Zwischenstopp im New Yorker Prozess: Sean „Diddy“ Combs soll Ruhm und Geld genutzt zu haben, um Frauen zu missbräuchlichen Sexpartys zu zwingen. Die Hauptbelastungszeugin wurde nun noch einmal ins Kreuzverhör genommen – Casandra Ventura musste sich bis zuletzt gegen Vorwürfe wehren.
Im Prozess gegen den US-Rapper Sean „Diddy“ Combs hat dessen Ex-Freundin Casandra Ventura nach vier Tagen ihre Aussage vor Gericht beendet. Die als „Cassie“ bekannte Sängerin musste sich am Freitag in New York nochmal im Kreuzverhör scharfen Fragen von Combs‘ Verteidigung stellen. Dabei ging es unter anderem um 20 Millionen Dollar (rund 18 Millionen Euro), die sie im Zuge einer zivilrechtlichen Einigung mit dem Rap-Mogul erhalten hatte.
„Ich würde dieses Geld zurückgeben, wenn ich nie an Freak Offs hätte teilnehmen müssen“, sagte die hochschwangere Ventura mit tränenerstickter Stimme. Als „Freak Offs“ bezeichnete Combs seine ausschweifenden Drogen- und Sexpartys. Combs‘ Behandlung habe dazu geführt, dass sie sich „wertlos“ gefühlt habe, sagte die 38-Jährige.
Combs‘ Anwältin Anna Estevao präsentierte den Geschworenen in New York während des Kreuzverhörs erneut Textnachrichten des früheren Liebespaars. Damit versuchte sie Zweifel an Venturas Aussagen zu säen, der Rapper habe sie zur Teilnahme an Sex- und Drogenpartys gezwungen.
Nachrichten zwischen Abscheu und Zuneigung
„Ich bin keine Stoffpuppe. Ich bin jemandes Kind“, schrieb sie etwa an Combs, nachdem er im Jahr 2016 in einem Hotel in Los Angeles auf sie eingeprügelt und sie über den Boden geschleift hatte. Überwachungskameras hatten die Szene eingefangen, Bilder davon kursierten später auch in den sozialen Medien. In der Nachricht schrieb die R&B-Sängerin zudem, Combs sei an dem Tag durch Drogen und Alkohol außer Kontrolle gewesen. Nachdem die Aufnahmen im vergangenen Jahr medienöffentlich wurden, erklärte Combs, er sei von seinem Verhalten „angewidert“.
Wenige Tage nach dem Vorfall drückten Cassie und der 55-jährige Rapper dann jedoch wieder Zuneigung füreinander aus. In einer Nachricht, die im Gerichtssaal verlesen wurde, schrieb Cassie: „Wir brauchen eine andere Stimmung als am Freitag.“ Vor dem Ende des Kreuzverhörs versuchten die Anwälte des Rappers deshalb, die Aussage seiner Ex-Partnerin in Zweifel zu ziehen, er habe sie im Jahr 2018 vergewaltigt, nachdem sie die Beziehung nach fast elf Jahren beendet habe.
„Froh, das Kapitel abzuschließen“, heißt es in einem letzten Statement
„Ich habe mir Sorgen um meine Sicherheit gemacht“, sagte Ventura nun dazu. „Ich habe mir Sorgen um meine Karriere gemacht. Aber ich war auch verliebt in ihn, deswegen habe ich mir Sorgen gemacht, dass er nicht mehr mit mir zusammen sein will.“
Nachdem Ventura den Zeugenstand verlassen hatte, verlas ihr Anwalt Douglas Wigdor eine Erklärung der Sängerin. Die Tage im Gericht seien „äußerst herausfordernd“, aber auch „heilend“ gewesen. „Ich bin froh, dieses Kapitel meines Lebens abzuschließen.“
Combs werden zahlreiche Sexualstraftaten bis hin zur Vergewaltigung zur Last gelegt. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 55-Jährigen vor, Frauen und Männer sexuell missbraucht und mit Drohungen und Gewalt zur Teilnahme an Drogen- und Sex-Partys genötigt zu haben.
Der Rapper und Produzent weist die Vorwürfe zurück. Der Prozess in New York ist auf acht bis zehn Wochen angesetzt. Im Falle eines Schuldspruchs droht Combs lebenslange Haft.
AP/AFP/krott