Europop-Musik, Sprachwissenschaften und eine Dragqueen im Hörsaal? Das gibt es im Seminar von Christian Uffmann. Er und die Studierenden seines Seminars haben einen Song im Stil des Eurovision-Song-Contests (ESC) aufgenommen und ein Musikvideo erstellt. Der Song heißt „Welcome To Our Eurovision“. Der ESC ist ein Musikwettbewerb der Europäischen Rundfunkunion.

„Einen Song zu schreiben gehört gar nicht zum Lehrplan für das Semester. Das geht alles auf Initiative der Studierenden zurück“, erklärt Uffmann. Dabei war dies nicht das erste Mal, dass der Dozent mit seinen Studierenden ein Musikvideo aufnimmt und produziert.

Sein Song „I put the glamour back into grammar“, inklusive Tanzeinlage mit Studierenden, Kostenpflichtiger Inhalt ging über den TikTok-Kanal der Heinrich-Heine-Universität viral und bekam sogar Aufrufe aus Kanada. Damals kam die Idee für das Video von Uffmann selbst. Das Ergebnis stellt er mittlerweile unter dem Künstlernamen „Phonobro“ (abgeleitet von Phonetik, Wissenschaft der sprachlichen Laute) vor. Diesmal kam die Initiative von den Studierenden.

Das Thema von Uffmanns sprachwissenschaftlichem Seminar waren Popmusik-Texte. Die Seminarteilnehmer lernten, wie die Texte von Popmusik wirken und warum sie so beliebt sind. Die Studierenden sollten in einer praktischen Einheit selber Liedtexte mit den für das Genre typischen sprachlichen Besonderheiten verfassen. „Beim Vortragen sagte mir eine Gruppe, dass sie ihre Ergebnisse ohne Musik nicht vernünftig vorstellen könnten. Die Teilnehmer des Seminars begannen dann, einen Song zu schreiben.“

Das Ergebnis der Arbeitsgruppe ist heute der erste Teil des Musikvideos, das mit einer Ballade beginnt. Uffmann schrieb noch den zweiten Teil mit Technomusik dazu. Beide Genres sind typisch für den ESC. Auch sonst wurde sich an die gängigen Vorgaben des ESC gehalten, zum Beispiel ist das Lied nur drei Minuten lang.

„Es war ganz schön schwierig, einen Termin zu finden, an dem alle Zeit hatten, sowohl für die Videoaufnahmen, die Choreografie als auch für die Vertonung“, erklärt Uffmann. Dass ein Solo-Sänger ausfiel, vereinfachte die Situation nicht. Für Ersatz war aber schnell gesorgt. Eine Studentin des Seminars war mit einer Dragqueen befreundet und schlug vor, den Solopart mit dieser zu besetzen. Den übrigen Studierenden gefiel die Idee nicht nur, sondern veranlasste sie auch dazu, Pride-Flaggen in das Musikvideo zu integrieren. Zuletzt kam es zu Debatten, da diese beim ESC in der Schweiz nicht geduldet werden sollen. „Die Pride-Flaggen veranschaulichen jetzt die gesellschaftliche Vielfalt, die wir haben,“ so Uffmann. Dragqueens haben eine lange Historie beim ESC. So gewann zum Beispiel Thomas Neuwirth, alias Conchita Wurst, den ESC 2014.

Das Ergebnis ist seit Montagmorgen auf der Instagram-Seite von Uffmann zu sehen. Einen Leistungsnachweis für die Studierenden gab es dafür allerdings nicht. Die Teilnahme am Musikvideo war freiwillig und brachte keine Punkte. „Das Ganze haben wir mit einem Augenzwinkern zusammengestellt“, so Uffmann. Das Projekt hat vor allem Spaß gemacht, für die Zukunft sind ähnliche Aktionen durchaus denkbar. Ob die Gruppe sich damit nun beim Eurovision Song Contest bewirbt? „Nein, ein ernst gemeinter Vorschlag war das nicht“.