Update | Erkrath · Am Dienstagnachmittag bricht ein riesiger Brand im Schulzentrum in Erkrath aus. Die Stadt geht davon aus, dass beide Schulen neu gebaut werden müssen. Im Fokus der Brandermittlungen steht die PV-Anlage auf dem Dach des Schulzentrums. Psychologische Hilfe für die Schüler.
„Gymnasium hochfahren – Leben lernen“ steht auf dem Schild. Es war mal weiß. Nun ist es rußgrau. Es riecht nach kaltem Rauch. Je näher man den Gebäuden kommt, desto eindringlicher wird der Brandgeruch. Betreten darf diese zurzeit niemand. Zunächst soll der Brandort den Ermittlern der Kripo gehören. Von außen sind total verkohlte Klassenzimmer zu sehen.
Großbrand an Schulzentrum in Erkrath – riesige Rauchwolken
Foto: Achim Blazy (abz)
Rund um das abgebrannte Schulzentrum an der Rankestraße liegen noch die Feuerwehrschläuche. Schlaff und ohne Wasser. Nur im Nordteil des Gebäudekomplexes laufen am Mittwochmorgen noch Nachlöscharbeiten. „Die Brandbekämpfung dauert weiter an, da sich im Inneren des Gebäudes noch aktive Glutnester befinden. Die Einsatzstelle wird voraussichtlich noch bis in den späten Nachmittag aktiv sein“, teilt die Stadtverwaltung am Mittwochvormittag mit. Zurzeit arbeiten sich Feuerwehrleute durch die Schulgebäude. An manchen Stellen seien Decken eingestürzt. Rohre sind geplatzt. Alles ist schwarz. Überall tropft Löschwasser von den Decken.
Was genau zum Brand geführt hat, könne zum jetzigen zeitpunkt noch nicht gesagt werden. Die Ermittlungen zur Brandursache wurden aufgenommen. Auch das Ausmaß des Schadens werde derzeit untersucht. Die Proben der Rußniederschläge durch das Landesamt für Natur, Umwelt und Klima Nordrhein-Westfalen (LANUV) werden aktuell ausgewertet. Erste Ergebnisse sollen im Tagesverlauf vorliegen.
Die ganze Nacht über hat die Feuerwehr den Brand im Inneren der Gebäude bekämpft. Vereinzelte Räume hatten in Vollbrand gestanden, wie die Feuerwehr mitteilt. Es wurden auch weitere Einsatzkräfte angefordert, um die erschöpften Wehrleute auszutauschen.
Mehr als 200 Feuerwehrleute waren im Einsatz. Verletzt wurde bei dem dramatischen zum Glück Brand niemand. Die Stadt geht jedoch von einem „Totalverlust der Schulgebäude von Realschule Erkrath und Gymnasium Hochdahl“ aus. Das bestätigt eine Sprecherin der Bezirksregierung Düsseldorf am Mittwochmittag: „Nach dem Brand am Schulzentrum Rankestraße in Erkrath sind die Gebäude der Realschule Hochdahl sowie des Gymnasiums Hochdahl nicht mehr nutzbar. Das Gebäude der Carl-Fuhlrott-Hauptschule ist vom Brand nicht direkt betroffen, allerdings müssen dort Reinigungsarbeiten durchgeführt werden.“
Die Straßensperrungen rund um den Einsatzort konnten weitestgehend aufgehoben werden. Die Sedentaler Straße ist derzeit einspurig befahrbar. Der Busverkehr läuft wieder. Der Schul- und Vereinssport in den angrenzenden Sporthallen sowie auf dem benachbarten Sportplatz Rankestraße wird bis einschließlich Sonntag, 18. Mai, ausgesetzt. Der Stab für außergewöhnliche Ereignisse prüft derzeit weitere notwendige Sofortmaßnahmen und berät über wirkungsvolle Interimslösungen.
Brandursache könnte die PV-Anlage auf dem Dach sein
Die Brandermittlungen laufen derzeit. Ein technischer Defekt der PV-Anlage auf dem Dach der Schulgebäude kann als Brandursache nach Angaben der Stadt nicht ausgeschlossen werden.
Schulen und Kitas am Mittwoch geschlossen
Folgende Kinder- und Jugendeinrichtungen, die in dem Bereich liegen, in den Rauch- und Brandpartikel gezogen sein könnten, werden am Mittwoch vorsorglich geschlossen sein:
- Evangelische Kita Sandheide,
- Städtische Kita Gretenberg,
- Städtische Kita Hochdahl-Mitte,
- Außengruppe der städtischen Kita Willbeck,
- Kinderhaus Sandheide,
- Jugendcafé am Skaterpark.
