So ähnlich hieß es in der Einladung von Carolin Maier zu einem Besuch im SpinLab Leipzig. Da ich mich sowohl mit Start-ups, als auch mit KI-Themen beschäftige, traf das einen Nerv und ich recherchierte erst einmal: MAIA ist ein Software-Produkt der Leipziger Prodlane GmbH, die sich mit der Digitalisierung in mittelständischen Unternehmen und dem Einstieg für diese in KI-Technologien beschäftigt. MAIA selbst ist eine KI-Anwendung, laut Selbstbeschreibung eine KI-Assistentinfür Wissensmanagement.
Dass Frauen erfolgreiche Start-ups gründen können, davon konnte ich mich bereits einige Male überzeugen. Emilie Wegner von der Hülsenreich GmbH, Kathrin Thiem bei der PRInnovation GmbH oder Anne-Cathrin Becker und Romy Wuttke von „get a MINT“ seien hier nur als Beispiele genannt. Trotzdem sind Startup-Gründerinnen noch eher die Ausnahme.
Mein Interesse war also geweckt und am 7. Mai besuchte ich Carolin Maier in der alten Baumwollspinnerei Leipzig. Versteckt in den Tiefen des SpinLab, wer es kennt, der weiß, wovon ich rede, fand ich mit der Hilfe einer freundlichen Mitarbeiterin des SpinLab das Büro und wir konnten loslegen.
Kurz zur Firmengeschichte: Die Prodlane GmbH wurde 2021 von der Schweizer Betriebswirtin (MA Business Innovation) Carolin Maier und dem Deutschen Softwareentwickler Mathias Jakob in Leipzig gegründet.
Warum haben Sie in Leipzig gegründet, Frau Maier?
Damals war wirklich die Frage, Leipzig oder Zürich? Wir haben hier ein sehr attraktives, junges und dynamisches Umfeld vorgefunden. Also mit dem SpinLab, mit anderen Start-ups und auch mit der Universität. Wir haben hier die ersten Softwareentwickler einstellen können. Das war damals für uns die Entscheidung, wir machen unsere Basis in Leipzig und sind trotzdem im ganzen DACH-Markt aktiv.
Wie war seitdem Ihre Personalentwicklung? Sie haben mit zwei Personen angefangen, wie ist der heutige Stand?
Genau gesagt, sind wir zu dritt gestartet. Aktuell sind wir bei über 10 Leuten und gerade wieder am Einstellen.
Es geht also aufwärts, kommen wir zu MAIA. Was ist das genau?
MAIA ist ein Kurzbegriff für „Mittelstand AI-Assistant“, eine KI-Plattform für Unternehmenswissen. Man kann sich das so vorstellen, MAIA kennt all die technischen Dokumente, aber auch sonstige Dokumente auswendig und kann Fragen dazu beantworten und Aufgaben lösen.
Sie sagen „MAIA kennt“, woher kennt MAIA etwas und was kennt diese KI?
Man kann die MAIA mit dem eigenen Unternehmenswissen füttern. Das heißt, man kann seine Dokumente, als PDF, Word-Dokumenten und so weiter, in MAIA hochladen. Oder man kann auch seine Ordnersysteme aus SharePoint oder Confluence mit MAIA synchronisieren und dann kennt MAIA dieses Wissen. Dahinter gibt es ganz tiefe Algorithmen, die dieses Wissen aus den Dokumenten analysieren, zum Beispiel die Kapitelüberschriften verstehen, das Datum des Dokumentes, die Seitenzahlen und vieles mehr.
Stellt man anschließend eine Frage an MAIA, haben wir verschiedene komplexe AI-Agenten, die verstehen, wie sie diese Aufgabe am besten lösen. Und der Nutzer erhält dann in sekundenschnelle eine fundierte Antwort mit Quellennachweisen.
MAIA greift also auf die vorher hochgeladenen eigenen Daten zu, nicht auf die Trainingsdaten von ChatGPT oder anderen?
