Stand: 15.05.2025 08:17 Uhr

Bis zuletzt hatte Russlands Präsident Putin eine Teilnahme an den Verhandlungen mit der Ukraine offen gelassen. Doch nun ist klar: Er schickt nur Berater aus der zweiten Reihe. Auch US-Präsident Trump sah von einer Reise in die Türkei ab.

Am Wochenende hatte Russlands Präsident Wladimir Putin selbst direkte Verhandlungen mit der Ukraine vorgeschlagen. Die sollen heute in der Türkei beginnen. Der Kremlchef wird dabei aber nicht mit am Verhandlungstisch sitzen. Und auch US-Präsident Donald Trump wird nicht in die Türkei reisen.

Bis zuletzt hatte Moskau offen gelassen, wer für die russische Seite an den Verhandlungen teilnehmen wird. Noch am Mittwochvormittag hatte Kremlsprecher Dmitri Peskow betont, die Entscheidung werde dann bekanntgegeben, wenn Putin die entsprechenden Anweisungen gegeben habe. Am Abend veröffentlichte der Kreml schließlich die Liste mit den Namen seiner Delegation – und enttäuschte damit Hoffnungen auf Gespräche auf höchster Ebene.

Präsidentenberater Medinski an Spitze der Delegation

Neben Putin gehört auch der russische Außenminister Sergej Lawrow nicht zu der Delegation, die für Russland verhandeln soll. Stattdessen soll sie von Präsidentenberater Wladimir Medinski angeführt werden. Der einstige Kulturminister gilt eher als politisches Leichtgewicht und wird international für die Verbreitung von Kreml-Propaganda kritisiert. So vermittelte der 54-Jährige in Schulbüchern eine unter Historikern umstrittene Sichtweise der russischen und ukrainischen Geschichte. Wissenschaftler und Kremlkritiker werfen ihm bewusste Fälschungen und Geschichtsklitterung vor.

Es ist nicht das erste Mal, dass Medinski für Russland verhandeln soll. Auch 2022 war er an den damaligen Gesprächen zur Beendigung des Krieges beteiligt, die ebenfalls in der Türkei stattfanden, aber am Ende ohne Ergebnis blieben.

Unklarheit über Gesprächsbeginn

Neben Medinski schickt Moskau seinen stellvertretenden Außenminister Michail Galusin und Vize-Verteidigungsminister Alexander Fomin in die Türkei, zudem zählt Igor Kostjukow, Leiter des russischen Militärgeheimdienstes GRU, zur Delegation. An den Gesprächen sollen des Weiteren Experten des Verteidigungsministeriums, des Generalstabs, des Außenministeriums und der Präsidialverwaltung teilnehmen.

Die russische Delegation kam laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge am Morgen in Istanbul an. Berichten der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge könnten die Verhandlungen gegen 10 Uhr Ortszeit, also 9 Uhr deutscher Zeit, beginnen und im Dolmabahçe-Palast unter Ausschluss der Presse stattfinden. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete allerdings über widersprüchliche Angaben seitens der Ukraine. Es sei sich bisher nicht auf einen offiziellen Beginn der Gespräche geeinigt worden, zitierte Reuters Andriy Kovalenko, Mitglied des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates der Ukraine.

Selenskyj: Putins Krieg

Mit der Besetzung der Delegation bleibt der Kreml weit hinter der Forderung zurück, auf die der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj immer wieder gedrängt hatte, seit Putin direkte Verhandlungen ins Spiel gebracht hatte. Nämlich dass er persönlich direkt mit dem russischen Staatschef verhandeln wolle. Es sei Putins Krieg, betonte Selenskyj mehrfach, darum werde er in der Türkei auf den Kreml-Chef warten.

Ob Putins Absage Einfluss auf die Teilnahme der Ukraine an den Verhandlungen hat, ist unklar. Präsident Selenskyj machte sich am Mittwochabend zumindest auf den Weg in die Türkei – und relativierte seine Forderung nach Gesprächen auf höchster Ebene. „Die Ukraine ist zu jedem Format von Verhandlungen bereit und wir haben keine Angst vor Treffen“, betonte Selenskyj in einer Videobotschaft.

Moskau ignoriert Ultimatum für Waffenruhe

Auch eine weitere Forderung der Ukraine und der EU blieb unerfüllt: die einer Waffenruhe vor Beginn der Gespräche in der Türkei. Am Wochenende waren Bundeskanzler Friedrich Merz, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der britische Premierminister Keir Starmer und Polens Regierungschef Donald Tusk in die Ukraine gereist – und hatten dem Kreml ein Ultimatum gestellt. Eine 30-tägige Waffenruhe ab Montag, sonst drohten weitere Sanktionen.

Moskau antwortete mit seinem Verhandlungsangebot, eine Waffenruhe lehnte der Kreml aber ab. Die Gespräche in der Türkei sollten ohne Vorbedingungen geführt werden.

US-Außenminister Rubio reist in die Türkei

Auch die USA drängen weiterhin auf eine 30-tägige Waffenruhe. Trump hatte immer wieder erklärt, den Krieg zwischen Russland und der Ukraine rasch beenden zu wollen. Bis zuletzt hatte er eine mögliche Teilnahme an den Gesprächen in der Türkei offen gelassen. Nach der Absage Putins berichtete der Sender CNN jedoch, dass auch Trump auf eine Reise in die Türkei verzichte. Der Republikaner befindet sich derzeit auf einer mehrtägigen Reise durch den Nahen Osten.

Für die US-Regierung reist Außenminister Marco Rubio in die Türkei, zunächst allerdings zu einem Treffen der NATO-Außenminister im türkischen Küstenort Antalya. Auch die Sondergesandten Steve Witkoff und Keith Kellogg sollen die USA vertreten. Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha teilte in der Nacht mit, er habe sich bereits mit Rubio getroffen, um ihm die „Friedensvision“ der Ukraine zu erläutern. Zudem sei es bei dem Gespräch um die „Abstimmung der Positionen in dieser kritischen Woche“ gegangen.