An Sonn- und Feiertagen sind die Büdchen – nicht nur – in Düsseldorf eine Anlaufstelle in der Not, aber auch ein beliebter Treffpunkt. Im nur ein paar Kilometer entfernten Mönchengladbach dürfen das manche Kioske an diesen Tagen nicht mehr sein. Das hat das dortige Ordnungsamt mit Verweis auf das nordrhein-westfälische Ladenöffnungsgesetz beschieden. Droht Düsseldorf damit eine ähnliche Situation?
„Was soll das denn?“, fragt sich Yeter Sengül, die mit ihrem Mann ein Büdchen an der Bilker Allee in Friedrichstadt betreibt. Wie bei so vielen Buden gehören zu ihrem Angebot nicht nur Zeitungen, Tabakwaren und eine Getränkeauswahl, sondern auch Nudeln, Milch und andere Lebensmittel. Und genau darin liegt die Krux. Weil sehr viele Büdchen diese mittlerweile anbieten, gelten für sie theoretisch restriktivere Öffnungszeiten. Laut Ladenöffnungsgesetz dürfen sogenannte Verkaufsstellen an Werktagen ohne zeitliche Begrenzung geöffnet sein, an Sonn- und Feiertagen jedoch nur begrenzt. Und das auch nur, wenn deren Kernsortiment aus Blumen und Pflanzen, Zeitungen oder Back- und Konditorwaren besteht. Darüber hinaus ist die Abgabe „eines begrenzten Randsortiments“ erlaubt – alles für die Dauer von fünf Stunden. Praktisch aber – das kann jeder sehen, der an einem Sonntag schon mal durch die Stadt spaziert ist – sind die meisten Büdchen natürlich deutlich länger geöffnet, nicht selten vom frühen Morgen bis zum späten Abend. Doch das war bisher auch in Mönchengladbach so, bis Ordnungsamt und Polizei Ende März gemeinsam 100 Gewerbekontrollen durchführten und 90 Verstöße feststellten, viele davon in Kiosken.
Dass sie auch Sonn- und Feiertags weiter öffnen können, dürfte für die meisten Betreiber wirtschaftlich elementar sein, sind sie doch besonders an Sonntagen nicht selten die einzig verfügbaren Anbieter. Und: das Geld wird in Büdchen nicht mit Zeitschriften oder Tabak verdient, für die die Preise ja festgelegt sind, sondern mit Getränken und im Zweifel auch Lebensmitteln. Auch Sengül sagt, dass der Umsatz an Sonn- und Feiertagen „sehr wichtig“ sei. „Die Leute sind glücklich, wenn sie beim Einkauf etwas vergessen haben und hier noch was bekommen“, so die Kiosk-Betreiberin.
Genauso wichtig ist für sie aber ein anderer Punkt: „Wir sind für das Soziale da“, so Sengül. Sie sieht ihr Büdchen auch als Nachbarschaftstreff, wo sich Jung und Alt hinsetzen, gemeinsam einen Kaffee trinken und plaudern. Das bindet natürlich auch Kunden. Eine frühere Kundin von Sengül, die mittlerweile in Mönchengladbach lebt, habe sie deshalb nach den Gewerbekontrollen dort sogar angerufen und gefragt, was da wohl los sei.
Ein weiterer solcher Nachbarschaftstreffpunkt ist auch die Markthalle an der Bankstraße in Golzheim. „Die Markthalle hat uns während Corona am Leben gehalten“, sagt Anwohnerin Laura. Dort konnte man sich noch auf ein Getränk treffen und sich unterhalten. Vor dem Büdchen – das mit seinem umfangreichen Angebot schon eher an einen Tante-Emma-Laden erinnert und so etwas wie die Luxusvariante eines Büdchens ist – gibt es einige Sitzmöglichkeiten für Besucher. Besonders bei gutem Wetter kann es hier in den Nachmittags- und Abendstunden schonmal rappelvoll werden.
Und auch für die Betreiber Predrag Krco und seine Partnerin Jelena ist der Sonntag der umsatzstärkste Tag der Woche. „Es wäre schade, wenn der wegfallen würde“, sagen sie, doch machen sie sich da kaum Sorgen drum, denn: „Wir haben alle Konzessionen, wir betreiben das Geschäft schon seit Jahren so.“ Für die Kunden, die meisten davon Stammbesucher aus der Umgebung, wäre eine sonntags geschlossene Markthalle wohl ein noch größeres Problem als für die Betreiber selbst. „Wir hätten dann einen Familientag mehr“, sagt Krco nur halb im Scherz.
Es ist davon auszugehen, dass viele Buden-Betreiber in Mönchengladbach Fehler gemacht haben, im Gegensatz zu Sengül und Krco etwa die falsche Konzession hatten. Und dass es solche Fälle in Düsseldorf gibt, ist sicherlich nicht ausgeschlossen. Doch dass die Stadt mit dem Ordnungsamt eine so großflächige Kontrolle anstrebt, wie ihre Kollegen, scheint zumindest unwahrscheinlich. Auf die Frage danach antwortete eine Stadtsprecherin: „Das Ordnungsamt führt im Einzelfall und auf konkrete Beschwerden Kontrollen durch.“