MAIA hat zwar eine Chat-Oberfläche, es fühlt sich an wie ChatGPT. Aber man kann immer selbst entscheiden, ob man mit seinem eigenen Unternehmenswissen sprechen möchte oder mit dem Wissen des Sprachmodells wie zum Beispiel GPT, Claude, Mistral. Viele Firmen nutzen MAIA sowohl fürs eigene Wissen als auch für das Sprachmodell Wissen. Man kann immer selbst im Chat auswählen. Man weiß also immer, mit welchem Wissen man gerade spricht. Denn es ist sehr wichtig, dass da nichts vermischt wird.
Wie entstand eigentlich die Idee für MAIA?
Eines unserer größten Ziele, weshalb wir gegründet haben ist, dass Unternehmen einen Wissensschatz, einen Wust an gesammelte Wissen haben, der schwer verfügbar ist. Ich bin damals über dieses Problem dahin gekommen. Ich habe mir nicht gesagt: Ich baue jetzt eine KI. Sondern ich habe dieses Problem von diesem Unternehmenswissen und Wust und auch dem Fachkräftemangel her gesehen.
Dann sind wir zu der Lösung gekommen, dass KI-Technologie da helfen kann. Uns ist es wichtig diese enormen Mengen z. B. an Produktblättern, teilweise 30 Jahre alte Scans schief und krumm von irgendwelchen Werkstoffen, verfügbar zu machen. Das ist unser Ziel.
Liegen die MAIA-Software und die Kundendaten, also die Wissendatenbank, auf der Infrastruktur des Nutzers, in der Cloud der Prodlane oder ist das wahlweise möglich?
MAIA ist eine Cloud-basierte Webapp, das heißt man kann MAIA übers Internet nutzen. Datenschutz ist dabei unsere oberste Priorität. Die Hauptdatenhaltung findet in Deutschland statt. Wenn wir externe Systeme anbinden, bleibt der Hauptteil der Daten auch auf den bereits bestehenden Systemen des Kunden wie zum Beispiel Sharepoint und wir synchronisieren nur, was wir wirklich brauchen.
Theoretisch könnte das gesamte System auch auf der Infrastruktur des Kunden gehostet werden – meistens schrecken dort die Kunden jedoch vor den sehr hohen Kosten für die spezielle KI-Infrastruktur zurück.
Ich kenne das, da stehen Ordner mit Produktblättern, technischen Spezifikationen usw. Daraus eine Information zu suchen, ist zeit- und kräfteraubend. Der Kunde hat jetzt diese Informationen, die nicht einfach im Web verfügbar sind, wie bekommt er die in die Wissensdatenbank?
Einen Scan muss der Kunde selbst machen, den lädt er dann in MAIA hoch. Wir haben OCR-Software, also Optical Character Recognition, das heißt MAIA liest die Texte auch aus „unlesbaren“ PDFs raus.
Das kann also auch ein Scan von einer technischen Beschreibung auf einem Blatt Durchschlagpapier oder eine 50 Jahre alten Betriebsanleitung mit schlechter Qualität sein. Gibt es größere Fehlerquoten beim Einlesen?
Genau das sind unsere Kunden. Ich lehne mich mal aus dem Fenster, das sollte gehen. Die meisten Kunden haben schon nicht mehr den fünften Durchschlag und so weiter, sondern sind schon weiter an Digitalisierung dran. Trotzdem haben wir oft irgendwelche Tabellen, die dann noch schief sind oder schlechte Lichtverhältnisse bei einer Fotokopie. Wir können teilweise sogar ein bisschen Handschrift einlesen. Aber bei Handschrift gibt es natürlich Grenzen.
Wie weit geht Ihre Unterstützung bei der Einrichtung?
Die Einrichtung in MAIA selbst ist echt unkompliziert – einfach registrieren, einloggen, Dokumente hochladen und man kann direkt loslegen. Wir begleiten allerdings den ganzen Prozess, helfen bei der Anbindung der Datensilos wie Sharepoint und sind auch so jederzeit bei offenen Fragen verfügbar. Zusätzlich gibt es Schulungen, zum Beispiel zu KI-Grundlagen, Prompting oder wie man KI im Unternehmen sinnvoll integriert – das läuft alles parallel. So ist man in wenigen Tagen startklar.
Jetzt ist das gesamte Firmenwissen, manchmal auch überholtes und neues Wissen, in der Datenbank und der Kunde startet eine Abfrage. Wie kann er sicher sein, dass die Antwort dem neusten Stand und nicht einem veralteten entspricht?
