Knapp 50 Millionen Euro, 430 Kinder und ein Neubau, gelegen an der wichtigsten Ausfallstraße im Westen Berlins: Das sind die Fakten zur neuesten Grundschule, die Berlin am Stadtrand in die Höhe zieht. Wo genau? In Berlin-Spandau an der Heerstraße, direkt am Hahneberg im Ortsteil Staaken. Denn der Berliner Bezirk Spandau wächst und wächst – und damit auch die Zahl der Schulen.

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Am Mittwochmorgen – steife Brise, praller Sonnenschein – kamen unter anderem Bausenator Christian Gaebler, SPD, und Berlins Jugendstaatssekretär Falko Liecke, CDU, auf die Baustelle. Schon die Prominenz zeigte die Wichtigkeit des Neubaus im Rahmen der Berliner „Schulbauoffensive“.

Staatssekretär, Schulstadträtin, Bausenator und mittendrin der wichtigste Mann des Tages: Franz-Julius Hunger. Er trug den Richtspruch vor.

© André Görke

Denn die Bauarbeiter feierten Richtfest: mit Stulle, Suppe, Hackepeter, mit Bier, Buletten und Biertischgarnituren.

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Millionen Euro soll der Neubau für 432 Kids kosten.

„Gott, beschütze diesen Bau“, rief Bauleiter Franz-Julius Hunger bei seinem traditionellen Richtspruch, hob das Sektglas und zerdepperte es feierlich im Bausand. Er hat jeden Tag einen beachtlichen Heimweg quer durch die Stadt („raus nach Johannisthal“), aber das nur am Rande.

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Da ist er: der Richtkranz.

© André Görke

Erst vor einem Jahr wurde hier an der Heerstraße der Grundstein gelegt. Weil Berlin viele baugleiche Schulen errichtet, wird viel Planungszeit eingespart.

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Im Sommer 2026 sollen hier dann 430 Kinder unterrichtet werden.

Blick von der Heerstraße auf Steine und verglasten Rohbau. Früher gab’s hier eine Gärtnerei.

© André Görke

Es gibt zwei Lichthöfe, einen Mehrzweckraum mit Mensa (den auch die Nachbarschaft für Treffs außerhalb der Schulzeit nutzen kann) sowie eine neue Sporthalle mit Zuschauergalerie. „Davon profitieren auch die Sportvereine hier in Staaken“, so Spandaus Schul- und Gebäudestadträtin Carola Brückner, SPD.

Die Schule an der Heerstraße, davor die BVG-Haltestelle des M49.

© André Görke

Einen Knackpunkt gibt es noch, der schon seit Jahren Debattenthema ist – auch im Tagesspiegel: Es gibt keine Parkplätze. Also: Wo stehen die Lehrer? Wo schmeißen die Eltern ihre Kids raus? Noch gibt es keine Lösung.

Im Rathaus Spandau hoffen sie noch auf den Bau einer „Kiss&Go“-Fläche an der Heerstraße, damit nicht das ganze Wohnviertel zugeparkt wird. Diese Sorge äußert eine wortstarke Bürgerinitiative immer wieder.

Blick in die Seitenstraße neben der Schule. Anwohner fürchten viel Verkehr durch Eltern und Lehrer.

© André Görke

Zuletzt gab es nach Tagesspiegel-Infos aber Probleme mit dem Schnellradweg, der irgendwann einmal gebaut werden könnte und dessen Trasse direkt vor der Schule freigehalten werden muss.

Die neue Grundschule entsteht auf einer Fläche, wo sich viele Jahre eine kleine Gärtnerei und Wildnis breitgemacht hatten – inklusive vieler Eidechsen, weshalb der Bau erst mit Verzögerung startete. Mit der Ruhe ist’s bald vorbei.

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Immerhin sollen aber mehr als 30 ältere Bäume erhalten bleiben. Das geht aus einer neuen Ausschreibung hervor, mit der jetzt Landschaftsgärtner gesucht werden, die den neuen Schulhof errichten. Der wird laut den Zeitplänen aber nicht komplett bis zum Schuljahr fertig.

