Microsoft hat angekündigt, die Schnittstelle zur Suchmaschine Bing am 11. August 2025 zu deaktivieren. Weil Google seine Suchergebnisse nicht per Schnittstelle anbietet, nutzten insbesondere Entwickler alternativer Suchmaschinen wie DuckDuckGo oder Brave Search die Schnittstelle zu Bing als kostengünstige Alternative zu einem eigenen Suchindex. Nach der Integration von ChatGPT in die Bing-Suche erhöhte Microsoft die Preise mit dem Verweis auf bessere Suchergebnisse. Als Alternative bietet der US-Konzern die Azure-Plattform „Grounding with Bing Search“ an.

Großkunden bleibt mehr Zeit für Wechsel

Von der Deaktivierung der Schnittstelle betroffen sind Kunden in den Stufen F1 oder S1 bis S9 mit Zugriff auf die Ressourcen der Bing-Suche. Ebenfalls endet der Zugriff für Kunden der Stufen F0 und S1 bis S4, welche die benutzerdefinierte Bing-Suche verwenden. Die Abschaltung der Schnittstelle sei Teil einer Strategie auf die gestiegene Nachfrage nach KI-Anwendungen, erklärte Microsoft-Sprecher Donny Turnbaugh die Entscheidung gegenüber Wired. Es gebe einen Support-Plan für betroffene Unternehmen. Unter Berufung auf Insider berichtete das Technikmagazin, dass Großkunden wie DuckDuckGo noch einen langfristigen Zugang erhalten, während kleine Entwickler zeitnah ihren Zugriff verlieren.

Stattdessen verweist Microsoft auf seinen neuen Dienst „Grounding with Bing Search“, einem KI-Agenten der hauseigenen Azure-Plattform. Mit ihm können Chatbots auf Grundlage von Daten aus dem Internet die Suchergebnisse ergänzen. Jedoch umfasst dessen Ausgabe keine Suchergebnisse als Rohdaten, sondern bietet stattdessen lediglich Zusammenfassungen an. Im Vergleich zur bisherigen Schnittstelle sind die Ausgaben weniger flexibel und eignen sich nicht für alle Anwendungsfälle. Brian Brown, operativer Geschäftsführer von der Suchmaschine Brave, äußerte gegenüber Wired den Verdacht, dass Microsoft stärker gegen Konkurrenten vorgehe und sich auf Großkunden und KI-Geschäftsmodelle fokussiere.

Brave bietet eigenen Suchindex per API an

Bereits seit 2023 greift Brave Search nicht mehr auf die Ergebnisse der Bing-Suche zurück. Stattdessen entwickelte die auf Privatsphäre bedachte Suchmaschine des Browseranbieters Brave einen eigenen Index, den sie auch per Schnittstelle anbietet. Darauf greifen etwa Cohere, Perplexity und Mistral zurück. Monatlich sind bis zu 2000 Abfragen kostenfrei möglich. Zusätzlich gibt es einen Basis-Tarif für fünf US-Dollar pro 1000 Anfragen und einen Pro-Tarif für neun US-Dollar. Auch die europäischen Suchmaschinen Ecosia und Qwant arbeiten gemeinsam an der Entwicklung eines Suchindex, der digitale Souveränität von den USA bieten soll. Ein ähnliches Ziel verfolgt das mit öffentlichen Mitteln geförderte EU-Projekt Open Web Search, das noch in diesem Jahr einen offenen Suchindex vorstellen will.

(sfe)

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