Halsbrücke (Sachsen) – Reichsbürger-Razzia! Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (54, CSU) hat den Verein „Königreich Deutschland“ verboten. Das selbst ernannte Staatsoberhaupt Peter Fitzek (59) und drei weitere Männer wurden festgenommen.

„Zweck und Tätigkeit des Vereins laufen den Strafgesetzen zuwider und richten sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung“, heißt es in einer Mitteilung des Bundesinnenministeriums. Mit dem Verbot des Vereins sei die „größte Vereinigung“ der „seit Jahren wachsenden Szene“ der „sogenannten Reichsbürger und Selbstverwalter“ verboten worden, erklärte Dobrindt.

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Seit den frühen Morgenstunden sind mehr als 800 Beamte in sieben Bundesländern im Einsatz. Sie durchsuchen Liegenschaften des Vereins und Wohnungen von führenden Mitgliedern, um Vereinsvermögen zu beschlagnahmen und weitere Beweismittel für die verfassungsfeindlichen Ziele und Aktivitäten des Vereins sicherzustellen.

„Keine harmlosen Spinner, sondern gefährliche Leute“: Verbot von „Reichsbürger“-VereinBundesinnenministerium verbietet „Königreich Deutschland“

Quelle: AP, YouTube, X@bmi_bund, Fischer, Picture Alliance – DPA, Foto: Thomas Fischer 13.05.2025

Bereits im Vorfeld des Vereinsverbots hatten umfangreiche Ermittlungen und gemeinsame Auswertungen aller beteiligten Sicherheits- und Strafverfolgungsbehörden stattgefunden. Die Razzien finden in Baden-Württemberg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen statt. Insgesamt werden laut „Tagesschau“ 14 Objekte durchsucht.

Die Polizei beschlagnahmt bei den Razzien u.a. das Vereinsvermögen

Die Polizei beschlagnahmt bei den Razzien u.a. das Vereinsvermögen

Foto: Dirk Sukow

„Reichsbürger-König“ abgeführt

Der Bundesinnenminister: „Die Mitglieder dieser Vereinigung haben einen ‚Gegenstaat‘ in unserem Land geschaffen und wirtschaftskriminelle Strukturen aufgebaut. So untergraben sie beharrlich die Rechtsordnung und das Gewaltmonopol der Bundesrepublik.“ Dabei würden sie ihren vermeintlichen Herrschaftsanspruch durch antisemitische Verschwörungserzählungen untermauern. „Das kann in unserem Rechtsstaat nicht geduldet werden“, sagte Dobrindt.

Das „Königreich Deutschland“ (KRD) hat sogar seine eigene Währung

Das „Königreich Deutschland“ (KRD) hat sogar seine eigene Währung

Foto: Dirk Sukow

Peter Fitzek (59) rief das „Königreich Deutschland“ (KRD) im Jahr 2012 in der Lutherstadt Wittenberg aus und erklärte sich selbst zum Staatsoberhaupt. Nach BILD-Informationen wurde heute ein Haftbefehl gegen ihn vollstreckt. Die Polizei ist auch in der 5000-Einwohner-Gemeinde Halsbrücke in Sachsen angerückt, wo sie Fitzek festnahm. Er wurde bereits abgeführt und soll nach Karlsruhe geflogen werden.

Hunderte teils schwer bewaffnete Beamte sind in sieben Bundesländern im Einsatz

Hunderte teils schwer bewaffnete Beamte sind in sieben Bundesländern im Einsatz

Foto: Dirk Sukow

Reichsbürger im Visier der Finanzaufsicht

Ihm werden u.a. unerlaubte Einlagen- und Versicherungsgeschäfte vorgeworfen. So hatte Fitzek in einer Bäckereifiliale in Dresden eine sogenannte „GemeinwohlKasse“ gegründet. Diese wurde im Februar 2023 von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) geschlossen.