Die Einrichtungsleitungen wurden gebeten, alle Eltern umgehend über die Kita-App zu informieren.
Wie die Stadt bereits am Dienstagabend informiert hatte, soll der Unterricht für die rund 1200 Schülerinnen und Schüler des Schulzentrums (Gymnasium, Realschule) am Mittwoch (14. Mai) entfallen. Ab Donnerstag (15. Mai) soll der Unterricht zunächst über Distanzunterricht gesichert werden. Näheres wird voraussichtlich im Laufe des Mittwochs von den Schulleitungen mitgeteilt, so die Stadt weiter. Und auch der Unterricht an der nicht betroffenen Hauptschule fiel am Mittwoch aus.
Die zentralen Abschlussprüfungen der Realschule sowie die Abiturklausuren sollen wie bislang vorgesehen und kommuniziert in den benachbarten Räumlichkeiten (bestehende Container und Turnhalle) ermöglicht werden, so die Stadt weiter.
Heute Vormittag hat die Konrektorin der Realschule in Polizeibegleitung den Schultresor leer geräumt. Darin lagen neben einer geringen Bargeldsumme auch die Downloadlinks für die zentralen Abschlussprüfungen der NRW-Realschulen.
Schul- und Vereinssport wird bis Sonntag ausgesetzt
Der Schul- und Vereinssport in den angrenzenden Sporthallen sowie auf dem benachbarten Sportplatz Rankestraße wird bis einschließlich Sonntag (18. Mai) ausgesetzt. Der Stab für außergewöhnliche Ereignisse prüft derzeit weitere notwendige Sofortmaßnahmen und berät über wirkungsvolle Interimslösungen. Die Schulleitungen stehen ebenfalls im Austausch und werden zeitnah eine Info an die betreffenden Schülerinnen und Schüler herausgeben, wann und wo die geplanten Abschlussprüfungen stattfinden können.
Bürger sollen Ruß mit Einweghandschuhen entfernen
Das Landesamt für Natur, Umwelt und Klima NRW (Lanuv) rät allen Bürgerinnen und Bürgern, etwaige Rußrückstände auf dem Balkon oder in Gärten unter Einsatz von Einweghandschuhen mit handelsüblicher Seifenlauge abzuwaschen. Die Rückstände können über den Hausmüll entsorgt werden.
Entwarnung beim Trinkwasser
Durch die hohe Nutzung von Löschwasser aus dem Hydrantensystem kam es zweitweise zu einer Verfärbung des Trinkwassers. Die Stadtwerke Erkrath informieren nun, dass diese Verfärbungen verschwunden sind. Es habe zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr bestanden, so die Stadtwerke auf den Sozialen Medien.
Der Brand und die schwarzen Wolken waren weithin sichtbar
Am Dienstag gegen 16.45 Uhr hatte der Hausmeister die Feuerwehr informiert, weil er Rauchgeruch bemerkt hatte. Betroffen waren die Gebäude der Realschule Hochdahl und des Gymnasiums Hochdahl. Die Feuerwehr war mit mehr als 200 Kräften im Einsatz, die schwarzen Rauchschaden waren über den gesamten Kreis Mettmann gezogen und weithin, auch von Düsseldorf und Solingen, sichtbar.
Anwohner waren angehalten, Fenster und Türen geschlossen zu halten und auch Lüftungsanlagen auszuschalten. Zwar könne man noch nichts darüber sagen, wie giftig der Rauch ist. Im Gebäude ist aber Asbest verbaut. Im Innenbereich beider Schulen finden derzeit Asbestsanierungen statt, so die Stadt. Es sei nicht auszuschließen, dass Asbest freigesetzt wurde. Auch die Warn-App Nina hatte bereits angeschlagen und warnte vor der Geruchsbelästigung durch den Brandrauch.
Eins ist aber auch klar: Gymnasium und Realschule, Gebäude aus den 70er-Jahren, werden nicht mehr zu nutzen sein. Bürgermeister Schultz sagte noch vor Ort: „Wir haben eine neue Aufgabe bekommen: Wir müssen beide Schulen neu bauen.“ Schon am Abend wurde an einer Zwischenlösung gearbeitet. Vermutlich wird die Stadt Container anmieten, die dann auf der sogenannten Festwiese am Bürgerhaus aufgestellt werden. Allein 40 Schulcontainer werden wohl benötigt. Dazu kommen weitere für Verwaltung, Hausmeister und so weiter. Wie schnell das alles gehen wird, ist noch unklar. Schultz möchte die Schulen auf keinen Fall auf Dauer auseinanderreißen, betont er.
