Grundlos oder Notwehr?Schuss in den Rücken – Polizist in Düsseldorf vor Gericht
01:42 min
Prozess in Düsseldorf
Polizist schießt Mann in den Rücken
15. Mai 2025 um 19:15 Uhr
Vor neun Monaten hat ein Polizist aus Düsseldorf einem offenbar Unbewaffneten in den Rücken geschossen. Das Opfer konnte durch eine Notoperation gerettet werden. Die Staatsanwaltschaft wirft Hannes B. gefährliche Körperverletzung im Amt vor. Seit Donnerstag (15.05.) muss sich der 27-Jährige vor dem Landgericht verantworten.
Opfer wollte wohl fliehen
Der angeklagte Beamte und eine Kollegin wurden nachts im August 2024 in den WGZ Bank-Park in der Nähe des Düsseldorfer Hauptbahnhofs gerufen. Dort soll das spätere Opfer zwei Menschen mit einem Butterfly-Messer bedroht haben. Hannes B. soll ihn mehrfach erfolglos aufgefordert haben, sich auf den Boden zu legen. Der 32-Jährige reagiert nicht, also setzt der Beamte laut Anklage einen Taser ein. Das geht schief, der Verdächtige will fliehen. Dann schießt der Polizist dreimal. Der letzte Schuss trifft das Opfer im Rücken. „Nach dem Ergebnis der Ermittlungen soll es so gewesen sein, dass die Schüsse abgegeben worden sind, als der Geschädigte sich vom Ort des Geschehens entfernen wollte. Sodass weder für die Polizeibeamten selbst noch für dritte Personen eine akute Gefährdungslage vorgelegen hat“, so Staatsanwalt Alexander Ofiarkiewicz.
Bei Verurteilung droht Entlassung
Bei der Spurensicherung wurde kein Messer gefunden. Hannes B. könnte auch wegen versuchten Totschlags verurteilt werden. Der Anwalt des angeklagten Polizisten, Michael Emde, nimmt seinen Mandanten in Schutz: „Man darf nicht vergessen, dass die Informationen meines Mandanten in diesem Moment waren, dass der Täter mit einem Messer bewaffnet ist. Dass er also einen Gegenstand in der Hand hatte, der im Dunkeln über mehrere Meter zumindest potenziell ein Messer hätte sein können.“ Sollte der Polizist schuldig gesprochen werden, muss er neben einer mehrjährigen Freiheitsstrafe auch mit einer Entlassung rechnen. Das Urteil soll im Juni fallen.