in Moskau, John Foreman, dem Blatt.
Russland macht Großbritannien für mehrere Aktionen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg verantwortlich, etwa die Sprengung der Nord-Stream-Pipeline, Drohnenattacken auf russische Flugplätze, oder die Anordnung terroristischer Angriffe in Russland. Neu hinzugekommen ist die Anschuldigung, dass der britische Geheimdienst versucht habe, einen russischen Piloten, der ein mit einer Kinschal-Hyperschallrakete bestücktes Kampfflugzeug flog, zum Überlaufen zu bringen.
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Russlands Außenminister Sergej Lawrow sagte vor Journalisten in Moskau, dass der Plan vom russischen Inlandsgeheimdienst FSB vereitelt worden sei. London weist jede Beteiligung daran zurück. Im März hatte der FSB zwei britische Staatsbürger der Spionage bezichtigt. Daraufhin kam es zu gegenseitigen Ausweisungen von Diplomaten, was beide Seiten als „haltlos“ bzw. „böswillig und grundlos“ bezeichneten.
Russische Propaganda wirkt: Bevölkerung betrachtet Großbritannien als Staatsfeind Nummer eins
Der russische Auslandsgeheimdienst bezeichnet Großbritannien als „Kriegstreiber“, schreibt die Nachrichtenagentur Reuters. Das Land würde die Friedensbemühungen der USA im Ukraine-Krieg torpedieren, heißt es weiter. Besonders übel stoße Moskau auf, dass der britische Premier Keir Starmer erwägt, britische Truppen als Teil einer möglichen Friedenstruppe in die Ukraine zu entsenden.
Die russische Propaganda scheint zu wirken. Laut The Guardian drohen Putin wohl gesonnene Moderatoren im Staatsfernsehen Großbritannien regelmäßig, etwa mit Russlands neuem Atomtorpedo, der in der Lage sei, das Land „unter Wasser zu versenken“. Laut einer Umfrage des russischen Meinungsforschungsinstituts Lewada-Zentrum im Sommer nannten 49 Prozent der Russen das Vereinigte Königreich als einen der Hauptfeinde ihres Landes. (Quellen: Nachrichtenagentur Reuters, theguardian.com)