MAIA spuckt dann beide Informationen aus und sagt, das ist von 2000 und das von 2020, dann entscheidet du welches du nehmen willst. Unsere ganzen Analysen sind darauf getrimmt. Es macht einen Riesenunterschied, dass unsere Technologie die Dokumente wirklich so tief versteht. In manchen KI-Softwares wird einfach der Text zufällig zerhackt, an irgendwelchen Stellen.
Wir achten hingegen darauf, dass Kapitel und Tabellen nicht zerhackt werden. So können wir in der gesamten Dokumentenanalyse sicherstellen, dass die KI dann nicht einfach falsch abbiegt oder nur die Hälfte der Tabelle gelesen hat. Wir haben auch KI-Agenten, die das dann nochmal überprüfen, nochmal gucken, ob sie es denn wirklich richtig verstanden haben.
Zusätzliche KI-Assistenten, die dann prüfen, ob die Daten im Ergebnis wirklich in den Dokumenten stehen, habe ich das richtig verstanden?
Ja genau, es wird zum Beispiel nochmal geschaut, ob sich dazu noch ein Zitat finden lässt. Das spuckt MAIA dann als Quelle aus. Also in mehreren Stufen nochmal nachgucken. 100 % schafft generative KI nie, aber wir arbeiten daran, so nahe wie nur möglich daran zu kommen und es den Nutzenden einfach zu machen, die Ergebnisse zu validieren.
Und die Menschen haben es ja auch selbst im Griff durch die KI-Bedienung. Was wir deshalb oft machen, ist mit den Menschen Promptschulung, ich halte auch Workshops. Ich hatte vorgestern wieder einen Workshop bei einem Mittelständler.
Da saßen zehn Manager und die lernen auch zu prompten. Wenn man einfach sagt: Schreibe mir eine E-Mail, dann arbeitet die KI einfach kreativ drauflos. Wenn man aber sagt, ich möchte eine E-Mail an eine Fachperson, in die sollen nur technische Daten rein, also wenn man den Prompts genauer macht, dann wird die Antwortqualität auch besser.
Die Software MAIA hat ihr Team komplett selbst entwickelt?
Ich formuliere es mal etwas vereinfacht, man verbindet und nutzt natürlich auch verfügbare Technologien und arbeitet teilweise mit Open Source. Aber die zentralen Algorithmen dahinter, wie die Dokumentenanalysen und AI-Agenten, die sind komplett von uns entwickelt.
Kurze Nachfrage noch. Wir haben über Technik gesprochen, jetzt kamen noch E-Mails ins Spiel, kann MAIA auch Buchhaltung?
MAIA, wie generative KI im Generellen, ist gut mit Text und Schreiben und Sprache und so weiter. Das heißt, sobald es zu fest in Richtung Zahlen geht, ins Rechnen, dann lieber eine analytische statt generative KI benutzen. Klar, MAIA kann auch CSV-Dateien auslesen, aber ich empfehle es nicht, damit komplexe Buchhaltungscases zu machen.
Sie sprachen vorhin schon von der DACH-Region, sind also in Deutschland, Österreich und der Schweiz aktiv. Wie ist die Resonanz der Kunden?
Die ist sehr gut. Wir merken gerade, es klickt. Das heißt, wir haben Industrieunternehmen, die nutzen MAIA jetzt schon seit ein, zwei Jahren und verlängern die Verträge. Sie sind auch bereit, mehr zu zahlen, weil sie die Effizienzgewinne sehen.
Was mich sehr glücklich macht ist, dass wir noch sehr eng an den Kunden dran sind. Ich habe Leute vor mir sitzen, die sagen: Ich muss jeden Tag diese Nummer in den Dokumenten finden und die führen einem das vor. Dann hört man, wie einfach ihre Routine, die Arbeit, die eigentlich schmerzvoll ist, einfacher macht und sie dann mehr das Denken übernehmen können. Das macht mich sehr glücklich, weil ich will nicht Menschen ersetzen, sondern ich will die Aufgaben ersetzen, auf die die Leute keine Lust haben.
Nehmen wir das als Schlusswort: KI soll nicht Menschen ersetzen, sondern ihnen die Arbeit erleichtern. Frau Maier, ich bedanke mich für das Gespräch.