Am morgigen Donnerstag wird sich zeigen, ob Russlands Präsident Wladimir Putin an direkten Gesprächen mit der Ukraine interessiert ist. Zu den geplanten Friedensgesprächen in Istanbul soll eine russische Delegation entsendet werden, wie der Kreml am Mittwoch erklärte. Doch wer kommt, ist unklar.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will in Istanbul auf Putin warten. Dass dieser sich allerdings darauf einlässt, ist mehr als fraglich, weil er die Legitimität des ukrainischen Präsidenten bei jeder Gelegenheit infrage stellt.
Was also ist zu erwarten? Tatiana Stanovaya, Expertin vom Carnegie Russian Eurasian Center, verspricht sich nicht viel vom Donnerstag. Sie glaubt, dass Putins Ziel nicht ist, der Ukraine Gesprächsbereitschaft zu vermitteln – sondern dem US-Präsidenten Donald Trump.
„Der Vorschlag für das Treffen in Istanbul ist ein Versuch, Trump im Verhandlungsprozess zu halten“, sagt Stanovaya der „New York Times“. Putin sei es wichtig, den russlandfreundlichsten US-Präsidenten seit Jahren nicht zu vergraulen.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Externen Inhalt anzeigen
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
Die Russland-Expertin erwartet deshalb nichts als eine „Show“, wenn die Delegationen aus der Ukraine und Russland aufeinandertreffen. „Beide Seiten werden ihren Standpunkt vorbringen“, sagt Stanovaya. „Aber in Wirklichkeit sind die Bedingungen nicht gemacht für eine ernsthafte Diskussion über eine Waffenruhe oder Frieden.“
Die wichtigsten Nachrichten des Tages
- Die Bundesanwaltschaft hat drei Ukrainer festnehmen lassen, die mutmaßlich in russischem Auftrag Anschläge auf den Gütertransport in Deutschland begehen sollten. Sie sollen vorgehabt haben, von Deutschland aus an Empfänger in der Ukraine Pakete mit Sprengvorrichtungen zu schicken, die sich beim Transport entzünden würden. Mehr dazu hier.
- Russland lässt offen, ob Präsident Putin an möglichen direkten Friedensgesprächen mit der Ukraine am Donnerstag in Istanbul teilnehmen wird. Eine russische Delegation werde vor Ort sein, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Die Zusammensetzung werde dann bekanntgegeben, wenn Putin den entsprechenden Befehl dazu gebe. Außenminister Sergej Lawrow soll nicht teilnehmen, wie die russische Zeitung „Kommersant“ berichtet.
- US-Präsident Trump hat noch keine Kenntnis darüber, ob Putin am Donnerstag zu Gesprächen in die Türkei kommt. „Er will, dass ich dabei bin“, sagt Trump. Das sei eine Möglichkeit. „Ich weiß nicht, ob er kommt, wenn ich nicht dabei bin. Wir werden es herausfinden.“ Trump hält sich derzeit im Nahen Osten auf.
- Die EU-Staaten haben sich am Mittwoch auf ein neues Sanktionspaket gegen Russland verständigt. Es sieht unter anderem eine weitere Verschärfung des Vorgehens gegen die sogenannte russische Schattenflotte für den Transport von Öl und Ölprodukten vor. Mehr dazu hier.
- In der nordostukrainischen Großstadt Sumy sind nach Behördenangaben mindestens zwei Menschen durch einen russischen Raketenangriff getötet worden. Weitere neun wurden verletzt, wie der Stadtrat bei Facebook schrieb. Darunter seien zwei Schwerverletzte. Der Raketenschlag habe einem Industrieobjekt gegolten, hieß es.
- Marineinspekteur Jan Christian Kaack warnt vor einem zunehmend aggressiven Verhalten der russischen Marine in der Ostsee. Das erhöhe „die Gefahr einer Eskalation“, sagte der Vizeadmiral. „Wir sind uns alle sicher, dass wir vor ´29 verteidigungsbereit und abschreckungsfähig sein müssen.“ Mehr dazu im Newsblog.
- Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) setzt bei den Bemühungen für ein Ende des Ukraine-Kriegs auf eine enge Zusammenarbeit mit US-Präsident Trump. Es sei „von überragender Bedeutung, dass der politische Westen sich nicht spalten lässt“, sagte Merz am Mittwoch bei einer Regierungserklärung im Bundestag.
- Frankreich will nach den Worten von Präsident Emmanuel Macron der von Russland angegriffenen Ukraine helfen, ohne einen „dritten Weltkrieg“ loszutreten. „Der Krieg muss aufhören und die Ukraine muss in der bestmöglichen Situation sein, um in Verhandlungen zu treten“, sagte Macron im französischen Sender TF1.
- Die Grünen kritisieren die andauernde Blockade des Marschflugkörpers Taurus und den allgemeinen Umgang mit Russland scharf. „Teile der Union und der SPD sind auf dem autokratischen Auge blind und wollen zurück zu scheinbar billigem Öl und Gas aus Russland“, sagte Anton Hofreiter dem Tagesspiegel. Mehr dazu hier.
- Mehr als drei Jahre seit Beginn des Ukraine-Kriegs haben rund 350 männliche Russen im wehrfähigen Alter Asyl oder Schutz in Deutschland erhalten. Das zeigt eine Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Frage der Linkspartei. Der Großteil der Asylanträge wurde aber abgelehnt oder erledigte sich laut den Angaben.
- Der ukrainische Präsident Selenskyj trifft nach eigenen Angaben „wahrscheinlich“ am Sonntag Papst Leo XIV. „Aber wir wissen noch nicht, wie diese Woche enden wird“, sagte Selenskyj am Dienstag vor Journalisten in Kiew mit Blick auf mögliche Waffenruhe-Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine am Donnerstag.
Hintergrund und Analyse Showdown in Istanbul Trifft Selenskyj in der Türkei wirklich auf Putin? Mutmaßliche Kreml-Agenten verhaftet „Russische Nachrichtendienste nutzen in Deutschland zunehmend Kriminelle“ Ex-Nato-General ist sich sicher „Russland wird alles versuchen, um ein Total-War-Szenario zu vermeiden“