Hilfsangebote aus den Nachbarstädten
Die Welle der Solidarität der Nachbarstädte war bereits am Dienstagabend groß. Mettmanns Bürgermeisterin Sandra Pietschmann hatte zum Beispiel gestern im Ausschuss für Soziales, Familie, Generationen und Vielfalt von dem Brand erfahren und sich direkt mit den Schulen in Mettmann in Verbindung gesetzt – mit dem Ziel den beiden Schulen in Erkrath zu helfen. „Wir tun alles, was wir können, um unseren Nachbarn zur Seite zu stehen“, sagte Pietschmann im Ausschuss.
Am Mittwochmorgen war das Mettmanner Heinrich-Heine-Gymnasium (HHG) schon im Austausch mit dem Gymnasium Hochdahl. Zum einen hat der stellvertretende Schulleiter Holger Cornels den Erkrather Kollegen angeboten, dass die Abiturprüfungen auch im HHG stattfinden können. Dies sei jedoch nicht nötig. Zum anderen bot der Konrektor an, Schüler aufzunehmen. „Wir können bis zu den Sommerferien einige Räumlichkeiten anbieten“, sagt Cornels. Da die Abiturklassen nicht mehr da sind, könnten rund sechs Klassen mit 180 Schülern aufgenommen werden – und das schon recht bald. „Wir können das gerne ab nächster Woche realisieren“, sagt der stellvertretende Schulleiter des HHG. Wenn die Schülerinnen und Schüler auf die umliegenden Städte verteilt werden würden, sei dies aber nur mit einem Notstundenplan möglich. Und auch bei weiteren Problemen unterstützt das HHG gerne. „Wo wir sonst noch helfen können, sollen sie sich melden“, sagt er.
Auch am zweiten Mettmanner Gymnasium, dem Konrad-Heresbach-Gymnasium (KHG), ist der Brand ein Thema. „Die Schüler betrifft das schon“, erklärt Schulleiter Horst Knoblich. Kontakt zum betroffenen Gymnasium habe er am Mittwochmorgen noch nicht aufgenommen. Aber genau wie das HHG auch, bietet das KHG seine Hilfe an. So sei es möglich, dem Erkrather Gymnasium fünf bis sechs Räume zur Verfügung zu stellen. Falls der Schulbetrieb wieder ohne Distanzunterricht aufgenommen werden sollte und die Schüler in verschiedenen Schulen untergebracht werden, sei es für ihn nicht denkbar, den Betrieb an mehr als zwei oder drei Standorten zu realisieren. Man könne die Kollegen nicht einfach so hin und her schicken, sagt Knoblich.
Der Brand hat auch in der Ratinger Stadtverwaltung für große Betroffenheit gesorgt. Bereits heute Morgen hat sich die dortige Schulverwaltung mit den Erkrather Kollegen in Verbindung gesetzt und volle Unterstützung angeboten. Grundsätzlich gibt es unter den Schulen im Kreisgebiet große Solidarität und immer die Bereitschaft, im Notfall zusammenzurücken. So haben sich auch bereits einige Ratinger Schulen bei der Stadt gemeldet und umfangreiche solidarische und lösungsorientierte Unterstützungsangebote im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterbreitet. Ob diese aufgrund der Entfernung angenommen werden, muss sich zeigen. Auch viele logistische und organisatorische Fragen sind zunächst zu klären.
Angebot für die Schüler
So ein großes Feuer kann einiges mit den Schülerinnen und Schüler, gerade bei denen, die kurz vor ihren Abschlussprüfungen stehen, machen. Aus diesem Grund wurde für alle Schüler der betroffenen Schulen ein psychologisches Betreuungsangebot eingerichtet. Die Telefon-Hotline ist montags bis freitags zwischen 9 und 18 Uhr unter Telefon 0211 2407-5199 erreichbar. Beide Schulen haben für heute Nachmittag zudem eine Lehrerkonferenz angesetzt. Auch hier soll es ein begleitendes Betreuungsangebot für die Lehrkräfte der Realschule sowie des Gymnasiums Hochdahl geben.
Große Teile der Erkrather Bürgerschaft wollen nach so einem tragischen Ereignis nicht einfach nur zusehen. Die Stadt bittet, Spenden an die Fördervereine der jeweiligen Schulen zu richten.