Blick auf den künftigen Schulhof.

© André Görke

Der letzte Waldabschnitt des Schulhofs soll im Herbst 2026 abgeschlossen sein und heißt „leckeres Hügelland“. Warum das? „Weil alle Baumfrüchte essbar sein sollen“, heißt es in den Plänen.

So soll der neue Schulhof aufgebaut werden. Unten verläuft die Heerstraße.

© BA Spandau

„Wir haben hier in Staaken eine große Verdichtung, viele Neubauten und die anderen Schulen in der Nachbarschaft sind am Limit“, sagte Schulstadträtin Carola Brückner dem Tagesspiegel. Allein auf dem ehemaligen Krankenhaus-Gelände in West-Staaken sind Wohnungen für Tausende Menschen entstanden.

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In der Nähe befindet sich noch die alte Linden-Grundschule („voll belegt“) und die Zeppelin-Grundschule in der Gartenstadt Staaken. Letztere hat aber keine Zukunft und sei „hochsanierungsbedürftig“, so Brückner.

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Langfristig werde diese hübsche, aber kleine Schule in der Gartenstadt Staaken aufgegeben werden. Ein Abriss droht nicht („wäre ein Sünde!“): Die Schule ist ein Baudenkmal und könne beispielsweise als Kulturzentrum genutzt werden. Neubaupläne an der benachbarten ICE-Strecke sind vom Tisch. Die Staakener Zukunft gehört somit der Linden-Schule und dem Neubau an der Heerstraße.

Die Zeppelin-Grundschule ist schön, aber baufällig und viel zu klein.

© André Görke

Im boomenden Spandau entstehen weitere Schulen: Im Sommer 2025 eröffnet die baugleiche Grundschule am Fehrbelliner Tor, 2026 ist Baustart für das neue Gymnasium in der Wasserstadt (Rhenaniastraße). Ein weiterer Neubau ist auf dem Siemens-Campus geplant.

Andere Schulen sollen nicht neu-, sondern ausgebaut werden. Jüngst gab es große Planungsfortschritte für die Schule an der Jungfernheide am S-Bahnhof Siemensstadt. Sie wächst von 500 auf über 1000 Jugendliche und soll 2031 in Betrieb gehen.

Ganz neue Schulpläne in Hakenfelde

Und ganz neu ist auch dieser Plan, von dem der Tagesspiegel erfuhr: Weil in Spandau Klassen für Siebtklässler fehlen, könnte die neue „Schule auf der Insel Gartenfeld“ schon 2025/2026 mit fünf oder sechs Klassen gegründet werden – und zwar in der alten Heinrich-Böll-Schule in Hakenfelde.

Blick auf den Schulhof der Heinrich-Böll-Schule. Wird die alte HBO daneben wieder als Schule genutzt?

© privat

Diesen Plan des Bezirksamtes nannte Schulstadträtin Brückner. Er werde bald Thema in der Rathaussitzung sein. Das dortige alte „Schuldorf“ der HBO steht seit Eröffnung des HBO-Neubaus daneben so gut wie leer und wird nur von Willkommensklassen und der Spandauer Volkshochschule für Sprachkurse genutzt.

So soll die neue Schule auf der Insel Gartenfeld aussehen.

© promo/Gernot Schulz/Howoge

Künftig könnten im HBO-Altbau wieder Jugendliche unterrichtet werden, so die neue Idee im Rathaus. Später könnte sie dann als wachsende Gemeinschaft rüber in die neue Schule im Neubaugebiet „Insel Gartenfeld“ ziehen, wo bald mehr als 10.000 Neu-Spandauer leben und arbeiten. Diese Schule wird dann mit 1400 Jugendlichen und 150 Lehrern die größte Schule Spandaus. Wann? Letzter Stand: 2029/2030.

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