Der neue Papst Leo XIV. ist in sein Amt eingetreten. Was halten die Katholiken in Viersen vom ersten US-amerikanischen Papst? Die Erwartungen gehen in verschiedene Richtungen.
„Wir haben doch die beste Botschaft“, sagt Susanne Mengen, „und ich hoffe, dass der neue Papst deutliche Zeichen setzt für diese Botschaft.“ Wie viele Gläubige war auch Mengen erstaunt über den Ausgang der Papstwahl am Donnerstag. „Ich hatte vorher wenige Erwartungen, dachte, ein älterer Kardinal werde gewählt, ein Konservativer.“ Mit dem 69-jährigen Kardinal Robert Francis Prevost kam es anders. „Er kann etwas bewirken“, glaubt Mengen. Tausende von Menschen auf dem Petersplatz in Rom, die die Wahl verfolgten und jubelten, als Leo XIV. auf den Balkon trat, das zeige doch, dass die Kirche mit ihrer Botschaft noch eine „Strahlwirkung“ habe.
„Ein US-Amerikaner als Papst“ – das war der erste Gedanke von Yvonne Hannen. „Sozusagen der Antipode zu Trump. Und genau deshalb ein Brückenbauer?“ Als diplomatisch und nahbar gelte er, sagt Hannen. Sie findet: „Wir brauchen einen starken Papst, der das Werk seines Vorgängers fortsetzen kann.“
Die Wahl seines Namens gibt Mengen die Hoffnung, dass der Papst genau dies tut. Der Name erinnert an Papst Leo XIII., der als politischer Papst galt und die erste Sozialenzyklika verfasste. Dass er in seiner Antrittsrede die Betonung auf den Frieden legte, hat nicht nur Susanne Mengen positiv registriert.
Auch Kaplan Andreas Hahne von der Gemeinde St. Remigius fiel die Betonung von Frieden und Einheit in der Rede auf. Die Aussagen, dass Gott bedingungslos liebe und das Böse nicht siegen werde, drückt für Hahne aus, dass Leo XIV. in der Lage ist, Zuversicht zu vermitteln und Hoffnung vorzuleben. Ihm fiel auf, dass der neue Papst seine Muttersprache Englisch nicht einsetzte, sondern italienisch und spanisch sprach – ein Zeichen für Hahne, dass Leo XIV. auf die Weltkirche zu schauen bereit ist.
Dass der neue Papst in seiner Antrittsrede das Wort Friede so stark betonte, ist für Jutta Pitzen ein wichtiges Zeichen in der aktuellen politischen Weltlage. „Ich hoffe und erwarte, dass er sich konkret für Frieden, Gerechtigkeit und Umwelt einsetzt“, sagt sie.
Dass Leo XIV. ein politisch aktiver Papst sein wird, hofft auch Justyna Janetzek. Ihre Erwartung: Er solle die Frauenrechte fördern, offen für die LGBTQ-Bewegung sein und die Kirche umstrukturieren. Wenn ihm das nicht gelinge, werde er einige Gläubige „verlieren“. „Es ist an der Zeit, mit der Zeit zu gehen“, sagt Janetzek.
Dass „es weitergeht mit den Frauenrechten in der katholischen Kirche und dass sie noch stärker eingebunden werden“, wünscht sich Uschi Scherer. Von Leo XIV. als amerikanischen Papst erwartet auch sie, dass er einen Gegenpol zu Donald Trump darstellen kann und in Konflikten zu vermitteln vermag.
Überrascht darüber, „wie schnell man sich in Rom geeinigt hat“, war Gabriele Krause. „Ich werte das als gutes Zeichen für die künftige Arbeit.“ Ihr erster Eindruck des neuen Papstes war positiv: „Man sah ihn lächeln, ein wenig nervös, menschlich eben.“ Der großen Last, die auf seinen Schultern ruht, sei er sich offenbar bewusst gewesen, so Krause. Dass er von einer synodalen Kirche gesprochen habe, einer Kirche auf dem Weg, die immer den Frieden sucht und die Barmherzigkeit, gebe ihr die Hoffnung, „dass er den Reformkurs fortsetzt und ihm vielleicht auch noch mal neuen Schwung verleiht“.