Sebastian Wehrle ist seit mehr als zehn Jahren als selbstständiger Fotograf tätig. Im Gespräch mit unserer Redaktion erzählt er, wie er sein Hobby zum Beruf gemacht hat.
Wer schon mal über das Magazin „Waldrausch“ gestoßen ist, hat vermutlich auch einmal ein Foto von Sebastian Wehrle gesehen. Der 40-jährige Künstler ist seit mehr als einem Jahrzehnt selbstständiger Fotograf und insbesondere durch seine Porträtfotos berühmt geworden.
Beim Waldrausch hat er sein Talent im Titelbild einfließen lassen und so schon mehrere Cover veröffentlicht. Im Gespräch mit unserer Redaktion erzählt Wehrle über das Leben als Schwarzwald-Fotograf und seinen Weg in die Selbstständigkeit.
Kühe als Fotomodell
„Ich hatte schon als Kind einen besonderen Draht zum Fotografieren“, erzählt Wehrle. „Mich hat dabei vor allem die Tätigkeit der Fotografie fasziniert. Die Kamera ist nur das Tool dafür.“
Natürlich hat sich der gebürtige Simonswälder (Landkreis Emmendingen) dennoch gefreut, dass er im Alter von neun Jahren eine Kamera (das „Tool“) von seiner Tante geschenkt bekam: „Die Liebe zur Fotografie wurde mir in die Wiege gelegt. Ich bin mehr oder weniger auf drei Bauernhöfen aufgewachsen, wodurch der Bezug zu den Tieren schon immer da war.“
Abgesehen von Menschen sind es nämlich hauptsächlich Kühe, die es vor Wehrles Objektiv schaffen. So auch jüngst, als er für ein Projekt an die österreichische Grenze nach Lindau reiste. Am Bodensee verbrachte der Schwarzwälder ein ganzes Wochenende mit der Fotografie von Yaks, einer besonderen Rinderart.
800-Kilo-Stier macht was er will
Für den Fotograf war von vornherein klar, dass die Ablichtung der imposanten Hornträger kein Selbstläufer werden würde: „Die Tiere sind der Chef und machen, was sie wollen“, führt er aus. „Leckerlis können da vielleicht ein bisschen helfen aber die Erfolgsquote ist bei Menschen deutlich höher.“
Deshalb nahm sich Wehrle auch mehrere Tage für das Yak-Shooting: „Das Scheitern gehört komplett dazu. Wenn ein 800-Kilo-Stier wegläuft und keine Lust auf die Bilder hat, kann ich da gar nichts machen. Außer die Modellallüren zu akzeptieren.“ Die Lindau-Yaks beschrieb der Kuh-Fotograf übrigens als „sehr brav.“
Er begleitet Harry den Großen seit Beginn
Eine anderer Glücksfall gelang Wehrle vor einigen Jahren. Damals fotografierte er ein Kalb namens Harry. „Über die Jahre ist Harry von einem süßen Kalb zu einem Herden-Chef aufgestiegen“, blickt Wehrle mit Nostalgie zurück.
„Bullen sind oft aggressiv und nur sehr schwer abzulichten. Harry hat sich von mir ablichten lassen, was auch an der guten Erziehung der Besitzer lag“, erläutert der Künstler, der das Wiedersehen mit Harry eingerahmt hat.
Der ausgewachsene Harry Foto: Wehrle
Doch mit Kühen ist es bei Wehrle nicht getan. Nochmal eine Nummer größer als Bullen, sind Wale. Eines von Wehrles besten Bilder ist ein Foto von einem der größten Lebewesen auf der Erde.
Im mexikanischen Guerrero Negro lichtete der Deutsche einen zwölf Meter langen Blauwal ab. „Je größer die Tiere, desto kinoartiger wird das Erlebnis, sie zu sehen. Der Wal hatte eine sehr positive Energie, ähnlich wie ein Elefant“, fand der Fotograf.
Eines der größten Tiere auf der Welt Foto: Wehrle
Und obwohl er etliche Tiere bereits abgelichtet hat. Eine artgeschützte Vogelart aus dem Schwarzwald hat es bislang noch nicht in Wehrles privates Fotoalbum geschafft: „Einen Auerhahn vor die Kamera zu bekommen, wäre ein Traum“.
Bilder in der Kunstgalerie
Doch eigentlich war der Weg als Künstler nicht Wehrles erste Wahl. Seine ersten beruflichen Schritte ging der Mann mit dem badischen Dialekt in einer ganz anderen Branche. Von 1999 bis 2012 arbeitete Wehrle als Luftheizungs-und Kachelofenmeister.
Den Übergang zur Fotografie schaffte Wehrle unter anderem gerade wegen dieser Arbeit. Wehrle verkaufte seinen Kunden Bilder von seiner Weltreise oder auch Hochzeitsbilder. Ein Nebengewerbe hatte er zu diesem Zeitpunkt längst angemeldet.
Eine Reise in die Selbstständigkeit
Zwischen 2013 und 2014 reiste Wehrle um die Welt. Dabei startete er in den USA und besuchte neben Mexiko und Mittelamerika auch Ostasien und Äthiopien. Auf seiner Reise konzentrierte er sich vollkommen auf die Fotografie und entwickelte sein Können weiter – nicht nur mit Wal-Fotos: „Mittlerweile hängt auch eines meiner Bilder in der Leica-Galerie Heidelberg. Das Foto habe ich in Äthiopien geschossen.“
Nach seiner Reise ging er dann in die endgültige Selbstständigkeit über. Mittlerweile hat Wehrle auch zwei Hände voller Mitarbeiter, drei davon in Vollzeit. Damit kann sich der Kreativkopf auf ein kleines Werkstatt- und Galerie-Team verlassen, welches mit ihm auch die eigenen Bildrahmen herstellt.
Prominenter Besuch in Freiamt
Im Laufe der Jahre hat auch der ein oder andere exotische Name den Weg nach Freiamt gewagt, um sich bei Wehrles Kunst zu bedienen. Neben einem Teil der Fallers-Familie, waren auch Influencerin Sarah Sunita und ein berühmter TV-Moderator auf Shopping-Tour: „Das war schon ein cooles Gefühl, als Thomas Gottschalk hier reinkam. Als Kind habe ich öfter mal „Wetten das?“ geschaut. Bei mir in der Galerie hat er sich sehr für die Kuh-Portraits interessiert.“
Aus Wehrles Sicht gebe es aber auch Schattenseiten an der Selbstständigkeit: „Es sind immer Momente dabei, in denen man keine Energie hat. Vor neun Jahren hatte ich einen Rechtsstreit, der mir gezeigt hat, dass ein guter Anwalt wichtig ist. Und dass ich den Fokus auf meine Gesundheit legen muss“.
Gesundheit als Schlüssel
Den Fokus auf das eigene Wohlergehen zahlt sich für den Fotografen aus: „Wenn der Sport und die Ernährung passen, ist das ein Schlüssel für ein gutesm Leben. Ich bin unfassbar dankbar das alles mit der Fotografie funktioniert. Das alles geht nur dank den Kunden.“
Und dennoch darf die Freizeit aus Wehrles Sicht nicht zu kurz kommen: „Mein Ziel ist es nicht, sich tot zu arbeiten. Manchmal muss man auch einen Gang rausnehmen. Kreativität braucht Luft.“