Bielefeld/Detmold. Was nach dem Halbfinal-Triumph im DFB-Pokal zunächst als KI-generiertes Bild in allen erdenklichen Varianten viral ging, wird nun Realität: Der eiserne Hermann vom gleichnamigen Denkmal bekommt zum zweiten Mal in seinem von Licht und Schatten geprägten Leben ein ultragroßes Arminia-Trikot spendiert. Diesmal von der Firma Schüco, Hauptsponsor des DSC Arminia Bielefeld. Die Arbeiten in luftiger Höhe, vom Sockel bis zur Schwertspitze misst die Kolossalstatue fast 54 Meter, haben schon am Mittwochmorgen begonnen.
Vier Tage habe sie für das Zusammennähen der vier zuvor von ihren Kollegen bedruckten Stoffbahnen gebraucht, berichtet Sigrid Prziwara von der Firma Fine Print: „Als es dann um die Montage ging, da habe ich gesagt, da möchte ich dabei sein.“ Und genauso kommt es: Mit ihren Monteur-Kollegen Jens Rosigkeit und Björn Strasas besteigt sie um 9.15 Uhr die auf einem 30-Tonner montierte Hebebühne für einen ersten luftigen Check. Eine halbe Stunde später hievt Lifter André Brünger das Trio abermals in Sekunden auf Augenhöhe mit Hermann und die Arbeit beginnt: Einkleiden eines Widerspenstigen. Denn der 6 Meter breite Kragen des Trikots solle im eleganten Wurf über den behelmten Kopf gezogen werden.
„Hermann ist zu fett geworden“, frotzelt eine Lipper-Rentnergang, die das Spektakel von einer Parkbank aus beobachtet. Wolfgang, Wolfgang, Harald und Horst seien mit E-Bikes da, erzählt das Quartett und riskiere für die Show prompt Kaffee und Kuchen. Aber es sei echt spannend. Eine Bank weiter sitzt Teuto-Tourist Rainer Kampf. Er sei zwar kein Fußball-Fan, aber das Trikot eine tolle Idee, sagt der Siegerländer, während seine Frau Inge die Tickets für die Galerie holt.
Arminia-Legende Fabian Klos und Fußball-Ikone Ewald Lienen mit von der Partie
Um 10.15 Uhr ist es soweit: Das Trikot ist über den Kopf des Hermanns gezogen. Jetzt wird alles sorgfältig in Form gebracht, festgezurrt und fixiert. Die „Gürtelkette“ des Hermanns wird dabei als Befestigungspunkt genutzt: An ihr werden die Gummibänder fixiert, die das Trikot in Spannung halten. Gegen 10.45 Uhr ist die erste Seite des Denkmals bereits mit dem Trikot eingekleidet. Um 11 Uhr prangt das Trikot in voller Größe am Hermannsdenkmal – ein starkes Statement für Arminia Bielefeld. Ein Hauch Stadion-Atmosphäre weht durch den Teutoburger Wald.
Bei der Fußball-Götterdämmerung am Fuße des Hermanns gibt sich auch Grandseigneur Ewald Lienen die Ehre. Diskret erinnert der Ex-Spieler und Ex-Trainer die Laudatoren im Pokalrausch daran, dass es neben dem Finale eben auch noch den gelungenen Aufstieg gebe. DSC-Legende und Arminias Pokalbotschafter Fabian Klos greift den Gedanken auf und zum Mikro und ergänzt, dass der Aufstieg ein unglaubliches Geburtstagsgeschenk sei. Es gebe wohl keine schönere Würdigung für die sportliche Leistung des Vereins als die Geste mit dem Mammut-Trikot.
Gegen 12 Uhr geht es dann noch einmal hoch hinaus: Die Hebebühne fährt erneut in luftige Höhen, um das Trikot final zu fixieren. Kabelbinder werden durch Ösen gezogen, Sandsäcke zur Beschwerung verteilt, damit alles sicher sitzt. Ein Detail mit Symbolkraft: Das Hermannsdenkmal trägt jetzt stolz die Rückennummer 25 – für die Region, für den Verein, für den Wiederaufstieg in die 2. Liga.
Für das sportliche Leibchen der heroischen Figur mit dem geflügelten Helm hat Schneiderin Sigrid Prziwara rund 130 Quadratmeter feinsten blauen Fahnenstoff vernäht: „Die Nähte sind innen extra verstärkt und überall im Trikot sind Ösen und Bänder eingearbeitet, um möglichst variable Befestigungen am Denkmal zu ermöglichen. An verschiedenen Stellen sind zudem Taschen eingenäht, um die Möglichkeit zu bieten, das Trikot mit Sandsäcken zu beschweren.“ Der Dress besitzt eine Länge von 9 Metern und eine Breite von etwas über 7 Meter. Rekordverdächtig?
Schon 1999 trug der Hermann ein Trikot von Arminia Bielefeld
Die DSC-Legenden Ewald Lienen (l.) und Fabian Klos (r.) schauten auch vorbei zum Showdown am Hermannsdenkmal.
| © Mike-Dennis Mller / www.mdm.photo
Tatsächlich. Bereits im Jahr 1999 erhielt das Hermannsdenkmal ein Arminia-Trikot gleicher Größe, damals zum Aufstieg in die 1. Liga. 2001 gelang dann noch die Kür mit einem Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde.
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Die symbolträchtige Einkleidung der höchsten Statue Deutschlands wird unterstützt vom Landesverband Lippe. Mit der neuerlichen spektakulären Aktion soll die Euphorie rund um das bevorstehende DFB-Pokalfinale am 24. Mai noch einmal spürbar gepusht werden: Arminia Bielefeld steht nach einer beeindruckenden Pokalsaison im Endspiel gegen den Erstligisten VfB Stuttgart und passt damit perfekt in die Rolle des sportlichen Underdogs. Ähnlich wie seinerzeit Hermann oder Arminius der Cherusker, der vor über 2000 Jahren mit seinen Horden im Teuto die Römer vom Platz gefegt haben soll.
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Diesmal müssen die Ostwestfalen allerdings im Olympiastadion ran: live vor einer Kulisse mit 75.000 Zuschauern in der Arena und Millionen von Fans an den Bildschirmen. Zehn Tage vor dem Pokalfinale in Berlin muss der 150-jährige Hermann, nach einer Bauzeit von 37 Jahren wurde das Monument erst 1875 offiziell eingeweiht, erneut als „zwölfter Mann“ ran, um seinen Arminen den Rücken zu stärken. Ein Moment, der Geschichte schreibt – sportlich, kulturell und emotional.
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Wobei es die Neuauflage schon jetzt mindestens tausendfach in die sozialen Netzwerke geschafft hat: Es hagele nur so Fotos vom Hermann in den Status-Meldungen der Freunde, erzählt ein Arminia-Fan aus Bielefeld. Erst am Dienstag hatte Engelhardt auf dem firmeneigenen Campus die Werbe-Kampagne „Macht Berlin zu Berlinefeld“ lanciert und kaum strahlt am Mittwoch das Trikot in der Sonne, da legt er gleich nach mit dem nächsten Slogan für die Pokal-Fanmeile in der Hauptstadt: „Wie heißt der heißeste Club in Berlin? DSC – wie auch sonst.“
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Das Hermannsdenkmal trägt ein XXXL-Arminia-Trikot.