Duisburg (Nordrhein-Westfalen) – Um 22.15 Uhr geht plötzlich alles ganz schnell, in wenigen Sekunden haben Dutzende Polizisten im flackernden Blaulicht das Bordellviertel in Duisburg umstellt. Keiner kommt mehr rein oder raus.

Am Samstagabend sind hunderte Polizisten, Zollfahnder und Ermittler zeitgleich unterwegs im Kampf gegen die Organisierte Kriminalität. Spektakuläre Groß-Razzia in der Türsteher-Szene im Clan- und Rockermilieu. Auch im Einsatz mit dabei: NRW-Innenminister Herbert Reul (72, CDU).

Razzia bei Clans und Rockern in NRW

In Dortmund, Duisburg, Essen, Köln, Recklinghausen und im Kreis Wesel werden rund 400 Polizistinnen und Polizisten gemeinsam mit Gewerbeaufsicht und Zoll zahlreiche Diskotheken, Bars und Bordelle kontrollieren, die zuvor verdeckt observiert wurden.

Auch das Ordnungsamt war dabei

Auch das Ordnungsamt war dabei

Foto: Justin Brosch

Der Einsatz läuft unter der Federführung der „Sicherheitskooperation (Siko) Ruhr“.

Innenminister: „Kleinvieh macht viel Mist“

Innenminister Herbert Reul zu BILD: „Im dunklen Nachtleben machen Clans und Rocker gerne ihr Geld. Dabei geht es nicht immer um Drogen oder größere Delikte. Auch kleiner Vergehen stehen im Vordergrund, denn: Kleinvieh macht viel Mist. Polizei, Zoll, Ordnungsämter und Ausländerämter ziehen an solchen Abenden ihre Kräfte zusammen und bringen viel Licht in die dunklen Ecken von Clubs und Diskotheken. Weitere Nadelstiche, die uns helfen, kleine und große kriminelle Fische zu fangen.“

Mit bei der Razzia dabei: NRWs Innenminister Herbert Reul

Mit bei der Razzia dabei: NRWs Innenminister Herbert Reul

Foto: Justin Brosch

Nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden sind in der Vergangenheit wiederholt Bezüge bekannter Familienclans und Rockern zu Firmen des Sicherheits- und Bewachungsgewerbes bekannt geworden. Diese Firmen verfügen zum Teil über zahlreiche Subunternehmen, existieren mitunter nur als Briefkastenfirmen, wechseln Gesellschafter und Firmensitze und werden zum Teil samt Firmenvermögen liquidiert und andernorts unter einem neuen Firmennamen neu gegründet.

Mitarbeiter dieser Firmen haben in der Regel keine Qualifizierungsnachweise, werden bar auf die Hand bezahlt und zwischen den Firmen getauscht bzw. arbeiten für mehrere Unternehmen. Und gerne vorbei an der Steuer. Einige Geschäftsführer dieser dubiosen Sicherheitsfirmen haben familiären Clanbezug und sind deutschlandweit vernetzt.

Steuerhinterziehung und Schwarzarbeit

Ein Ermittler: „Es liegen Anhaltspunkte dafür vor, dass die Gewerbeordnung und andere einschlägige Vorschriften unterlaufen und missachtet werden und auf diese Weise Steuern und Abgaben hinterzogen und in größerem Umfang Geld verdient wird. Zudem gib es Hinweise auf totalgefälschte Prüfungszertifikate der IHK.“

Bei der Razzia ging es auch um Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung

Bei der Razzia ging es auch um Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung

Foto: Justin Brosch

Zudem gibt es Anzeichen, dass in diesem Bereich Schwarzarbeit stattfindet, Kontobewegungen nicht die tatsächliche Auftragslage widerspiegeln und größere Geldbeträge in bar gezahlt und verschoben werden.

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Neben den bewährten Kontrollmaßnahmen dient der Einsatz, durch zielgerichtete Kontrollmaßnahmen in ausgewählten Objekten, der weiteren Erkenntnisgewinnung und Aufklärungen etwaiger bisher eher unberücksichtigten Verflechtung zwischen „der Clankriminalität“ und etwaigen vermeintlich seriösen Gewerben.