„Zu Zu“, das klingt nach Voodoo und Hoodoo. Und das aus gutem Grund. „Zu Zu“ wurde in New Orleans durch den amerikanischen Musiker und Dr. John (1941 bis 2019) geprägt begrifflich und inhaltlich. „ZuZu Man“ hieß sein Lied, es versprach spirituelle Heilung, Liebe und Erleuchtung. Erklärt Charles Petersohn. Der Wahl-Wuppertaler knüpft mit seinem Musikalbum „The Children of Zu Zu“, dem ersten nach 18 Jahren, daran an. Und ergänzt, dass es ihm zudem um die Hitze der Nacht gehe, in der nichts reell erscheine und alles in Ordnung sei: „Das Leben nachts in den Clubs, wo Musik bereichert und stärkt.“ Am 31. Mai präsentiert er das Werk zusammen mit fünf Musikerinnen und Musikern im Schauspielhaus. Das Konzertsoll Erlebnis werden und bereichert die Vorlaufphase des künftigen Pina Bausch Zentrums.

Ihn einfach als Musiker zu bezeichnen, trifft es nicht, er ist ein Sound Designer, auch wenn bei der Konzertankündigung für Ende Mai hinter seinem Namen Digital Bass und Stimme vermerkt sind. Ein Instrument jahrelang gelernt hat der heute 63-Jährige in der Tat nicht. „Ich habe nur ein paar Monate bei einer Opernsängerin Unterricht genommen“, erklärt Charles Petersohn, der 1988 von West-Berlin nach Wuppertal kam. Er liebe es, „alle Instrumente zu spielen, die ich in die Finger bekomme“, sagt er. Das Radio stand am Anfang seiner Musikbeschäftigung, er hörte die Berliner Sender Rias und SFB, den englischen Militärsender BFBS, erste musikalische Erfahrungen waren mit Punk und Blues verbunden. Er entdeckte den Space Jazz des Sun Ra Arkestras für sich und begann in der Stadt an der Wupper, wo er viele Gleichgesinnte kennenlernte, einen eigenen Stil zu entwickeln. Der sollte „die Ästhetik von Elektro, Jazz und Weltmusik gleichberechtigt miteinander verbinden“. Die von einem Kollegen geprägte Bezeichnung „Minimal Jazz“ treffe seinen Stil gut, antwortet er auf die Frage nach einer Bezeichnung. Das selbst gesteckte Ziel bedeutete viele Jahre des Experimentierens und Feilens, um die eigene Unzufriedenheit abzubauen. Ein langwieriger Prozess, der ihn einzelne Stellen vielfach nachhören und nachjustieren ließ. Was andere nerven mag, auf ihn aber meditativ wirkt, ihm „angenehme Energie und Ruhe“ gibt. Das Ergebnis ist die neue EP, die „das enthält, was ich beeinflussen, der Musik geben kann“.

„The Children of Zu Zu“ oder „The Zu Zu Family“, das sind am 31. Mai auch andere Musiker. Neben Petersohn sind dies Maria Basel (Keyboards), Antonia Nickel (Drums), Maxime von Koblinski (Perkussion), Amaka aka AdaSoul (Stimme) und Luca Greco (Mix + Samples), die gewohnt sind, elektronische und akustische Klänge miteinander zu verweben, und nun die Songs gemeinsam zelebrieren. Diese hat Petersohn auf USB-Stick, manchmal auch CD, vor allem aber Vinyl dabei – und das gleich zweimal, damit er zwei Stücke darauf hintereinander abspielen kann. Ohne deutlichen Anfang und ebensolches Ende wie im herkömmlichen Sinn. Die Stücke fließen ineinander und übereinander. Eine Technik, die Petersohn sich bei der Techno-, Drum- and Basskultur abgeschaut und ausprobiert hat. So entsteht ein Flow, der mal entspannter, mal härter, mal mehr afrikanisch, mal mehr funky sei, beschreibt er. Ein Flow, der durch die Präsentation der Musik mit Publikum verstärkt wird. Er brauche das Gefühl des Austauschs zwischen seiner Musik und den Menschen, wenn er auf seine Botschaft ihre Vibes zur Antwort empfange. Die Resonanz, die seine EP aktuell im Netz erfährt, setze diesen Austausch auf anderer Ebene fort, sie verstärke die Wärme und positive Energie seiner Musik.

Wie ein Atrium, wo sich
die Klänge brechen

Die Idee zum Konzert Ende Mai kam im Open Ground auf, dem Club im umgebauten Bunker im Wupperpark Ost. Im Gespräch bot ihm Bettina Milz, Koordinatorin der Vorlaufphase, für die Präsentation der Platte das Schauspielhaus an. Nicht, um dort Party zu feiern, das sollte schon beim Release-Konzert in der intimeren Location des Kulturzentrums Loch Ende April geschehen. Das Gebäude an der Kluse dagegen sei ein toller Ort, um zu sitzen und zu stehen, klinge gut, „wie ein Atrium, wo sich die Klänge brechen. Das ist sehr angenehm“, erklärt der Sounddesigner. Als Vor- und Nacherlebnis setzt der RaumZeitPirat Tobias Daengen mit seiner Lichtkunst Foyer und japanischen Garten des 1960er Jahre Baus in Szene. Außerdem legt Petersohn hinterher Ambientmusik auf und zeigt der Wuppertaler Fotograf Daniel Schmitt (Studio Spitzlicht Fotografie) eine Bildauswahl auf einem großen Monitor „wie ein Foto-Reel oder eine Bilder-Collage“. Eben „etwas Besonderes für einen besonderen Ort“, den Petersohn vom ersten Tag schätzte, an dem er ihn – damals noch als Theaterbesucher – betrat: „Ich will, dass die Menschen nach dem Konzert bleiben und das Erlebte wirken lassen.“