Das Thema der 75. Verleihung des Deutschen Filmpreises war bereits auf dem roten Teppich durch die Aktion von Changemakers.film rund um Schauspielerin Pheline Roggan gesetzt, noch bevor das große Schaulaufen begann. Mit Kolleginnen breitete sie zwölf Meter langes Cape mit der Aufschrift „Democracy Defend“ aus.

Schauspielerin Pheline Roggan kam mit einer extra angefertigten Kette aus recyceltem Gold von der Unternehmerin Guya Merkle zu ihrer Aktion von Changemsnkers.film zum Filmpreis.

© Aline von Drateln/Tsp

Weitere Verhaltensauffälligkeiten vor dem Filmpalast am Potsdamer Platz zeigten auch Jella Haase in einem XXL-Blazer, in dem andere ausgesehen hätten wie Gru aus „Einfach unverbesserlich“, die Berliner Schauspielerin aber einfach nur unverbesserlich cool, sowie Meret Becker, die in passenden Farben ihren schwarz-grauen Hund als Accessoire trug.

Schauspielerin Meret Becker brachte ihren Hund mit auf den roten Teppich …

© Aline von Drateln/Tsp

… während Karoline Herfurth einen Schmuck-Bodyguard für ihr Cartier-Collier dabei hatte.

© Aline von Drateln/Tsp

Ein Statement gegen die Einparkkultur von Christian Lindner? Nein, sagt sie. Sie hätte ihn einfach nur gerne dabei. Um dann schnell hinterherzuschieben, auf Tierquälerei in der Türkei aufmerksam machen zu wollen.

Völlig unbekümmert trug Elyas M’Barek seine Verachtung für seine deutschen Kollegen vor sich her. Keinen einzigen nominierten Film habe er sich angeschaut. „Kennt doch auch keiner! Sie etwa?“ Da er aber doch hierher eingeladen war, um die Kategorie „Beste weibliche Nebenrolle“ anzukündigen, verbesserte auch er sich schnell. „Ach so ja, die habe ich gesehen.“

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Externen Inhalt anzeigen

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Super Laune ist Annalena Baerbock, die jetzt, bevor sie nach New York geht, hier mal wieder ins Kino geht und mir verrät, weil es die Kolleginnen von der Klatschpresse neben mir wissen wollen, „von wem denn ihr Kleid“ sei: „Einem Second-Hand-Laden in Potsdam.“

Elias M’Barek war eingeladen, um die Kategorie „Beste weibliche Nebenrolle“ anzukündigen.

© Aline von Drateln/Tsp

Ex-Außenministern Annalena Baerbock (Grüne) trug ein Kleid aus einem Potsdamer Second-Hand-Geschäft.

© Aline von Drateln/Tsp

Helena Zengel („Systemsprenger“) kam mit Kopfschmuck von Tatiana Ashakovas Label „Beretkah“.

© Aline von Drateln/Tsp

Den zweiten Tag im Amt als Kulturstaatsminister ist Wolfram Weimer und sein Empfang in der Filmbranche ist noch frostiger als die Temperaturen für alle Frauen in ihren dünnen Kleidern.

Co-Präsident der Deutschen Filmakademie Florian Gallenberger und seine neue Kollegin Vicky Krieps lassen ihn vor dem offiziellen Start der Fernsehübertragung auf der Bühne deutlich ihr Entsetzen vor seiner Ankündigung spüren, die Kultur „nicht weiter nach links rücken zu lassen“. Nicht die Kultur ist nach links, sondern die Politik nach rechts gerutscht. Aber the Showlight must go on.

Schauspieler Christian Friedel, unter anderem zu sehen in „The Zone of Interest“, moderierte den Abend.

© Aline von Drateln/Tsp

Ganz in Rot: Heike Makatsch in einem Kleid von „& other stories“.

© Aline von Drateln/Tsp

Der Komiker und Autor Oliver Polak neben Kolumnistin Aline von Drateln.

© Aline von Drateln/Tsp

Leonie Bensch gewinnt in der Kategorie „Beste Nebenrolle“. Alexander Scheer verliert die „Beste männliche Nebenrolle“ trotz Doppelnominierung gegen Godehard Giese. Was Scheer ihm von Herzen zu gönnen scheint, sagte er mir doch vorher noch: „Ich hoffe, ich gewinne nicht. Ich habe schon so viele Preise und es gibt andere talentierte Kollegen.“

Unmittelbar vor seinem Auftritt zur Ankündigung der Nominierten für die „Beste Filmmusik“ wird der Pianist mit Haltung, Igor Levit, hinter der Bühne von der Nachricht des Todes von Margot Friedländer eingeholt. Und er schafft es, als enger Freund die richtigen Worte zu finden. Wie auch die Regie die richtige Kamera-Einstellung findet und diskret auf das ebenfalls ergriffene Publikum schwenkt, als Levit kurz die Fassung verliert.

Selbst im Pressebereich wird es still. Geht damit doch nicht nur das Leben einer 103-Jährigen zu Ende. Sondern auch die Ära der letzten Zeitzeuginnen, die erlebt haben, was passiert, wenn Kultur gleichgeschaltet wird.

„Eigentlich kann ich jetzt den ganzen Schmu hier wegwerfen“, sagt Levit mit Blick auf seine Notizen zu den Nominierten. Und bringt seinen Job dann doch zu Ende.

Igor Levit sollte die Nominierten für die „Beste Filmmusik“ ankündigen. Doch zuvor wurde er von der Nachricht des Todes von Margot Friedländer eingeholt.

© dpa/Christoph Soeder

Als Moderator Christian Friedel nach Übergabe der Lola an Gewinnerin Dascha Dauenhauer zuerst Igor Levit für seine Leistung dankt, brüllt jemand aus dem Publikum: „Da steht eine Gewinnerin!“ Ein interessanter Moment, in dem unvorhersehbare Emotionen und der Anspruch an Sichtbarkeit von Frauen einfach nicht vereinbar sind.

Auf der Aftershow-Party treffe ich Wolfram Weimer wieder. Wie es ihm gefallen habe? „Ein großartiger Filmabend“, langweilt er mich wortreich an. Als er vom Potenzial des Deutschen Films anfängt, unterbreche ich ihn. Ob er den Diss gegen ihn nicht bemerkt habe?

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer im schwarzen Anzug mit Fliege bei der Verleihung des Filmpreises.

© imago/APress/imago

„Ja. Das war aber auch in Ordnung. Es gibt ja gerade jede Menge Gerüchte, auch um meine Person. Am Ende ist es ein Abend unter Freunden geworden.“ So schnell habe er sich mit allen hier befreundet? „Nein. Aber ich denke, es ist mir heute gut gelungen, auch meine Kritiker zu überzeugen. Das ist mir richtig gut gelungen“, sagt er freudig. „Ich bin hier kühl empfangen worden und warmherzig rausgegangen. Deswegen bin ich richtig happy“, zählt er sich zu den Gewinnern des Abends.

Lesen Sie auch Thriller über Olympia-Attentat 1972 „September 5“ gewinnt Deutschen Filmpreis in Gold Margot Friedländer ist tot Botschafterin der Menschlichkeit „Vogue“-Cover, Ehrenporträt und letzte Auftritte Margot Friedländers späte Berliner Jahre in Bildern

Sie wolle den neuen Kulturstaatsminister an seinen Taten messen, sagte Iris Berben Stunden zuvor auf dem Teppich. „Act now!“ gilt nicht nur für Schauspieler.