Nextcloud hat Google vorgeworfen, die Funktionen der Nextcloud-App absichtlich einzuschränken. Der US-Konzern bevorzuge seine eigenen Dienste und missbrauche seine Position als Gatekeeper, schreiben die Entwickler im Nextcloud-Forum. Bereits seit einigen Monaten sei es den rund 800.000 Nutzern der App nur noch möglich, Fotos und Videos in der Cloud abzulegen. Andere Dateien ließen sich nicht mehr hochladen. Sie sehen die Schuld dafür beim US-Konzern, der im vergangenen Jahr die Rechte für den notwendigen Dateizugriff widerrufen habe.

Laut dem Forenbeitrag verfüge die Nextcloud-App seit dem ersten Release im Jahr 2016 über umfassende Rechte, um auf alle Dateitypen zugreifen zu können. Im September 2024 habe Google ein Update für die Nextcloud-App abgelehnt. Unter Berufung auf Sicherheitsbedenken habe das US-Unternehmen gefordert, den Dateizugriff einzuschränken, was die Funktionalität der Anwendung erheblich beeinträchtige. Anstelle des umfassenden Dateizugriffes habe Google auf „datenschutzfreundlichere Alternativen“ verwiesen.

Alternative Schnittstellen reichen Nextcloud nicht aus

Tatsächlich bietet Google weitere Optionen für App-Entwickler, die den Umgang mit Daten ermöglichen, etwa das Storage Access Framework (SAF) oder die MediaStore API. Allerdings ließe sich damit nicht die Funktionalität der App wiederherstellen, erklären die Entwickler. Das SAF ermögliche das Teilen von Dateien mit anderen Apps, aber nicht den Upload in die Cloud. Zwar erlaube die MediaStore API eine Anbindung an die Cloud, jedoch sei über die Schnittstelle nur das Hochladen von Mediendateien möglich.

Eigenen Angaben zufolge hat Nextcloud mehrmals versucht, Google umzustimmen. Trotz zusätzlicher Daten, die die Notwendigkeit der Rechte für die Funktionsfähigkeit der Nextcloud-App belegen sollten, habe das US-Unternehmen an der Entscheidung festgehalten. Stattdessen habe Google auf den Entwickler-Guide verwiesen. Demnach kann ein „Zugriff auf alle Dateien die Fähigkeit beeinträchtigen, eine App auf Google Play zu veröffentlichen und zu aktualisieren“.

Nextcloud gibt Google-Forderungen nach

Letztlich habe sich Nextcloud entschieden, den Forderungen von Google nachzugeben und den Zugriff auf Mediendateien zu reduzieren, um so weitere Aktualisierungen der App auf Google Play bereitstellen zu können. Andere App-Stores wie F-Droid seien von den Einschränkungen allerdings nicht betroffen. Weil deren Nutzung jedoch nicht so einfach möglich sei, handele es dabei nicht um eine wirkliche Alternative zum Play Store.

Das Vorgehen von Google folge einem Muster, um gegen die Konkurrenz vorzugehen, führen die Nextcloud-Entwickler ihre Vorwürfe im Forum aus. Große Unternehmen seien verängstigt, dass sie gegen kleine Akteure wie Nextcloud verlieren könnten. Daher würden sie ihre Marktmacht ausnutzen, ohne dass es kleinen Unternehmen möglich sei, sich zu verteidigen. Eine Anfrage der iX-Redaktion beantwortete Google nicht.

Nextcloud erhebt nicht zum ersten Mal Vorwürfe gegen große Softwarekonzerne. Bereits 2021 beschwerte sich das deutsche Unternehmen beim Bundeskartellamt wegen einer potenziell marktbeherrschenden Stellung von Microsoft.

(sfe)