Es war über Monate eines der wichtigsten städtebaulichen Themen Halles. Der geplante Abriss der außergewöhnlichen Diering-Villa, 1939 vom gleichnamigen Chefarzt des Haller Krankenhauses mit dem für die damalige Zeit angemessenen Luxus erbaut. Ein Denkmal für Halle, sagen viele Bürgerinnen und Bürger. Ein in die Jahre gekommenes Investitionsobjekt, mit dem etwas passieren muss, sagt die Meller Eigentümer-Familie Upmeyer.
Sie wollte das Haus abreißen und einen dreigeschossigen Neubau mit zehn Eigentumswohnungen errichten. Das rief zunächst die Mieter auf den Plan, die eine Bindung zu dem außergewöhnlichen Haus aufgebaut und nach eigenem Bekunden dort auch investiert hatten. Und dann wurde in der gesamten Stadtgesellschaft diskutiert, ob dieses Haus nicht unter Denkmalschutz gestellt gehört. Was der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) schließlich auch tat.
Mit ein wenig Abstand zu den juristischen Auseinandersetzungen, gespickt mit Gutachten und Gegengutachten, lässt sich festhalten: Fraglos ist die Diering-Villa eine außergewöhnliche Immobilie. Doch der Frust der Familie Upmeyer zugleich nachvollziehbar: Denn schließlich hatten sie bereits im Oktober 2022 eine Baugenehmigung für Abriss und Neubau erhalten.
Eigentümer der Haller Chefarzt-Villa müssen wirtschaftlich handeln
Ein solches Objekt über Jahrzehnte wirtschaftlich zu erhalten, bedeutet auch für die Eigentümer eine große wirtschaftliche Herausforderung. Sicherlich lässt sich über die Pläne, ein altehrwürdiges Haus für den nächsten Rendite-Komplex zu opfern, ästethisch streiten. Doch mit den wirtschaftlichen Aspekten solcher Entscheidungen sind nun einmal nur die Besitzer konfrontiert. Nicht die Mieter und auch nicht die beobachtende Stadtgesellschaft.
Die Vorgeschichte: Markante Villa in Halle soll für Luxus-Wohnungen abgerissen werden
Blickt man heute auf den Streit, dürfte Ernüchterung einkehren. Dass die Mieter nach Recherchen meines Kollegen Uwe Pollmeier mittlerweile aufgrund des „gestörten Verhältnisses“ ausgezogen sind, überrascht aufgrund ihrer großen Bindung zum Haus nur auf den ersten Blick. Auf den zweiten dürfte es wohl keine harmonische Basis für ein Mietverhältnis mehr gegeben haben.
Unterm Strich bedeutet das aber, dass dieses so geschätzte Haus nun zwar ein Denkmal ist, aber leer steht. Und die Stadt regelmäßig Kontrollen durchführen lässt, um sicherzustellen, dass dieses Gebäude nicht verfällt. Doch selbst wenn sich die Eigentümer an diese Auflagen nach bestem Wissen und Gewissen halten – ohne Leben im Inneren ist diese Villa dem langsamen Sterben preisgegeben. Auch in Denkmäler muss investiert werden, daran ist auch dem LWL gelegen.
Halle Denkmal darf nicht zur Ruine werden
Irgendwie mutet das gesamte Szenario paradox an. Wer die Geschichte dieses Streits verfolgt hat, wird in jedem Schritt der Konfliktparteien einen Sinn erkennen und auch ihre jeweiligen Argumente nachvollziehen können. Mit dem Ergebnis ist allerdings niemandem geholfen.
Der Streit: Zukunft der Haller Arzt-Villa steht fest
Die Mieter weg, das Haus leer – und Familie Upmeyer hat angekündigt, weiter klagen zu wollen. Nicht gerade die besten Aussichten für das doch von allen Seiten so geschätzte Denkmal. Sollte sein Schutz auch in der möglichen nächsten Instanz bestätigt werden, sind darum nicht nur die Eigentümer gefordert, der historischen Chefarzt-Villa eine Zukunft zu bauen. Hier ist dann die gesamte Stadtgesellschaft gefragt. Mit Ideen, mit Konzepten, mit Unterstützung beim Anzapfen von Fördertöpfen. Damit aus dem heiß diskutierten Denkmal nicht irgendwann eine vergessene Ruine wird.
Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK