Die quelloffene Browser-Engine Servo kann jetzt komplexe Websites wie Gmail und Google Chat darstellen. Ebenso gibt es Neuerungen beim Umgang mit Stylesheets und der Web-API. Servo ist in Rust geschrieben und soll die unterschiedlichen Aufgaben für die Darstellung von Webinhalten parallelisieren. Künftig wollen die Entwickler Servo als Webview-Bibliothek nutzbar machen, die sich mit einem modularen Aufbau in verschiedene Projekte einbetten lässt. Derzeit unterstützt die Engine ausschließlich den eigenen Webbrowser servoshell.
2FA von Google bereitet noch Probleme
Ebenfalls verfügt Servo über eine neue Option, mit der sich zusätzlich die experimentellen Funktionen der Browser-Engine aktivieren lassen, die bislang noch nicht fertig sind oder keinen stabilen Betrieb erlauben. Für die korrekte Darstellung von Gmail und Google Chat muss die Option aktiv sein, ebenso gibt es dabei noch Probleme bei der Anmeldung von Accounts mit einer Zwei-Faktor-Authentifizierung. Mit fortschreitender Entwicklung übernimmt das Team stabile Funktionen in die Hauptversion und gibt neue Features zum Testen frei.
Weiterhin erkennt Servo jetzt CSS-Nesting, sodass die Browser-Engine nun Regeln in verschachtelten Selektoren korrekt darstellen kann. Ebenfalls kann sie jetzt mit den grundlegenden CSS-Eigenschaften rotate, scale und translate umgehen, mit denen sich die Ausrichtung, Größe und Position von Elementen beeinflussen lässt. Außerdem unterstützt Servo die Darstellung von Dropdown-Menüs zur Auswahl einzelner Elemente und das disabled-Attribut im link-Element, sodass sich etwa die Einbindung von Stylesheets im HTML-Code unterbinden lässt.
Bei der Unterstützung von Web-APIs machte Servo zuletzt bei Shadow DOM die größten Fortschritte und schafft jetzt 97 Prozent der Subtests in den Web Platform Tests. Zwei Monate zuvor lag der Wert noch bei knapp acht Prozent. Daher ist Shadow DOM jetzt standardmäßig aktiv. Ebenfalls starke Verbesserungen gibt es bei der Trusted Types API und der Content Security Policy, die jeweils über 55 Prozent der Subtests erfolgreich abschließen. Zwei Monate zuvor erreichten sie jeweils weniger als ein Prozent. Die Streams API besteht derzeit 69 Prozent der Subtests.
Servo-Team lehnt KI-Code weiterhin ab
Außerdem entschied sich das Servo-Team nach einer Diskussion mit der Community dazu, KI-generierten Code weiterhin abzulehnen. Auch Einreichungen von Dokumentationen, Pull Requests und Fehlerberichte weisen die Projektverantwortlichen zurück, wenn sie aus KI-Chatbots stammen. Damit wollen sie sicherstellen, dass Entwickler nur korrekten, sicheren und getesteten Code beitragen. Zudem wollen sie urheberrechtliche und ethische Probleme vermeiden, die durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz entstehen.
Alle Neuerungen finden sich im Blog des Projekts. Derzeit steht Servo für die x64-Versionen von Windows, macOS und Linux zur Verfügung. Zudem gibt es eine Version für Android. Zuletzt warnte Mozilla-Präsident Mark Surman davor, dass die Weiterentwicklung der Browser-Engine Gecko gefährdet sei und Blink von Google als einzige plattformübergreifende Engine verbleiben könnte. Mozilla startete die Entwicklung von Servo, gab das Projekt jedoch im Jahr 2020 an die Linux Foundation ab. Zuvor übernahm Mozilla im Project Quantum Teile von Servo in die Gecko-Engine.
(sfe)