Am Morgen des 7. Januar 2023 öffnen zwei Wärter die Zellentür des Gefangenen Gunter E.. Weil er eine Geldstrafe nicht bezahlen konnte, ist er in Gablingen eingesperrt. Über das, was danach passiert, gehen die Erzählungen auseinander.
Die eine Version stammt von JVA-Bediensteten. Sie berichten, dass Gunter E. wegen seiner Unterbringung unzufrieden war. Wegen der „aufbrausenden Art“ des Gefangenen wollten sie das Gespräch beenden und die Zellentür schließen. Gunter E. habe die Tür jedoch festgehalten und schließlich einem Beamten ins Gesicht geschlagen. Der Gefangene wird niedergerungen und fixiert. Dabei habe er „massiven Widerstand geleistet“. So steht es in Akten, die dem BR vorliegen. Die Krankenabteilung der JVA vermerkt eine „leichte Rötung“ an der linken Wange des Beamten.
Häftling: „Wurde gezielt und hemmungslos verprügelt“
Gunter E. berichtet gänzlich anderes. Seine Version beginnt mit einem Zettel, der ihm unter der Tür hindurchgeschoben worden sei. „Du scheiß Nazi“ hätte darauf gestanden. Gunter E. bittet die Aufseher, den Vorfall zu dokumentieren und an die Leitung der JVA weiterzuleiten. Doch das sei nicht passiert. Gunter E. wird in einen anderen Zellenblock verlegt.
Als dann am Morgen des 7. Januar die beiden Beamten seine neue Zelle öffnen, habe er erneut über den Zettel sprechen wollen. Die Zellentür habe er mit der Hand offengehalten, da sie sonst automatisch zufällt. Einer der beiden Beamten habe ihm daraufhin „einen unerwarteten Hieb auf die Stirn“ versetzt. Gunter E. stolpert nach eigener Aussage gegen das Stockbett. Der Beamte habe ihm nachgesetzt und ihn „gezielt und völlig enthemmt“ verprügelt. Zunächst auf Gesicht und Kopf, dann auf Brust, Leber, Niere und Hals.
Knochenbrüche und Blutergüsse
Anschließend habe man ihn sofort in einen der „besonders gesicherten Hafträume“ (bgH) gesperrt. Dort klagt Gunter E. über Schmerzen, wie aus der internen Protokollliste hervorgeht. Später wird er von einem der Gefängnisärzte untersucht. Fotos, die dem BR vorliegen, zeigen Blutergüsse auf seinem Körper. Der Zustand seiner Zähne ist dokumentiert, ein Foto zeigt ein blutunterlaufenes und geschwollenes Auge.
Und es gibt Röntgenbilder, die innere Verletzungen belegen: „Fraktur 7 + 8 Rippe“, also ein zweifacher Rippenbruch. Das steht in einem Arztbrief, der dem BR ebenfalls vorliegt. Womöglich wurde auch die Niere des Gefangenen verletzt. „Farbe von Urin bräunlich“, heißt es weiter. Ein Indiz für Blut im Urin. Ein HNO-Arzt vermerkt Einblutungen der Stimmlippen. Eine häufige Folge von Schlägen gegen den Kehlkopf.