Große schwarze Rauchschwaden verdunkeln den Himmel über Erkrath und den Kreis Mettmann, die Rauchsäule ist auch von Düsseldorf und Solingen aus zu sehen: Aus dem Schulzentrum Rankestraße schlagen die Flammen lichterloh. Am Nachmittag war das Feuer in dem Schulzentrum ausgebrochen. Die Feuerwehr war mit einem Großaufgebot vor Ort. „Feuerwehren aus dem gesamten Kreis unterstützen“, so Kevin Riebau von der Leitstelle des Kreises Mettmann. Es zeichnete sich schnell ab, dass der Einsatz mehrere Stunden dauern wird. Am Abend dann heißt es: „Die Gebäude stehen in Vollbrand.“ Um 21 Uhr teilt die Stadt mit: „Der Brand ist unter Kontrolle.“ Die großflächige Absperrung des Einsatzortes werde aber noch mehrere Stunden andauern. Und: „Wir müssen von einem Totalverlust der Schulgebäude der Realschule Erkrath und des Gymnasiums Hochdahl ausgehen.“ Die benachbarte Hauptschule sowie die angrenzenden Sporthallen seien von dem Brand nicht betroffen.
Feuerwehreinsatz mit über 220 Kräften
Insgesamt waren mehr als 220 Einsatzkräfte aus dem gesamten Kreisgebiet sowie den umliegenden Städten im Einsatz, so die Stadt. Der Austausch der Einsatzkräfte wurde am späten Abend vorbereitet, da die Nachlöscharbeiten voraussichtlich die ganze Nacht über andauern werden.
Der Hausmeister der Schule hatte die Feuerwehr gegen 16.45 Uhr alarmiert, erklärt eine Polizeisprecherin. Er war noch im Gebäude und hatte die Rauchentwicklung bemerkt, heißt es vor Ort. Betroffen waren die Gebäude der Realschule Hochdahl und des Gymnasiums Hochdahl, teilt die Stadt Erkrath auf ihrer Facebook-Seite mit.
Anwohner waren angehalten, Fenster und Türen geschlossen zu halten und auch Lüftungsanlagen auszuschalten. Zwar konnte Riebau zu diesem Zeitpunkt noch nichts darüber sagen, wie giftig der Rauch ist. Im Gebäude ist aber Asbest verbaut. Im Innenbereich beider Schulen finden derzeit Asbestsanierungen statt, so die Stadt. Es sei nicht auszuschließen, dass Asbest freigesetzt wurde. Auch die Warn-App Nina hatte bereits angeschlagen und warnte vor der Geruchsbelästigung durch den Brandrauch. Ob eine akute Schadstoffbelastung vorliegt, wird aktuell noch vom Lanuv geprüft. Auch eine spezielle Einheit der Feuerwehr Erkrath führt aktuell noch Messungen durch (Stand 21 Uhr).
Unsere Redakteurin vor Ort sagte, es seien apokalyptische Ausmaße. Der Gestank sei beißend. Durch den Wind sei die Rauchentwicklung gigantisch. Alle vor Ort müssen Schutzmasken tragen. Die Feuerwehr hat einen Drohnenflugplatz aufgebaut, um das Ausmaß des Brands von oben besser bewerten zu können.
Brandursache unklar: Verdacht auf technische Probleme
Die Brandursache ist noch nicht klar. Allerdings finden an der Schule aktuell Arbeiten zum Brandschutz statt. Ob die oder vielleicht eine Störung der PV-Anlage Auslöser sind, sind zum aktuellen Zeitpunkt nur vage Vermutungen und nicht gesichert. Die Stadt teilt dazu am späten Abend mit: „Ein technischer Effekt der PV-Anlage kann als Brandursache nicht ausgeschlossen werden.“ Der Krisenstab hatte sich noch während der Löscharbeiten in einer Turnhalle getroffen, um über die Lage zu beraten. Am Abend wurden die Beratungen auf Mittwoch vertagt, wenn mehr Erkenntnisse vorliegen.
Bürgermeister Christoph Schultz war während der aktuellen Ratssitzung über den Brand informiert worden und hatte sich sofort auf den Weg zum Brandort gemacht. Die Leitstelle hatten da schon etliche Anrufe erreicht, da die schwarze Rauchwolke weit über Erkrath hinaus und sogar von der Autobahn A3 zu sehen war. Bilder zeigten, dass das Dach des dortigen Gymnasiums lichterloh brennt.
Vor Ort sind unter anderem Erkraths Schuldezernent Michael Pfleging sowie die Technische Beigeordnete der Stadt, Carola Beck, und auch die Schulleiter. Alle standen nur da und schüttelten fassungslos den Kopf. Erkrath scheine den Brand von Schulen anzuziehen, ist dort die Meinung. Denn vor ein paar Jahren, genauer 2019, gab es an der Grundschule Sandheide einen verheerenden Brand, der die Einrichtung komplett zerstörte. Damals war es Brandstiftung.
Schulen geschlossen, Alternativen für Prüfungen gefunden
Der Brand hat natürlich auch Auswirkungen auf die Schüler. Wie die Stadt informiert, soll der Unterricht für die rund 1.200 Schülerinnen und Schüler des Schulzentrums (Gymnasium, Realschule) am Mittwoch (14. Mai) entfallen. Ab Donnerstag (15. Mai) soll der Unterricht zunächst über Distanzunterricht gesichert werden. Näheres wird voraussichtlich im Laufe des Mittwoch von den Schulleitungen mitgeteilt, so die Stadt weiter. Zwar sei das Gebäude der Hauptschule derzeit nicht betroffen. Aber auch hier soll der Unterricht am Mittwoch ausfallen.
Die zentralen Abschlussprüfungen der Realschule sowie die Abiturklausuren sollen wie bislang vorgesehen und kommuniziert in den benachbarten Räumlichkeiten (bestehende Container und Turnhalle) ermöglicht werden, so die Stadt weiter.
Eins ist aber auch klar: Gymnasium und Realschule, Gebäude aus den 70er-Jahren, werden nicht mehr zu nutzen sein. Bürgermeister Schultz sagte: „Wir haben eine neue Aufgabe bekommen: Wir müssen beide Schulen neu bauen.“ Derzeit wird schon an einer Zwischenlösung gearbeitet. Vermutlich wird die Stadt Container anmieten, die dann auf der sogenannten Festwiese am Bürgerhaus aufgestellt werden. Allein 40 Schulcontainer werden wohl benötigt. Dazu kommen weitere für Verwaltung, Hausmeister und so weiter. Wie schnell das alles gehen wird, ist noch unklar. Schultz möchte die Schulen auf keinen Fall auf Dauer auseinanderreißen, betont er.
Solidarität aus Nachbarstädten
Denn die Solidarität und Hilfsbereitschaft aus den Nachbarstädten ist groß. Es gab schon viele Angebote, die Stadt Mettmann bietet zum Beispiel mit dem Heinrich-Heine-Gymnasium, dem Konrad-Heresbach-Gymnasium und der Gesamtschule an, Kapazitäten für die Abiturprüfungen und die Abschlussarbeiten der Realschule zu schaffen. „Wir tun alles, was wir können, um unseren Nachbarn zur Seite zu stehen“, sagt Mettmanns Bürgermeisterin Sandra Pietschmann.
Christoph Schultz dankt den zahlreichen Helfern vor Ort und ist dankbar, dass bei dem Großbrand bislang glücklicherweise niemand verletzt wurde.