Ein Turbo-Buch. Vielleicht eine Lektüre an Homburger Schulen. Die Macher von „Demokratisch bis zum Anschlag“ verraten Details zum Buch. Von der Saarpfalz vor 200 Jahren.

„Man weiß viel zu wenig über diese Zeit und die Geschichte von Homburg“ erklärt Initiator Giuseppe Nardi im Homburger Schlossberghotel, wie er auf die Idee kam, die 1830er-Jahre, das Hambacher Fest und die Anfänge der Demokratie neu erzählen zu lassen. Herausgekommen ist das Buch „Demokratisch bis zum Anschlag“ von Wolfgang Kerkhoff. Am Montag ist es erschienen.

Auf dem Buchcover ist Siebenpfeiffer zu sehen. Auf dem Buchcover ist Siebenpfeiffer zu sehen.Foto: Conte Verlag/oho

Im Fokus stehen die demokratischen Vorstellungen und die Geschichte von Philipp Jakob Siebenpfeiffer, der auch in Homburg lebte, die Märzrevolution und der Aufmarsch zum Hambacher Fest. Und weil Bilder mehr als tausend Worte sagen, finden sich im Buch auch viele Illustrationen.

Buch „unter Zeitdruck und in Windeseile“ entstanden

Wichtig sei es Nardi dabei gewesen, kein gewöhnliches Geschichtsbuch zu erstellen. „Das sind immer so dicke Staubfänger, die in der Bibliothek stehen. Dieses Buch soll gelesen werden, nicht gesammelt“, bekräftigt Nardi, der als geschäftsführender Gesellschafter des Homburger Unternehmens Dr. Theiss Naturwaren bekannt ist, und ergänzt: „Ich will auf keinen Fall dicke Bücher schlecht machen“, was für viel Gelächter sorgt.

Mit nur 592 Gramm sei das Buch auf jeden Fall leicht, wie Moderator Martin Baus in einer Gesprächsrunde mit Stefan Wirtz vom St. Ingberter Conte Verlag, in dem das Buch erschienen ist, Autor Wolfgang Kerkhoff und mit Illustrator Volker Schmidt-Gliaugir feststellt. „Damit kann man es gut im Bett lesen, es fällt nämlich nicht schwer auf den Kopf, wenn man einschläft“, scherzt Baus. Sogar ein goldenes Lesebändchen habe es, obwohl unter „Zeitdruck und in Windeseile“ gehandelt wurde. Erst im Januar wurde der Zeitplan fürs 114-seitige Buch erstellt. „Normalerweise braucht ein Buch so lange wie ein Kind“, erzählt Stefan Wirtz.

Noch-Landrat Gallo: „Autokraten legen Axt an demokratische Werte“

Da demokratische Werte besonders in der heutigen Zeit immer wichtiger sind, und „die Werte Siebenpfeiffers verstanden werden sollen“, ist auch ein Kinderbuch in Planung. Zudem soll das Buch in den Homburger Schulen gelesen werden, was auch Noch-Landrat des Saarpfalz-Kreises Theophil Gallo unterstützt. „Momentan legen Autokraten die Axt an demokratische Werte, für die auch Siebenpfeiffer kämpfte“, betont Gallo, der auch der Vorsitzende der Siebenpfeiffer-Stiftung ist, und erinnert daran, dass Rechte nicht selbstverständlich seien. Im Gegenteil: Man müsse sich um sie bemühen.

Daher soll das Geschehen nacherzählt werden, aber „nicht trocken und akademisch, sondern kreativ, fesselnd und fantasievoll“, sagt Gallo. In der Beschreibung heißt es: „Stürmische Jahre der Saarpfalz – Wir wissen, dass Demokratien krank werden und sterben können. Aber wie ruft man sie ins Leben?“ In der Saarpfalz „wurde in den 1830er-Jahren die Spur zu den späteren deutschen Republiken gelegt“ – auch dank Siebenpfeiffer.

Beim Einparken Siebenpfeiffer zum ersten Mal begegnet

An diesem Schreibstil orientieren sich auch die Illustrationen von Volker Schmidt-Gliaugir. „Nicht hyperrealistisch wie Fotografien, sondern eher wie schnelle Skizzen“, erklärt der Grafiker, Dozent und Illustrator. Autor Wolfgang Kerkhoff begegnete dem Thema Siebenpfeiffer erst, als er rückwärts in die gleichnamige Straße einparken musste, erzählt er. Als er sich durch seinen Beruf als Journalist und für das Buch näher mit dem Thema Siebenpfeiffer, Wirth und dem Hambacher Fest befasste, sei ihm aufgefallen, dass Wirth und Siebenpfeiffer sich in einigen Bereichen uneinig waren.

Das wird auch in der Leseprobe deutlich: Trotz Freispruch in Landau saß Wirth zwei Jahre in Untersuchungshaft in Zweibrücken, bevor er dort zu zwei Jahren Haft verurteilt wurde und nach Kaiserslautern transportiert wurde. Als er von Siebenpfeiffers Flucht aus dem Frankenthaler Gefängnis erfuhr, war er enttäuscht. Die Flucht fand er feige. „Er steht zu seinen Vorstellungen – demokratisch bis zum Anschlag“, heißt es im Buch. Das spiegelt sich in dem gescheiterten Befreiungsversuch am Napoleonstein am Schelmenkopf in Homburg wider, als Wirth nach Kaiserslautern transportiert wurde. Obwohl den Schülern, Studenten und Handwerkern die Befreiung fast gelungen war, weigerte sich Wirth, ihnen zu folgen und wollte seine Strafe absitzen. Aufgrund dieser Historie soll der Schelmenkopf laut Theophil Gallo wieder instand gesetzt werden.

Des Autors Tipp an Siebenpfeiffer

Schon Jahre zuvor spielte Siebenpfeiffer eine Rolle in Homburg. Als neuer Landeskommissar sollte er Homburg verwalten und löste Proteste aus, da ihm eine Immobilie erbaut werden sollte. Zwei Monate nach seinem Amtsantritt erschien die erste Verfassung in München. In Zweibrücken und Homburg führte Siebenpfeiffer Lobgesänge auf das Königspaar vor, das er später „attackierte“. Wieso der Vorstoß durch das Hambacher Fest trotz Siebenpfeiffers Bemühungen im Sand verlief, ahnt Autor Wolfgang Kerkhoff: „ Ich hätte ihm empfohlen, eine leichtere Sprache zu wählen, um das Volk mehr anzusprechen. Mit den hochgestochenen Reden wurde an der Zielgruppe vorbeigeredet.“