Die Stadt München will flächendeckend die gelbe Tonne für Verpackungsmüll einführen. Nach einem Pilotversuch sprechen sich der kommunale Abfallwirtschaftsbetrieb (AWM) und eine große Mehrheit des Stadtrats dafür aus. Anfang Juni soll der zuständige Kommunalausschuss den entsprechenden Beschluss fassen. Vom 1. Januar 2027 an sollen dann Verpackungen aus Plastik oder Metall in jedem Haus in einer gelben Tonne gesammelt und vom Dualen System abgeholt werden.
Auf die Münchnerinnen und Münchner würden durch die Umstellung keine höheren Abfallgebühren zukommen, heißt es in der Beschlussvorlage. Allerdings müssen sie wahrscheinlich teilweise die Tonnen selbst zur Abholung an den Straßenrand stellen. Bisher können die Münchner die zu Hause gesammelten Verpackungen an knapp 900 Wertstoffinseln entsorgen. Dort soll es künftig nur noch Glascontainer geben. Über die Einführung der gelben Tonne hatten zuerst Münchner Merkur/tz berichtet.
Aus der Stadtpolitik kommt Zustimmung für das neue Entsorgungssystem, das in der bisherigen Form seit Anfang der Neunzigerjahre besteht. Damals mussten sich aufgrund einer neuen Verordnung Hersteller und Vertreiber von Verpackungen an einem Rücknahmesystem, dem Dualen System, beteiligen und für dieses auch bezahlen. Private Unternehmen sind seither für die Entsorgung zuständig. Details werden in Verträgen mit den Kommunen ausgehandelt.
Die Stadt München entschied sich damals für ein sogenanntes Bringsystem, die Bürgerinnen und Bürger sollten den Müll zu Hause trennen und dann in eine der neuen Wertstoffinseln im Stadtviertel einwerfen. Nun soll mit der gelben Tonne der Wechsel zu einem Holsystem kommen. Die Firmen des Dualen Systems müssen dann mit ihren Lastwagen die Verpackungen direkt an den Haustüren mitnehmen.
Nach dem Pilotversuch scheinen alle Bedenken verflogen zu sein
Alle drei Jahre verhandelt die Stadt mit Vertretern des Dualen Systems die Verträge neu. Verschmutzte Vorplätze und überfüllte Container dürften jedes Mal Thema gewesen sein. Stadtpolitikerinnen und Stadtpolitiker kennen entsprechende Beschwerden, doch lange hatten sie sich mehrheitlich wegen vermeintlicher Nachteile auch für den AWM gegen einen Systemwechsel gewehrt. Im Raum stand auch, dass der städtische Betrieb durch eine sinkende Restmüllmenge Verluste erleiden könnte. In der jüngsten Gebührenerhöhung sollen entsprechende Berechnungen deshalb schon eingeflossen sein. Nach dem Pilotversuch scheinen nun alle Bedenken verflogen zu sein.
„Wir sind große Verfechter eines Holsystems“, erklärte Sibylle Stöhr, stellvertretende Vorsitzende der Fraktion Grüne/Rosa Liste. „Wir wollen es den Leuten einfacher machen.“ Auch die SPD begrüße die Umstellung, sagt Kathrin Abele, ebenfalls stellvertretende Chefin ihrer SPD-Fraktion. Für die Münchner werde die Entsorgung nicht teurer, verspricht sie. Die Einführung der gelben Tonne bleibe „gebührenneutral“.
Auch die Opposition zeigt sich offen. „Wir begrüßen die Einführung grundsätzlich“, sagte eine Sprecherin der Fraktion CSU/Freie Wähler. Das gilt auch für die Stadt-FDP. „Es freut uns, dass nach vielen, vielen Jahren jetzt sowohl ein Umdenken bei den AWM als auch der Mehrheit im Stadtrat stattgefunden hat“, sagte Vizechef Felix Meyer. Seine Partei plädiert schon lange für den Systemwechsel und habe auch die Initiative „Müllwende“ unterstützt. Diese sammelte bereits Unterschriften für ein Bürgerbegehren zur Einführung der gelben Tonne.
Die Hoffnung, dass für die gelbe eine Restmülltonne weichen kann, hat sich eher nicht erfüllt
Auch die ÖDP signalisiert Zustimmung. „Die gelbe Tonne verbessert die Sammelqualität und -menge der Wertstoffe im Vergleich zum Bringsystem und kommt bei den Bürgern sehr gut an“, sagte Fraktionschef Tobias Ruff. Er will noch weiter gehen und im Stadtrat die Einführung einer Wertstofftonne beantragen. „In dieser können nicht nur Verpackungen, sondern auch andere Wertstoffe wie kaputtes Spielzeug oder Töpfe recycelt werden. Das wäre ein echter Gewinn für den Ressourcen- und Klimaschutz.“
Die Wertstofftonne wurde im Pilotversuch von Anfang Februar 2024 bis Ende Januar 2025 ebenso getestet wie die gelbe Tonne und der gelbe Sack. In fünf ausgewählten Gebieten wurde der Restmüll vorher und anschließend der getrennte Abfall jeweils im Mai und Oktober untersucht. In der Summe schnitt in den Augen der Abfallwirtschaftsbetriebe die gelbe Tonne am besten ab. Dabei flossen Kriterien wie falsch eingeworfene Materialien ebenso ein wie die Sammelmenge und die Akzeptanz bei den Bürgern.
Allerdings gibt es auch für den Systemwechsel noch offene Fragen. Ungeklärt ist zum Beispiel, wo die zusätzlichen Tonnen gerade in Stadtvierteln mit kleinen Innenhöfen Platz finden. Die Hoffnung, dass für die gelbe eine Restmülltonne weichen kann, hat sich im Versuch eher nicht erfüllt. Kleine Tonnen will das Duale System nur gegen vergleichsweise hohe Zusatzgebühren aus dem Tonnenhäuschen holen und wieder zurückbringen. Zudem war das Volumen der gelben Behälter oft zu gering angesetzt. Diese müssten also größer werden oder öfter abgeholt werden als im geplanten Zwei-Wochen-Rhythmus.