An Sonn- und Feiertagen sind Düsseldorfer Büdchen nicht nur eine Anlaufstelle in der Not, sondern auch ein beliebter Treffpunkt. Im nur wenige Kilometer entfernten Mönchengladbach dürfen das manche Kioske an diesen Tagen jedoch nicht mehr sein. Das hat das dortige Ordnungsamt mit Verweis auf das nordrhein-westfälische Ladenöffnungsgesetz beschieden. Droht Düsseldorf damit eine ähnliche Situation?

„Was soll das“, fragt sich Yeter Sengül, die mit ihrem Mann seit 20 Jahren ein Büdchen an der Bilker Allee in Friedrichstadt betreibt. Wie bei so vielen Buden gehören zu ihrem Angebot nicht nur Zeitungen, Tabakwaren und eine Getränkeauswahl. Sondern auch Nudeln, Milch und andere Lebensmittel. Und genau darin liegt die Krux.

Weil sehr viele Büdchen diese Produktpalette mittlerweile anbieten, gelten für die Betreiber strengere Öffnungszeiten. Theoretisch. Laut Ladenöffnungsgesetz dürfen solche Verkaufsstellen an Werktagen ohne zeitliche Begrenzung geöffnet sein, an Sonn- und Feiertagen jedoch nur begrenzt. Und das aber auch nur dann, wenn das Kernsortiment aus Blumen und Pflanzen, Zeitungen oder Back- und Konditorwaren besteht. Darüber hinaus ist die Abgabe eines „begrenzten Randsortiments“ erlaubt, für die Dauer von fünf Stunden.

Praktisch aber – das kann jeder sehen, der an einem Sonntag schon mal durch die Stadt spaziert ist – sind die meisten Büdchen deutlich länger geöffnet. Nicht selten vom frühen Morgen bis zum späten Abend. Das war bisher auch in Mönchengladbach so. Bis Ordnungsamt und Polizei Ende März gemeinsam 100 Gewerbekontrollen durchführten und 90 Verstöße feststellten, viele davon in Kiosken.

Dass sie auch an Sonn- und Feiertagen weiter öffnen können, dürfte für die meisten Betreiber wirtschaftlich elementar sein. Schließlich sind sie besonders an Sonntagen nicht selten die einzig verfügbaren Anbieter. Und: Das Geld wird in Büdchen nicht mit Zeitschriften oder Tabak verdient, für die die Verkaufspreise ja festgelegt sind. Sondern mit Getränken – und im Zweifel auch mit Lebensmitteln. Kiosk-Unternehmerin Sengül sagt, dass der Umsatz an Sonn- und Feiertagen für sie „sehr wichtig“ sei. „Die Leute sind glücklich, wenn sie beim Einkauf etwas vergessen haben und hier noch was bekommen“, so Sengül.

Genauso wichtig ist für sie aber ein anderer Punkt: „Wir sind für das Soziale da“, sagt die Düsseldorferin. Sie sieht ihr Büdchen auch als Nachbarschaftstreff, wo sich Jung und Alt hinsetzen, gemeinsam einen Kaffee trinken und plaudern. Das bindet natürlich auch Kunden. Eine frühere Kundin von Sengül, die mittlerweile in Mönchengladbach lebt, habe sie nach den Gewerbekontrollen dort sogar angerufen und gefragt, was da wohl los sei.

Ein weiterer solcher Nachbarschaftstreffpunkt ist auch die Markthalle an der Bankstraße in Golzheim. „Die Markthalle hat uns während Corona am Leben gehalten“, sagt Anwohnerin Laura. Dort konnte man sich auch im Lockdown noch auf ein Getränk treffen und klönen. Vor dem Büdchen – das mit seinem umfangreichen Angebot schon eher an einen Tante-Emma-Laden erinnert und so etwas wie die Luxusvariante eines Kiosks ist – gibt es einige Sitzmöglichkeiten für Besucher. Besonders bei gutem Wetter kann es hier in den Nachmittags- und Abendstunden rappelvoll werden.

Und auch für die Betreiber Predrag Krco und seine Partnerin Jelena ist der Sonntag der umsatzstärkste Tag der Woche. „Es wäre schade, wenn der wegfallen würde“, sagen sie. Doch machen sie sich kaum Sorgen, denn: „Wir haben alle Konzessionen, wir betreiben das Geschäft schon seit Jahren so.“ Für die Kunden – die meisten sind Stammbesucher aus der Umgebung – wäre eine sonntags geschlossene Markthalle wohl ein noch größeres Problem als für die Betreiber selbst. „Wir hätten dann einen Familientag mehr“, sagt Krco nur halb im Scherz.

Es ist davon auszugehen, dass viele Buden-Betreiber in Mönchengladbach Fehler gemacht haben und im Gegensatz zu Sengül und Krco etwa die falsche Konzession hatten. Und dass es solche Fälle in Düsseldorf gibt, ist sicherlich nicht ausgeschlossen. Doch dass die Stadt mit dem Ordnungsamt eine so großflächige Kontrolle anstrebt wie ihre Kollegen in der Nachbarstadt, scheint zumindest unwahrscheinlich. Auf die Frage danach antwortet eine Stadtsprecherin: „Das Ordnungsamt führt im Einzelfall und auf konkrete Beschwerden Kontrollen durch.“