Taschen und Schulmaterialien liegen vor Schränken in der katholischen Schule St. Mary in der Gemeinde Agwara (Nigeria).

Stand: 22.11.2025 09:58 Uhr

Der jüngste Vorfall in der Reihe von Überfällen auf Schulen in Nigeria hat ein weitaus größeres Ausmaß, als zunächst angenommen. Mehr als 300 Schüler und Lehrer sollen entführt worden sein, teilte ein christlicher Verband mit.

Die bewaffneten Angreifer auf eine katholische Schule in Nigeria haben nach Angaben des Verbands der Christen in Nigeria mindestens 303 Schulkinder und zwölf Lehrkräfte entführt. Dies habe eine Überprüfung der Anwesenheitslisten ergeben. Bislang war von deutlich weniger Betroffenen der St. Mary-Schule in der Gemeinde Agwara im Bundesstaat Niger die Rede gewesen.

Die Regierung des Bundesstaates bestätigte die Entführung, teilte jedoch mit, die genaue Zahl der Verschleppten werde noch geprüft. Die Sicherheitsbehörden suchten nach den Schülern. Die Schule wurde einem örtlichen TV-Bericht zufolge von Kindern zwischen zwölf und 17 Jahren besucht.

Der Vorfall ist bereits die dritte große Entführung innerhalb einer Woche im Westen Nigerias. Am Montag und Dienstag waren zunächst ein anderes Internat in der Region Kebbi sowie eine Kirche in der Region Kwara überfallen worden. Dabei soll es mehr als 60 entführte Schüler und Gläubige gegeben haben.

Erhöhte Warnstufe

Der Regierung des Bundesstaats Niger zufolge hatte vor dem Angriff eine erhöhte Warnstufe geherrscht. Die Schule habe dennoch den Betrieb wieder aufgenommen, ohne die Regierung zu konsultieren. So habe sie die Schüler und Mitarbeiter einem vermeidbaren Risiko ausgesetzt, hieß es.

Die katholische Diözese Kontagora hatte zuvor erklärt, ein Wachmann sei angeschossen worden. Laut Polizei ereignete sich der Angriff am frühen Freitagmorgen. Das Militär und andere Sicherheitskräfte seien in die betroffene Gemeinde entsandt worden.

Entführungen als Einnahmequelle

Nigeria wird seit Längerem immer wieder von Überfällen bewaffneter Gruppen heimgesucht. Bewaffnete Gruppen nutzen die mangelnde Sicherheitspräsenz aus, um Dörfer und Hauptstraßen anzugreifen. Sie sehen in Entführungen zunehmend eine lukrative Einnahmequelle, um andere Verbrechen zu finanzieren und Dörfer in der rohstoffreichen, aber schlecht überwachten Region des Landes zu kontrollieren.

Die jüngste Angriffswelle veranlasste den nigerianischen Präsidenten Bola Tinubu, Auslandsreisen nach Südafrika zum G20-Gipfel und nach Angola zum EU-Afrika-Gipfel abzusagen.