Berlin/Potsdam – Jetzt ist es amtlich! Die millionenschweren Schätze von Preußens Kaisern und Königen bleiben den Berliner und Brandenburger Museen erhalten. Das Ende eines 99 Jahre alten Streits.

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Kostbarste Gemälde, Elfenbein-Möbel, die mit Brillanten besetzten Tabakdosen von Friedrich dem Großen: Das sind die Prunkstücke in Berlin-Brandenburgs Museen und Schlössern. Doch seit 1926 wollten die Kaiser-Erben alles wiederhaben. Mit Klagen und Gerichts-Prozessen. Jetzt ist der Jahrhundert-Streit vom Tisch!

Schloss Sanssouci, Dienstagmittag: Im Sterbezimmer des Alten Fritz strahlen Kaiser-Ururenkel Georg Friedrich Prinz von Preußen (48) und Kultur-Staatsminister Wolfram Weimer (60) mit der Sonne um die Wette.

„Es ist eine wirklich gute Nachricht für den Kulturstandort Deutschland“, jubelt der Minister, „weil ein sehr langer, alter Konflikt nun befriedet ist. Und der große Gewinner ist die deutsche Öffentlichkeit.“

Im Potsdamer Schloss Cecilienhof forderte der Preußen-Prinz ein Wohnrecht – jetzt nicht mehr

Im Potsdamer Schloss Cecilienhof forderte der Preußen-Prinz ein Wohnrecht – jetzt nicht mehr

Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Der Grund: Nicht nur die 70 Villen und Schlösser wie Charlottenburg und Parks wie Sanssouci bleiben öffentliches Eigentum. Auch die darin ausgestellten Bilder, Möbel und Kostbarkeiten. Berühmte Gemälde von Lucas Cranach und Antoine Watteau, die Elfenbein-Sessel Königs Friedrichs, Wilhems Kaiserkrone. Alles von unschätzbarem Wert.

„Meiner Familie und mir war es wichtig, dieses Kulturerbe zu sichern“, begründete der Preußen-Prinz den Verzicht, „und dafür zu sorgen, dass es weiter der Öffentlichkeit erhalten bleibt. Für mich ist es ein Schlussstrich und gleichzeitig ein Neuanfang.“ Rechtlich bleibt die Kaiser-Familie Miteigentümerin vieler Schätze – in der gemeinsamen „Stiftung Hohenzollernscher Kunstbesitz“, in der aber die öffentliche Hand das Sagen hat.

Diese edelsteinbesetze Schnupftabakdose Friedrichs II. steht im Schloss Charlottenburg in Berlin

Diese edelsteinbesetze Schnupftabakdose Friedrichs II. steht im Schloss Charlottenburg in Berlin

Foto: SPSG / Jörg P. Anders

Preußen-Adelshaus geht nicht leer aus

Leer geht das Adelshaus trotzdem nicht aus: Neben einer großen Zahl weniger wertvoller Kunstwerke behalten die Hohenzollern fünf Schnupftabakdosen („Tabatieren“) des Alten Fritz. Aus kostbarsten Materialien, bei Auktionen Millionen wert. Ob Bund, Länder und Museen bei der Schmuck-Auktion mitbieten wollen, verriet der Minister noch nicht.

„Das Deutsche Historische Museum und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz müssen dem Vertrag mit ihren Gremien noch zustimmen“, bat Weimer um Geduld. „In fünf, sechs Wochen ist es soweit.“ Damit seien dann sämtliche Ansprüche des Hauses Hohenzollern abgegolten. Die Bundesregierung, Berlin und Brandenburg haben das schon beschlossen.

Im Schlosspark Babelsberg wurde der Preußen-Prinz mit dem Rad erwischt – und musste Bußgeld zahlen

Im Schlosspark Babelsberg wurde der Preußen-Prinz mit dem Rad erwischt – und musste Bußgeld zahlen

Foto: picture alliance / Eibner-Pressefoto

BILD verrieten Preußen-Prinz und Minister ihre Lieblingsorte in Preußens-Schlössern und Gärten. Weimer: „Der Potsdamer Pfingstberg, weil dort einer meiner Söhne getauft worden ist.“ Georg Friedrich Prinz von Preußen ist glühender Fan vom Weinberg-Schloss Sanssouci. „Aber ich freue mich genauso, wenn ich nahezu täglich durch den Park Babelsberg mit dem Fahrrad fahre.“ Er wohnt mit Familie nebenan.

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Doch Radfahren ist im Schlosspark verboten. Auch für die Erben der Schlossherren. Der Preußen-Prinz gesteht: „Ich habe sogar schon ein Strafzettel dafür bekommen, den ich aber reuig bezahlt habe. Und ich hoffe, dass sich die Sache damit erledigt hat.“ Dann grinst der Kaiser-Ururenkel: „Da haben sie jetzt ein echtes Geheimnis!“