Dr. Wenke Weinreich vom Fraunhofer-Photonikinstitut IPMS und Paul Kelly von „NY Creates“ vereinbaren die Speicherchip-Kooperation. Foto: NY Creates
16 Jahre nach Qimonda-Pleite: Forscher aus Dresden und New York ebnen Weg für Produktion ferroelektrischer Datenspeicher in Chipfabriken
Dresden, 16. Mai 2025. Auch in der kurzlebigen Mikroelektronik braucht es manchmal einen langen Atem, bis eine wegweise Erfindung zum Durchbruch kommt. Ein Beispiel dafür ist eine womöglich bahnbrechende Dresdner Speicherchip-Technologie, die zu einer ganz neuen Generation von Neuro-Computern für Künstliche Intelligenzen (KI), aber auch zu extrem leistungsfähigen USB-Speicherstiften und Kamerakarten mit enormen Kapazitäten führen soll: Diese ferro-elektrischen Schaltkreise aus Hafniumoxid können sich Informationen auch ohne ständige Stromzufuhr auf kleinstem Raum merken, gehen viel sparsamer mit Energie um als heutige Flash-Chips und eignet sich auch für den Nachbau von menschlichen Neuronen
Untergegangener Chipkonzern legte die Grundlagen
Die Grundlagen für diese Architektur legte einst der Mikroelektronik-Konzern „Qimonda“ in der sächsischen Landeshauptstadt. Nach dem Untergang der letzten großen europäischen Speicherchip-Schmiede im Jahr 2009 entwickelten Forscher aus dem „Silicon Saxony“ und von anderen Halbleiter-Standorten diese Technologie weiter – und nun steht der nächste Schritt zur Massenproduktion auf der Agenda.
Projekt könnte Fertigung auf 300-mm-Wafern vorbereiten
Dafür haben das Dresdner Fraunhofer-Centrum für nanoelektronische Technologien“ (CNT) und das US-amerikanische Chipforschungszentrum „NY Creates“ nun ein gemeinsames Projekt vereinbart: Die Ingenieurinnen und Ingenieure aus Sachsen und dem Bundesstaat New York wollen gemeinsam die Produktion solcher ferroelektrischen Datenspeicher auf Silizium-Scheiben (Wafer) mit 300 Millimetern Durchmesser vorzubereiten. Die Fertigung auf 300-mm-Wafern gilt gemeinhin als Signal, dass die Halbleiter-Unternehmen mit massenhafter Nachfrage rechnen.
„Vielversprechend für neuromorphes Computing“
„Diese Speichertechnologien sind besonders vielversprechend für neuromorphes Computing“, betont Bereichsleiterin Dr. Wenke Weinreich vom CNT-Mutterinstitut für Photonische Mikrosysteme (IPMS). Was heißt: Aus ihnen lassen sich Rechner bauen, die nach dem Vorbild des menschlichen Gehirns arbeiten, lernfähig sind und dabei besonders wenig Energie verbrauchen. Auch „NY Creates“-Präsident Dave Anderson rechnet mit „innovativen Durchbrüchen“.
Das CNT-„NY Creates“-Projekt ist indes nicht der erste und einzige Ansatz, ferroelektrische Speicher in die Serie zu überführen – und sei es als Teilkomponente komplexerer Schaltkreise. Ein Beispiel dafür ist die Dresdner Firma „FMC“. Ein weiterer Versuch war ein 32-Gigabit-Chip von Micron. Der ging letztlich aber doch nicht in die Massenproduktion.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: IPMS/CNT, NY Creates Oiger-Archiv, Wikipedia, Auskünfte T. Mikolajick/Namlab Dresden
Ihre Unterstützung für Oiger.de!
Ohne hinreichende Finanzierung ist unabhängiger Journalismus nach professionellen Maßstäben nicht dauerhaft möglich. Bitte unterstützen Sie daher unsere Arbeit! Wenn Sie helfen wollen, Oiger.de aufrecht zu erhalten, senden Sie Ihren Beitrag mit dem Betreff „freiwilliges Honorar“ via Paypal an:
Vielen Dank!
Ähnliche Beiträge
Ähnliche Beiträge