Dass man ausgerechnet in Düsseldorf zusammenkomme, um die deutsch-israelischen Beziehungen zu feiern – das sei kein Zufall, stellte der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, am Mittwochabend klar. Denn zwischen Nordrhein-Westfalen und dem Staat Israel bestehe eine ganz besondere Verbindung: „Nordrhein-Westfalen ist der Ort, an dem die starke Partnerschaft zwischen Deutschland und Israel schon vor Jahren gesetzt wurde.“

Am 12. Mai 1965 haben Deutschland und Israel diplomatische Beziehungen miteinander aufgenommen, 20 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Am Montag hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dafür bereits Israels Präsident Izchak Herzog im Schloss Bellevue empfangen. Am Mittwochabend wurden die deutsch-israelischen Beziehungen dann auch in NRW gewürdigt. Bei einer Feierstunde im Düsseldorfer Landtag erinnerten Landtagspräsident André Kuper, Ministerpräsident Hendrik Wüst und der Botschafter von Israel, Ron Prosor, an den Beginn des diplomatischen Austausches vor 60 Jahren sowie an den Unabhängigkeitstag des Staates Israel am 14. Mai 1948. Gekommen waren unter anderem Vertreter jüdischer Gemeinden, aus Wissenschaft und Wirtschaft, Abgeordnete des Landtags und Schüler und Schülerinnen mehrerer Gymnasien.

„Wir empfinden tiefe Dankbarkeit dafür, dass wir als Täterland heute so einen Empfang ausrichten können“, sagte Kuper. Die deutsch-israelische Aussöhnung habe nur mit harter Beziehungsarbeit beider Seiten entstehen können. Auch Ministerpräsident Wüst betonte: „Israel und Deutschland verbindet heute eine besonders tiefe Freundschaft, die alles andere als selbstverständlich ist.“ Die besondere Rolle, die NRW dabei einnehme, stellte auch er hervor: Schon lange vor der offiziellen Aufnahme diplomatischer Beziehungen der beiden Staaten hätten Menschen aus Israel und NRW erste kulturelle, wirtschaftliche und persönliche Beziehungen geknüpft, etwa in Form von Städtepartnerschaften. 1952 wurde das erste Verbindungsbüro, die Israel-Mission, in Köln eröffnet. Wüst hob außerdem das 2020 in Tel Aviv eröffnete Israel-Büro des Landes NRW als Ort der Begegnung für Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft hervor. Es sei das weltweit erste Büro NRWs in einem anderen Land mit so einem umfassenden Auftritt.

Auch wenn Freundschaft und Aussöhnung im Vordergrund stehen sollen, wurde die Feierstunde doch vom Gazakrieg überschattet. Die israelische Sängerin Miri Mesika widmete ihre musikalischen Beiträge sichtlich emotional den noch nicht befreiten israelischen Geiseln, aber auch den leidenden Kindern in Gaza – denen nur geholfen werden könne, wenn die Hamas gestoppt werde, sagte sie. Auch in Wüsts Worten klang der Versuch durch, dem israelischen ebenso wie dem palästinensischen Leid Raum zu geben. Er forderte die sofortige bedingungslose Freilassung der israelischen Geiseln, die noch in der Gewalt der Hamas seien, betonte aber: „Gleichzeitig sehen wir das Leid der Menschen im Gazastreifen.“ Eine direkte Kritik daran, dass das israelische Militär keine Hilfslieferungen nach Gaza durchlässt, äußerte Wüst nicht, betonte aber, die Versorgung der Menschen im Gazastreifen müsse verbessert werden, ohne der Hamas damit in die Hände zu spielen. Prosor sagte, es werde aktuell an neuen Strukturen gearbeitet, damit Hilfe zu den Kindern in Gaza gelange. Gleichzeitig stellte er die Position der israelischen Regierung klar: Man schulde es den Geiseln, alles für ihre sofortige Freilassung zu tun. „Wir müssen die Geiseln befreien und uns alle von Hamas befreien, damit wir eine neue Zukunft aufbauen können.“