Schauspiel in Döbeln und Freiberg: „Spieltrieb“ nach Juli Zeh

Sie fühlen sich so klug, allen anderen am Ernst-Bloch-Gymnasium überlegen und der Moral der übrigen Gesellschaft daher auch nicht verpflichtet: Alev kommt neu an die Schule, wo ihm sofort Ada auffällt, die versucht, der Leere in ihrem Leben zu entkommen. Alev überzeugt Ada von ihrer gemeinsamen Sonderstellung und weckt in ihr einen dunklen Spieltrieb, in dem das Leben der Mitmenschen der Einsatz ist. Sie beschließen, ihren Lehrer Smutek hereinzulegen und zu erpressen.

Die Inszenierung von Katharina Landsberg am Mittelsächsischen Theater erzählt die Geschichte nach dem gleichnamigen Roman von Juli Zeh in der Rückschau einer Gerichtsverhandlung, wobei die Bühne an eine klassisch in die Jahre gekommene Turnhalle erinnert. „Die Freiberger Inszenierung entwickelt von der ersten Minute einen beklemmenden Sog und eine unheimliche Spannung“, meint der Kritiker Maurice Querner in der „Freien Presse„. Das liegt zum einen daran, dass die Inszenierung nicht davor zurückschreckt, auch mal komische und humorvolle Momente einfließen zu lassen und so dem Ganzen die Schwere nimmt. Zum anderen überzeugt das Ensemble, allen voran gibt Milon Goetz den Alev als einen Teufel in der Gestalt eines Jungen, während Cornelia Wöß die innere Zerrissenheit der Ada glaubhaft verkörpert, die sich dem Abgründigen noch nicht ganz hingeben will.

Weitere Informationen
„Spieltrieb“ nach Juli Zeh

Dauer: 100 Minuten, keine Pause

Adresse:
Theater Döbeln
Theaterstraße 7
04720 Döbeln

Termine:
3. Mai, 19:30 Uhr
11. Mai, 15 Uhr

Adresse:
BiB – Bühne in der Borngasse
Borngasse
09599 Freiberg

Termine:
15. Mai, 19:30 Uhr

Schauspiel in Chemnitz: „Zwischen den Dingen sind wir sicher“

Die Postapokalypse und Dystopien haben seit einigen Jahren Konjunktur – aber vielleicht wirkt es angesichts der zahlreichen Krisenherde auch nur so. Die Dramatikerin Laura Naumann erzählt in „Zwischen den Dingen sind wir sicher“ vom Leben nach der Apokalypse, nachdem Zivilisation und Gesellschaft auseinandergefallen sind. Die Geschwister Sascha, Bandito und Techno leben versteckt zwischen Mauern und Wellblech. Sie trauen sich kaum raus und leben von den Überresten der früheren Gesellschaft.

Das Stück führt dem Publikum vor, was diese Art zu leben mit Menschen machen kann: Bandito will raus, will aufbegehren. Sascha bemüht sich, an den aufgestellten Regeln festzuhalten. Techno, der jüngste, radikalisiert sich ganz unbemerkt. Kritiker Maurice Querner zeigt sich in der „Freien Presse“ fasziniert, dass die Inszenierung von Ulrike Euen trotz der Enge und Beklemmung nie langweilig wird. Vor allem, weil die Figuren in dieser Welt, die trotz schlichter Ausstattung an große Kino-Dystopien wie „Mad Max“ erinnert, so genau ausgeleuchtet werden.

Weitere Informationen
„Zwischen den Dingen sind wir sicher“
Postapokalyptisches Drama von Laura Naumann

Adresse:
Spinnbau
Altchemnitzer Straße 27
09120 Chemnitz

Dauer: 90 Minuten, keine Pause

Termine:
18. Mai, 18 Uhr

Musiktheater in Annaberg-Buchholz: „Der Barbier von Sevilla“

Wie geht es eigentlich Rosina mit der ganzen Geschichte? Die Oper „Der Barbier von Sevilla“ von Giacchino Rossini ist ein Klassiker im Opernrepertoire: Der Barbier Figaro („Figaro, Figaro, Fi-ga-ro!“) hilft dem Grafen Almaviva mit einigen Tricks, die junge Rosina zu heiraten, deren Ziehvater Bartolo sie am liebsten für sich haben würde. Während viele Inszenierungen die junge Frau Rosina meist als Spielball der Männer zeigen (und das durchaus auch kritisieren), versucht Regisseurin Shira Szabady in Annaberg-Buchholz das Publikum in die Welt der Begehrten einzuladen. Die wird, immerhin ist Rosina noch jung, von einem Berg an Kuscheltieren bestimmt, aus dem auch die einzelnen Figuren hervortreten, ebenfalls verkleidet als vielsagende Plüschtiere.

Die Produktion überrascht mit seiner besonderen Optik, einer mutigen Deutung und nicht zuletzt, so der Kritker Bernhard Doppler in der „Freien Presse„, durch die musikalische Leistung des Ensembles und des Orchesters, die den bekannten Melodien neue Seiten abgewinnen können.

Weitere Informationen
„Der Barbier von Sevilla“ von Giacchino Rossini

Adresse:
Eduard-von-Winterstein-Theater
Buchholzer Straße 67
09456 Annaberg-Buchholz

Termine:
3. Mai, 19:30 Uhr
11. Mai, 19:30 Uhr
16. Mai, 19:30 Uhr

Figurentheater in Chemnitz: „Versuch über meinen Großvater“

Es ist eine gewagte Frage, die in deutschen Familien nie gestellt wurde oder selten gestellt wird – aus Angst vor den Antworten: Was haben die eigenen Vorfahren während der Nazi-Herrschaft getan, wie haben sie sich beteiligt? Gundula Hoffmann, die Chefin des Chemnitzer Puppentheaters, hat mit „Versuch über meinen Großvater“ den Blick in die Vergangenheit gewagt. Gemeinsam mit Karen Breece, einer Expertin für dokumentarisches Theater, hat sich Hoffmann in die Recherche gestürzt und erzählt auf der Bühne von ihren Entdeckungen.

Dabei geht es ihr nicht darum, in der Rückschau Taten zu verurteilen. Sie will wissen, was diese Taten und das Schweigen darüber mit ihr machen, wie es sich auf ihr Leben ausgewirkt hat. Begleitet wird sie dabei von ihrem Onkel, der in Form einer Puppe auf der Bühne präsent ist. Wie dieser Puppenmann teilweise von drei Menschen über die Bühne bewegt wird, ist etwas Besonderes, meint der MDR KULTUR-Theaterkritiker Wolfgang Schilling nach einer Probe. Dabei zeigt er sich auch fasziniert, dass Gundula Hoffmann diese Geschichte so mutig auf der Bühne erzählt.

Weitere Informationen
„Versuch über meinen Großvater“
Ein Rechercheprojekt des Figurentheaters Chemnitz

Adresse:
Spinnbau
Altchemnitzer Straße 27
09120 Chemnitz

Dauer: 70 Minuten, keine Pause

Termine:
18. Mai, 18 Uhr
30. Mai, 20 Uhr