Hannover – Sein Opfer verfolgte ihn im Schlaf, ließ den Killer keine Ruhe finden. Mehr als drei Jahre nach dem Messer-Mord an einem Obdachlosen stellte er sich der Polizei. Und erleichterte jetzt im Prozess vor dem Landgericht Hannover sein Gewissen.

Zarko D. (53) ist ein stämmiger Kroate mit Halbglatze und grauem Kinnbart. In gebrochenem Deutsch erzählt der 53-Jährige: „Er ist mir im Traum erschienen. Ich habe mit ihm geredet.“ Die Rede ist von Dirk S. (†54), einem stadtbekannten, als harmlos geltenden Obdachlosen, der jahrelang mit einer groben Decke durch die City tingelte und im Stadtwald Eilenriede auf einer Parkbank nächtigte.

Laut Anklage sechs Stiche in den Hals

In der Nacht zum 6. Juli 2021 überraschte Zarko D. den auf der Bank liegenden 54-Jährigen und rammte ihm laut Anklage sechsmal gezielt sein Klappmesser in den Hals. Dirk S. verblutete.

Der Obdachlose Dirk S. (†54) hielt sich tagsüber häufig im Justizviertel Hannovers auf. Er galt als kauziger, aber harmloser Zeitgenosse

Der Obdachlose Dirk S. (†54) hielt sich tagsüber häufig im Justizviertel Hannovers auf. Er galt als kauziger, aber harmloser Zeitgenosse

Foto: Eberhard Wedler

Seine blutverschmierten Hände und das Messer wusch der Killer im nahen Teich, danach verschwand er aus dem Wald und setzte sich morgens in einen Zug nach Nürnberg. „Das Messer habe ich dort weggeworfen“, so der Angeklagte.

Nach drei Jahren und vier Monaten stellte er sichErmittler in Schutzanzügen inspizieren die Parkbank, auf der Dirk S. erstochen wurde

Ermittler in Schutzanzügen inspizieren die Parkbank, auf der Dirk S. erstochen wurde

Foto: HannoverReporter

„Sein Verhalten, seine Erscheinung sowie seine undefinierbaren Laute habe er als sehr belästigend empfunden“, erklärt die Staatsanwältin. Der Kroate, selbst ein zielloser Herumtreiber ohne festen Job, hielt sich erst ein paar Tage in Hannover bei einem Kumpel auf, als er im Stadtpark Dirk S. beobachtete. Er habe sich einer Kindergartengruppe und später zwei Mädchen genähert, sagt Zarko D. im Prozess. Hielt er ihn für eine Gefahr? Für das Verbrechen hat er keine Erklärung: „Ich weiß auch nicht. Das tut mir leid, echt.“

Vergeblich jagte die Polizei nach dem Mörder des Obdachlosen, selbst ein Fahndungsaufruf in der ZDF-Reihe „Aktenzeichen XY“ ein Jahr später blieb erfolglos. Bis Zarko D. am 21. November 2024 auf einem Polizeirevier in Bielefeld auftauchte und das Verbrechen gestand.

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Drei Jahre habe er schlecht gelebt mit seinem Wissen, beichtet der Kroate. Er betäubte sich mit Alkohol, begab sich in psychiatrische Behandlung. Doch die Bilder verblassten nicht. Da stellte er sich.

Am Dienstag sagt Zarko D. fast erleichtert: „Jetzt bin ich im Knast, jetzt bin ich frei.“