Beim Regenbogenempfang kündigt Wiesbaden ein Novum an: Das erste Treffen des LSBTIQ-Mitarbeiternetzwerks, – einen Schritt zu mehr Sichtbarkeit.
Mit einem Rekordbesuch von rund 180 Gästen markierte der Regenbogenempfang im Neuen Rathaus Wiesbaden in diesem Jahr mehr als nur den Auftakt zum Queeren Sommer: Der Empfang wurde zu einem politischen Signal in Zeiten wachsender Polarisierung. Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende und Bürgermeisterin Christiane Hinninger den Termin, um Haltung zu zeigen – gegen Hass, für Respekt und Gleichberechtigung.
„In dieser Stadt gibt es keinen Platz für gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“, betonte Mende und zählte auf, was in Wiesbaden keinen Raum haben dürfe: Antisemitismus, Rassismus, Homophobie, Transfeindlichkeit. Der Regenbogenempfang sei Ausdruck einer gelebten Tradition – und eines politischen Anspruchs. Denn Vielfalt solle nicht nur beschworen, sondern im Alltag erfahrbar sein.
Starkes Netzwerk, klare Botschaft
Neben Vertretern aus Landespolitik, Stadtverordnetenversammlung und Magistrat stand vor allem die Community im Mittelpunkt. Der Empfang galt ihr – und dem, was sie tagtäglich leistet. Mit knappen Mitteln, aber großem Engagement arbeiten queere Initiativen für Sichtbarkeit und Sicherheit. „Sie sind Rückgrat unserer Stadtgesellschaft“, sagte Bürgermeisterin Hinninger.
Der regenbogenempfang hob auch strukturelle Fortschritte hervor: Die personell verstärkte LSBTIQ-Koordinierungsstelle im Rathaus, das geplante Regenbogennetzwerk innerhalb der Stadtverwaltung sowie der Ausbau des Queeren Zentrums auf dem Gelände der Walkmühle zeigen, dass Vielfalt längst auch Teil verwaltungspraktischen Handelns ist.
Vielfalt ist keine Selbstverständlichkeit
Der Ton verschärfte sich, als es um Rückschläge ging. Der Überfall auf einen schwulen Mann im April etwa, vielfach verschwiegene Taten im sogenannten Dunkelfeld, Angst vor öffentlichen Zuneigungsbekundungen – all das zeigte: Der Weg zur vollständigen Akzeptanz ist noch nicht geschafft.
„Das Erreichte reicht nicht“, mahnte Mende mit Blick auf Entwicklungen in Ungarn, Polen und den USA. Wenn Vielfalt dort zum Feindbild werde, dürfe man sich hierzulande nicht in Sicherheit wiegen. Auch Wiesbaden müsse wachsam bleiben. Eine städtisch initiierte Befragung zu Diskriminierungserfahrungen solle künftig das Unsichtbare sichtbar machen – und Grundlage für konkrete Maßnahmen bilden.
Aufbruch, Austausch, Aufmerksamkeit
Zugleich schwang Optimismus mit. Der runde Tisch der LSBTIQ-Community bleibe aktiver Ort des Austauschs, das Interesse an queeren Themen innerhalb der Verwaltung wachse, neue Initiativen wie das Mitarbeitenden-Netzwerk stießen auf Resonanz. Wiesbaden wolle mehr sein als eine tolerante Stadt: Eine, die solidarisch handelt – auf dem Papier, auf der Straße und im Rathaus.
Mit dem Regenbogenempfang hat sich Wiesbaden nicht nur zur queeren Vielfalt bekannt, sondern deren Schutz und Förderung zu einer kommunalen Aufgabe erklärt. Ein Zeichen, das bleibt – auch nach dem Buffet.
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Foto – Regenbogenempfang @2025 Volker Watschounek
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