Europa müsste sich den Ansprüchen von Donald Trump auf Grönland viel entschiedener entgegenstellen. Es wird Zeit, einen außerordentlichen EU-Gipfel abzuhalten – warum nicht in Nuuk, der Hauptstadt Grönlands?
Europa ist auf vier Hügeln errichtet worden: auf dem Berg Sinai, auf Golgatha, der Akropolis und dem Kapitol in Rom. Die Ideen und Werte, die von diesen Orten in die Welt getragen wurden, haben den Westen geformt und gebildet. Heute werden diese Werte immer häufiger infrage gestellt – teilweise sogar aus dem Westen selbst.
Europa muss sich deswegen schützen. Der Kontinent wird nie eine Großmacht werden wie die Vereinigten Staaten oder China – dazu fehlt ihm der Wille –, aber er sollte in seinen Möglichkeiten sinnbildlich zur Festung werden, die wenigstens in ihren Grenzen dafür sorgt, dass ihr Bestand gewahrt bleibt.
Dazu gehört auch der Zusammenhalt und die Pflege der Seelenverwandtschaft untereinander. Ein Angriff auf ein Mitglied der Europäischen Union sollte als Angriff auf alle gewertet werden. Bisher ist das Gefühl dafür nur zum Teil vorhanden.
Wo bleibt etwa der Beistand aller EU-Europäer für Dänemark? Warum stellen sich die Klubmitglieder nicht geschlossen hinter Kopenhagen, seit der amerikanische Präsident Donald Trump sich anschickt, europäisches Gebiet, nämlich Grönland, zu schlucken? Nichts geschieht in dieser Hinsicht – oder viel zu wenig.
Es wird Zeit, einen außerordentlichen EU-Gipfel in Nuuk, Grönlands Hauptstadt, abzuhalten – mit einem einzigen Punkt auf der Tagesordnung: Die EU wird einen Griff nach Grönland, so wie ihn Trump vorhat, nicht folgenlos hinnehmen. Kopenhagen steht nicht allein.
Auch für das europäische Selbstbewusstsein wäre es gut, der Welt zu beweisen, dass Europa nicht – wie Michel Houellebecq in seinem Roman „Vernichten“ schreibt –, „zu einer entlegenen, alternden, depressiven und einigermaßen lächerlichen Provinz der Vereinigten Staaten geworden“ ist. Sondern dass es lebt. Und ernstzunehmen ist.