Berlin – Die Russen-Rocker der „Nachtwölfe“, die Kreml-Herrscher und Kriegstreiber Wladimir Putin (72) nahestehen und die Politik des Diktators vehement unterstützen, wollten in Berlin am 9. Mai den sowjetischen Sieg über Nazideutschland 1945 feiern. Daraus wurde dann aber nichts.
Ein großer Teil der Rockergruppe sagte die angemeldete Fahrt zum sowjetischen Ehrenmal in Berlin-Tiergarten kurzfristig ab. Einige Dutzend Teilnehmer hätten die Anweisungen der Polizei zum Ablegen von Westen mit Abzeichen abgelehnt, sagte eine Polizeisprecherin.
Am westlichen Stadtrand in Spandau seien die Mitglieder der „Nachtwölfe“ dann am frühen Nachmittag wieder abgefahren. Auch der Besuch des großen Ehrenmals im Treptower Park fiel damit wohl aus.
„Nachtwölfe“ wollten zum Berliner Denkmal
Nur rund 50 Unterstützer, sogenannte „Supporter“, der Rockergruppe seien in die Innenstadt bis zum Tiergarten gefahren und hätten Kränze an dem Ehrenmal niedergelegt. Diese Gruppe wollte anschließend noch weiter zum Ehrenmal im Treptower Park fahren, wie die Sprecherin sagte. Dort war die Polizei auch bis zum Abend präsent, um Störungen zu verhindern.
Laut einer Sprecherin der Berliner Polizei waren im Vorfeld 200 Teilnehmer angemeldet worden. Am Sowjetischen Ehrenmal in Berlin-Treptow wollten die „Nachtwölfe“ ursprünglich in kleinen Gruppen zum Denkmal gehen.
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„Es soll ein würdevolles und friedvolles Gedenken sein“, betonte die Polizeisprecherin im Vorfeld. Dabei wurde auch darauf geachtet, ob es Verstöße gegen die Allgemeinverfügung gibt, die etwa das Zeigen sowjetischer Flaggen an den Ehrenmalen, das Tragen von militärischen Uniformen und Uniformteilen oder das einzelne oder hervorgehobene Zeigen der Buchstaben „V“ oder „Z“ untersagt.
„Nachtwölfe“ sind Putin-Fans
Die „Nachtwölfe“ sind Unterstützer des russischen Präsidenten Wladimir Putin und seines Überfalls auf die Ukraine. Schon 2019 tourte der Kreml-Herrscher mit ihnen über die annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim.
Kreml-Diktator Wladimir Putin fuhr 2019 mit den Rockern über die annektierte Krim
Foto: AFP
Dass in Berlin tatsächlich Biker aus Moskau ankommen, galt schon im Vorfeld als unwahrscheinlich. Der Grund: die Biker dürfen nicht in die Europäische Union einreisen. Der komplette Club steht auf der EU-Sanktionsliste.
Die „Nachtwölfe“ werden vom Bundeskriminalamt (BKA) der russisch-eurasischen Kriminalität zugeordnet. Der MC wurde in den 1980er-Jahren gegründet und hat exzellente Beziehungen zur russischen Regierung, insbesondere zu Putin, heißt es in der Bewertung. Über 5000 Mitglieder sollen dem Club weltweit angehören.
Warum schaffen es trotzdem „Nachtwölfe“ nach Berlin?
Der russische Biker-Club hat in ganz Europa Mitglieder, ist in sogenannte Chapter organisiert. Statt der in Russland ansässigen Rockern reisen also befreundete oder sogar fest-assoziierte Rockergruppen ein, zuletzt kamen die vor allem aus Tschechien oder Polen. Sie sammeln sich entlang der Strecke, ähnlich einer Sternfahrt.
Die „Nachtwölfe“ posieren mit Fahnen vor dem Sowjetischen Garnisonsfriedhof in Dresden
Foto: Sebastian Kahnert/dpa
Die „Nachtwölfe“ mit Polizeibegleitung am Sowjetischen Ehrenfriedhof an der B96 im Brandenburgischen Baruth
Foto: Lutz Deckwerth/dpa
Die russischen Biker starteten ihre umstrittene „Siegesfahrt“ Ende April in Moskau, kamen über Tschechien, durch Sachsen nach Brandenburg und Berlin. Bereits am Donnerstag hatten sie zwei sowjetische Gedenkorte in Brandenburg besucht.