1200 Kinder und Jugendliche suchen eine neue Schule – keine leichte Aufgabe nach dem verheerenden Großfeuer, das am Dienstagabend die Realschule und das Gymnasium im Schulzentrum Rankestraße vernichtete. Schon an Tag 2 nach der Katastrophe kann die Stadt aber bereits Erfolg bei der Suche nach angemessenen Ausweichquartieren melden: Die Landeshauptstadt Düsseldorf hat es ermöglicht, dass die Erkrather Schüler ab Montag, 26. Mai, die Unterrichtsräume des ehemaligen Gebäudes Benrather Schloß-Gymnasiums nutzen können.

Die Schüler ziehen ins ehemalige Schloßgymnasium

Die Schulgemeinde des Schloß-Gymnasiums hat im Februar neue Räume an der Benrodestraße bezogen, sodass an der Hospitalstraße nun 45 nutzbare Unterrichtsräume zur Verfügung stehen. Zum Schuljahr 2025/26, wenn die Realschule Benrath ebenfalls ihre neuen Räume an der Benrodestraße bezieht, werden an der Hospitalstraße zusätzlich weitere 25 Klassenräume frei und können ebenfalls von der Schülerinnen und Schülern aus Erkrath genutzt werden.

„Wir haben schnell gehandelt und in wenigen Stunden nach dem verheerenden Brand eine unbürokratische Lösung für die Erkrather Schülerinnen und Schüler gesucht und gefunden. Ich danke allen Beteiligten, die dies mit ihrem persönlichen Engagement ermöglicht haben“, so Düsseldorfs Stadtdirektor Burkhard Hintzsche in einer Mitteilung. Die Klassenräume an der Hospitalstraße werden den Erkrather Kindern und Jugendlichen demnach vorerst bis zum Februar 2026 zur Verfügung stehen. Durch den Großbrand des Schulzentrums in Erkrath müssen ein Gymnasium und eine Realschule voraussichtlich komplett neu gebaut werden. Die ebenfalls an der Rankestraße beheimatete Carl-Fuhlrott Hauptschule soll ab Montag, 19. Mai, wieder in den regulären Schulbetrieb zurückkehren.

Erkraths Bürgermeister Christoph Schultz dankte der Landeshauptstadt, ihrem Oberbürgermeister Stephan Keller, der Bezirksregierung, der Rheinbahn und allen weiteren Beteiligten, die in den vergangenen Tagen ihre Hilfe angeboten oder tatkräftig unterstützt haben. „In einer Ausnahmesituation wie dieser freut es mich sehr, dass wir als Region zusammenstehen, um den Schülerinnen und Schülern eine schnelle Gewissheit über ihre Zukunft und den künftigen Schulalltag zu geben“, so Schultz. Regierungspräsident Thomas Schürmann zeigte sich erfreut, dass ein gemeinsamer Standort gefunden wurde und die vertrauten Schulgemeinschaften in dieser Situation Stabilität bieten.

Betroffene Eltern drängen auf einen schnellen Neubau

Derweil drängen vom Brand betroffene Erkrather Eltern auf einen raschen Wiederaufbau der beiden abgebrannten Schulen. So lange wie bei der Grundschule Sandheide – sie wurde 2019 durch Brandstiftung vernichtet und der Ersatzbau Campus Sandheide ist immer noch nicht fertig – solle es auf keinen Fall dauern. Dieser dringliche Wunsch geht aus einem offenen Brief an Bürgermeister Christoph Schultz hervor, veröffentlicht in einem lokalen Internetforum. Der Brand sei für alle eine Katastrophe, vor allem jedoch für die Kinder, heißt es darin.

Die Verfasserin äußer Verständnis für die aktuelle schwierige Lage des Bürgermeisters, zollt ihren Respekt, appelliert aber auch: „Lassen Sie Hochdahl das bundesweite Vorzeigeprojekt für den Bürokratieabbau beim Bau von Bildungseinrichtungen werden. Nutzen Sie an dieser Stelle das Momentum. Rennen Sie Herrn Merz sowie Herrn Wüst die Türe ein. Fordern Sie jetzt auf direktem Wege Unterstützung bei Ihrer Partei ein!“

Der Bürgermeister wisse ja selbst nur zu gut, dass es seit langem eine Entbürokratisierung beim Bau neuer Kitas und Schulen brauchte. Die CDU habe sich aktuell den Bürokratieabbau auf die Fahne geschrieben und solle jetzt liefern. Die vom Brand betroffenen Kinder hätten nicht die Zeit, mehrjährige Wettbewerbe, Ausschreibungen und Weiteres abzuwarten.

Der Bürgermeister hat prompt reagiert und versichert, den Appell aufzugreifen. Die Stadt habe im Moment drei Phasen zu bearbeiten: Schnellstmöglich eine Interimslösung organisieren, Containerlösung in Hochdahl für die Zeit für Planung und Neubau schaffen sowie Abriss, Planung und Neubau. „Bei uns laufen 1 und 2 sowie 2 und 3 jeweils parallel. Ich teile Ihren Frust über lange Planungszeiträume. Immer wieder erleben wir, dass das Bauen recht schnell geht, auch, weil man dort natürlich die Fortschritte sieht, während sich in der langen Planungszeit recht lange nichts sichtbar tut. Das Problem ist meiner tiefen Überzeugung nach die Summe vieler gut gemeinter Ideen im Brandschutz, Arbeitsschutz, Umweltschutz, Vergaberecht. Im Einzelfall gut gedacht, führt es zu einem enormen Prüfbedarf, der auch den gesunden Menschenverstand infrage stellt. Wir stehen jedenfalls auf der selben Seite, gemeinsam mit den Schulleitungen und Lehrkräften und zwar auf der Seite der Schülerinnen und Schüler“, so die Reaktion des Bürgermeisters auf den Post im Internet.

Ermittlungen zur Brandursache laufen noch

Zur Brandursache gibt es nach wie vor noch keine offizielle Stellungnahme. Im Fokus steht die PV-Anlage auf dem Dach, die das Feuer ausgelöst haben könnte. Berichte,dass es zuvor schon Feuerwehreinsätze an der PV-Anlage gegeben habe, wies die Stadt zurück. „Die Alarmierungen der Feuerwehr Erkrath aus den vergangenen Wochen (auf Nachfrage nochmals zurückverfolgt bis einschließlich Anfang April) führen abgesehen von letzten Dienstag keinen Feuerwehr-Einsatz am Schulzentrum an der Rankestraße auf“, teilt die Stadt Erkrath auf Nachfrage mit.