Werther. Frank Keminer hat Jura studiert und über 20 Jahre als Rechtsanwalt gearbeitet. Inzwischen ist der Mann aus Leopoldshöhe aber in einem ganz anderen Job aktiv. Er ist Kreisgeschäftsführer der CDU im Kreis Lippe. Was diese Informationen in einem Text über das Wertheraner Freibad zu suchen haben? Nun, seit Donnerstag steht Frank Keminer regelmäßig im blauen Poloshirt und kurzer Hose am Beckenrand des Freibades und passt auf, dass niemand beim Schwimmen zu Schaden kommt.

Er ist einer von zahlreichen Rettungsschwimmern, die dafür sorgen, dass das Wertheraner Freibad in die Saison starten konnte – obwohl es keine hauptamtlichen Schwimmmeister hat. Personalsorgen in den Schwimmbädern sind nichts Neues, in Werther wirken sie sich aber seit ein paar Jahren deutlich auf das Geschehen in der Badeanstalt am Meyerfeld aus. Auch in diesem Jahr.

Denn das städtische Freibad beginnt die Saison zunächst mit reduzierten Öffnungszeiten. Täglich von 14 bis 19.30 Uhr können Schwimmerinnen und Schwimmer ihre Bahnen ziehen. Ein Frühschwimmen gibt es nicht. Auch vormittags bleibt das Bad bis auf Weiteres geschlossen. Stefan Meyer, in der Stadtverwaltung verantwortlich für den Bäderbetrieb, hofft jedoch, in den Ferien Öffnungszeiten ab 11 Uhr anbieten zu können.

Stadt sucht händeringend Fachkräfte

Vanessa Wiemann hat seit März mitgeholfen, das Freibad für die Saison in Schuss zu bringen. Ab sofort sind aber nur noch ihre Fähigkeiten als Rettungsschwimmerin gefragt. - © Silke Derkum-Homburg

Vanessa Wiemann hat seit März mitgeholfen, das Freibad für die Saison in Schuss zu bringen. Ab sofort sind aber nur noch ihre Fähigkeiten als Rettungsschwimmerin gefragt.
(© Silke Derkum-Homburg)

Seit März hat die Stadt auf ihrer Homepage zwei unbefristete Vollzeitstellen ausgeschrieben und sucht Fachangestellte für Bäderbetriebe. Denn die beiden Schwimmmeister, die im vergangenen Jahr so hoffnungsvoll mit den Posten betraut wurden, haben schon nach einem knappen Jahr die Segel gestrichen.

Doch ohne Fachkräfte ist ein Badebetrieb nicht möglich, denn es geht nicht nur um die Sicherheit der Schwimmgäste im Becken, sondern auch um die Technik und die korrekte Einstellung der Chemikalien. Für beides ist in Werther nun erst einmal Mike Prange zuständig. „Die Wassertemperatur liegt schon bei 20 Grad, aber 24 bis 26 Grad werden es wohl in den nächsten Tagen noch werden“, sagt er. Er ist eigentlich Leiter des Uni-Bades, doch hilft schon seit Längerem immer wieder in Werther aus.

Das macht er nicht nur, weil das Uni-Bad im Sommer ohnehin für ein paar Wochen schließt. „Ich kenne kein anderes Freibad in der Gegend, wo man ohne Security auskommt und wo die Badegäste so nett sind“, schwärmt er. Über einen Schwimmmeisterservice, die Bielefelder Bäder und Freizeit GmbH und die TWO als Betreiberin des Haller Lindenbades, hat die Stadt Werther genügend Rettungsschwimmerinnen und -schwimmer auf Aushilfsbasis eingestellt.

Wertheraner Freibad hat ganz besondere Vorzüge

Sabine Bruelheide war am Donnerstag die erste Schwimmerin der Saison im Wertheraner Freibad und genoss die Ruhe im Becken. - © Silke Derkum-Homburg

Sabine Bruelheide war am Donnerstag die erste Schwimmerin der Saison im Wertheraner Freibad und genoss die Ruhe im Becken.
(© Silke Derkum-Homburg)

Auch Vanessa Wiemann gefällt ihr neuer Einsatzort. Die Sennestädter Rettungsschwimmerin ist bereits seit März vor Ort im Einsatz. Sie gehörte mit zum Helferteam, das das Becken gereinigt, die Technik überprüft, die Grünflächen gepflegt, und auch rund um die Gebäude Hand angelegt hat, damit die Saison beginnen kann. Jetzt ist alles fertig. Nur das Kinderplanschbecken weist noch Risse im Boden auf und kann noch nicht genutzt werden.

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„Ich kannte das Freibad hier vorher noch nicht, aber ich finde es mit der Natur und dem Wald rundherum wirklich sehr schön. Und besonders die Nähe zum ZOB war mir wichtig“, sagt sie. Gemeinsam mit Frank Keminer gehört sie zum Team, das am Donnerstag um 14 Uhr die erste Besucherin im Freibad begrüßte.

Sabine Bruelheide zieht im bis dahin unberührten Wasser ihre Bahnen. Seit Kurzem ist sie Rentnerin. Jetzt hat sie noch mehr Zeit zum Schwimmen und ist fast jeden Tag da. „Wasser ist einfach meins“, sagt sie, „beim Schwimmen kann man ganz für sich sein, ohne zu quatschen.“ Die 50 Meter langen Bahnen des Wertheraner Beckens kommen ihr da entgegen – und das nicht nur an sonnigen Tagen. „Am liebsten schwimme ich, wenn es regnet. Das Wasser fühlt sich dann so weich an.“

Freibad-Kiosk auch bei Wolken-Wetter geöffnet

Alexandra Sensoy hat gemeinsam mit Tochter Azra den Kiosk im Freibad auf die Saison vorbereitet. - © Silke Derkum-Homburg

Alexandra Sensoy hat gemeinsam mit Tochter Azra den Kiosk im Freibad auf die Saison vorbereitet.
(© Silke Derkum-Homburg)

Ebenfalls von der ersten Minute der neuen Saison an am Start ist Familie Sensoy, die nun in der dritten Saison den Freibad-Kiosk betreibt. Mit Tochter Azra auf dem Arm bereitet Alexandra Sensoy, unterstützt von ihrer Schwiegermutter, in dem kleinen Laden alles vor und verspricht: „Auch wenn die Sonne mal nicht scheint, der Kiosk hat geöffnet – man weiß doch nie, was der Tag bringt.“

Die Eintrittspreise sind trotz steigender Kosten stabil geblieben. Die Saisonkarten sind im Einwohnerservice im Rathaus, in der Stadtbibliothek, bei der Volksbank, der Kreissparkasse, im Dorfladen sowie bei Sport Strunk erhältlich.

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