Der Slogan „A WOnderful wir“ schmückt nun auf Plakaten und Infoscreens die Straßen Düsseldorfs. Diese neue Kampagne der Awo feiert das gelebte Miteinander der Arbeiterwohlfahrt – und das seit nun über 100 Jahren.

Die Awo feiert in diesem Jahr nicht nur Jubiläum, sondern auch ihre Mitglieder. „Unsere Basis ist das Ehrenamt“, erklärt Kreisvorsitzender Manfred Abels, „Ohne dieses dürften wir uns rechtlich gesehen nicht Arbeiterwohlfahrtsverband nennen.“ Gegründet wurde die Awo unter anderem von vier Frauen, „Auch das ist ein Grund, warum uns Gleichberechtigung so wichtig ist. Frauen haben die Gesellschaft immer nach vorne gebracht“, sagt Kreisgeschäftsführerin Marion Warden.

Seit ihrer Gründung im Jahr 1920 kann die Awo auf eine ereignisreiche Geschichte zurückblicken. In ihren frühen Jahren konnte sie mit der Gründung eines Waisenhauses und eines Kindergartens erste Erfolge verzeichnen. 1933 aber wurde sie, auch aufgrund der Nähe zur SPD, von den Nationalsozialisten verboten.

Dies ist der Grund, warum die Awo heute nicht viele Dokumente der eigenen Historie aus der Zeit vor 1933 vorweisen kann. Die wenigen, die heute wieder im Besitz der Awo sind, wurden in der NS-Zeit von Mitgliedern der Awo in Gärten vergraben, auf Dachböden versteckt. Viel davon ging durch Bombenanschläge verloren oder wurde vergessen. Doch hin und wieder gibt es diesbezüglich doch Grund zur Freude: „Wir haben vor einigen Jahren ein altes Fotoalbum auf dem Speicher des Lore-Agnes-Hauses gefunden“, so Warden. „Dies war ein Goldfund für uns. Wir haben deswegen noch einige historische Fotos von ehemaligen Mitgliedern.“ Als das Ende des Nationalsozialismus eine Wiederbegründung in 1945 ermöglichte, war die heute noch bestehende Nähe zu den Sozialdemokraten für den Wiederaufbau des Verbandes von Vorteil.

Auch die 1970er- und 1980er-Jahre sind ein wichtiger Einschnitt in der Geschichte der Awo. „In diesen Jahren wurden Studiengänge wie Sozialpädagogik förmlich aus dem Boden gestampft“, so Mann, „Die Jugend dieser Zeit strebte Freiheit und Mitbestimmung in der Gesellschaft und Schule an. Das zeigte sich auch bei einem Mitgliederzuwachs bei der Awo.“ Immer mehr Menschen kamen über die Jahre auch durch den zweiten Bildungsweg dazu, mit dem Wunsch, etwas auf sozialer Ebene zu verändern.

In den Jahren seit der Gründung der Arbeiterwohlfahrt hat sich viel getan. Die volle Bandbreite ihrer heutigen Arbeit in Düsseldorf mag vielen gar nicht bewusst sein. Die Projekte der Awo bestehen, neben dem Betrieb von Seniorenheimen und Kitas, auch im Betrieb von Pflegeeinrichtungen für psychisch kranke Menschen, einer Schuldenberatung, Betreuung von Geflüchteten, Beratung von Pflegeeltern und vielem mehr. In ihren Einrichtungen bildet die Awo aus, oft auch junge Menschen aus sozial benachteiligten Verhältnissen. In Düsseldorf verzeichnet die Awo aktuell 1100 Azubis.

Aber auch in der heutigen Zeit gibt es Hürden. Solch eine war etwa die Coronapandemie: Homeoffice-Regelungen, Sicherheitsabstände und sich stetig verändernde Auflagen waren auch für die Awo eine Herausforderung, am meisten in den Pflegeeinrichtungen. „Als der Impfstoff zuerst für die vulnerablen Gruppen, zum Beispiel Senioren, auf den Markt kam, hat das medizinische Personal in unseren Seniorenheimen bis in die Nacht geimpft. Aufgehört wurde erst, bis kein Impfstoff mehr da war“, so Warden.

Auch die Jahre nach der Pandemie brachten Schwierigkeiten mit sich. Als sich die Energiekrise abzeichnete, rechnete der Verband vorsichtshalber mit 300 % bis 400 % Erhöhungen, was enorme Kostensteigerungen für diverse Einrichtungen bedeutet hätte. Ganz so teuer wurde es zwar nicht, zu spüren bekamen sie es trotzdem. Aber auch Planungsunsicherheiten durch neue Beschlüsse auf politischer Ebene und andere finanzielle Hürden erschweren oftmals das Alltagsgeschäft. Und das Thema Fachkräftemangel, mit dem bei Weitem nicht nur die Awo zu kämpfen hat, ist weiterhin aktuell.

Gerade in der Pflege sind die Auswirkungen deutlich zu spüren und die Awo hat mehrere Pflegeeinrichtungen in Düsseldorf. „Nicht genug Personal zu haben, bedeutet weniger Leute aufnehmen zu können. Und dann ist die Einrichtung irgendwann vielleicht nicht mehr wirtschaftlich“, erklärt Abels. Deswegen ist jetzt ein Umdenken gefragt: Die Awo setzt nun mehr auf ambulantes, betreutes Wohnen. Geflüchtete Menschen, die aus verschiedenen Gründen nicht sofort in die Pflege einsteigen können, fangen als Reinigungskraft an und arbeiten sich von dort hoch. „So navigieren wir mit den Geflüchteten den deutschen Arbeitsmarkt und die damit verbundene Bürokratie. Denn wir haben die Erfahrung gemacht, dass diese Menschen sehr wohl arbeiten wollen“, so Warden.

Vor allem aber möchte die Awo ein attraktiver Arbeitgeber bleiben, bezahlt nach eigenen Angaben nach Tarif, vergleichbar mit dem öffentlichen Dienst. Aber auch das Ehrenamt, das so tief in die Geschichte der Awo eingebettet ist, wird immer ein wichtiger Teil der Awo bleiben. Das soziale Miteinander bleibt die Kernidee, auf die die Kampagne aufbaut und mit der die Awo mehr Menschen, die sich sozial engagieren wollen, gewinnen möchte.