Sachsens Verfassungsschutz-Chef Dirk-Martin Christian (62) spricht von „pseudo-staatlichen Parallelstrukturen in Form sektenähnlicher Siedlungsgemeinschaften“. Seine Behörde warnte „die Bevölkerung eindringlich vor den finanziellen Schäden“, wenn sie ihr Geld der Gruppering anvertrauen.

Fitzek stand schon mehrfach vor Gericht, beispielsweise wegen Fahrens ohne Führerschein oder illegalen Bankgeschäften. Zuletzt wurde er wegen vorsätzlicher Körperverletzung und Beleidigung zu einer achtmonatigen Haftstrafe ohne Bewährung verurteilt.

Ein Mitarbeiter des Königlichen Lehngut Halsbrücke führt die Einsatzkräfte herum

Ein Mitarbeiter des Königlichen Lehngut Halsbrücke führt die Einsatzkräfte herum

Foto: Dirk Sukow

Mutmaßliche Rädelsführer festgenommen

LKA-Sachsen-Sprecher Kay Anders (43) vor Ort in Halsbrücke zu BILD: „Seit den frühen Morgenstunden durchsuchen wir Wohn und Geschäftsräume im Landkreis Mittelsachsen, Leipzig, Dresden und Sächsische Schweiz.“ Wie BILD erfuhr, sollen die Maßnahmen den ganzen Tag andauern.

In Halsbrücke im Landkreis Mittelsachsen wurde Peter Fitzek festgenommen

In Halsbrücke im Landkreis Mittelsachsen wurde Peter Fitzek festgenommen

Foto: Thomas Fischer

Neben Fitzek wurden drei weitere Männer (37, 38, 46) festgenommen. Benjamin M. und Martin S. zählten zu den Gründungsmitgliedern des KRD. Mathias B. trat der Vereinigung im Jahr 2013 bei. Benjamin M. und Martin S. bildeten neben Fitzek als dessen Stellvertreter die oberste Leitungsebene. Mathias B. war für die Finanzen zuständig.

Während der polizeilichen Maßnahmen in Halsbrücke tauchen immer wieder Anhänger des Vereins auf

Während der polizeilichen Maßnahmen in Halsbrücke tauchen immer wieder Anhänger des Vereins auf

Foto: Dirk Sukow

Nach BILD-Informationen wurden Martin S. in Döbeln (Sachsen) die Handschellen angelegt. Die anderen Festnahmen erfolgten in Rheinland-Pfalz und Brandenburg. Es geht u.a. um Straftaten wie Volksverhetzung, Urkundenfälschungen durch Ausgabe falscher Ausweisdokumente. Der erste Radelsführer sitzt seit Mittag in U-Haft.

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Laut Angaben des Bundesinnenministeriums handelt es sich beim „Königreich Deutschland“ mit bundesweit 6000 Anhängern um die derzeit mitgliederstärkste Vereinigung aus dem Spektrum der sogenannten Reichsbürger und Selbstverwalter. Mit dem Verbot geht die Sperrung der Online-Plattformen des Vereins und seiner Teilorganisationen einher.

Das nun ausgesprochene Vereinsverbot sei das Ergebnis einer engen Kooperation mit dem Bundesamt für Verfassungsschutz, weiteren Bundesbehörden und den Ländern.

So sieht das Logo der Vereinigung „Königreich Deutschland“ aus

So sieht das Logo der Vereinigung „Königreich Deutschland“ aus

Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

„Das sind keine harmlosen Spinner“

Rainer Wendt (68), Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG): „Das war lange überfällig. Dieser Verein treibt ja schon seit über zehn Jahren sein übles Zeug. Das sind keine harmlosen Spinner, sondern gefährliche Leute.“

Die Polizei habe böse Erfahrungen mit ihnen gemacht, bis hin zur Tötung eines SEK-Beamten aus dieser Szene. „Reichsbürger sind gegen dieses System, sie sind gegen unsere verfassungsmäßige Ordnung. Sie halten sich nicht an unsere Gesetze, übrigens auch nicht an unsere Waffengesetze“, so Wendt weiter.