Im Zoll-Streit bemüht sich die EU um ein geschlossenes Vorgehen gegen den Vorstoß der US-Regierung. Gezielte Gegenmaßnahmen könnten Aufschläge für US-Importe von Zahnseide bis Diamanten im Volumen von bis zu 28 Milliarden US-Dollar sein. Alle Entwicklungen im Live-Ticker.

Die US-Regierung hält an ihrem XXL-Zollpaket fest. US-Finanzminister Scott Bessent machte deutlich, die Zölle seien nichts, was sich binnen Tagen oder Wochen wegverhandeln lasse: „Der Präsident muss den Welthandel neu regeln.“ Unterdessen beraten die betroffenen Länder weltweit über angemessene Gegenreaktionen auf die Trump-Zölle.

02:24 Uhr – Börse in Tokio bricht ein

Die Börse in Tokio ist im Sog der Turbulenzen um das globale Zollpaket zum Wochenauftakt eingebrochen. Nach den negativen Vorgaben der Wall Street sackte der 225 Werte umfassende Nikkei-Index in den ersten 20 Handelsminuten um 2.752,06 Punkte oder 8,15 Prozent auf den Zwischenstand von 31.028,52 Punkten ab. In anderen Ländern wie Deutschland öffnet die Börse erst Stunden später, auch dort ist mit Verlusten zu rechnen.

00:56 Uhr – Die US-Futures schwächeln

Die US-Futures der US-Aktienindizes schwächeln und deuten damit einen holprigen Start in die Handelswoche an. Die US S&P 500 E-minis Aktienfutures fielen um 4,27 Prozent. Der Dow E-minis büßte 3,96 Prozent ein und der Nasdaq 100 E-minis rutschte um 4,58 Prozent ab.

Sonntag, 6. April21:40 Uhr – Experten erwarten auch kommende Woche Börsen-Turbulenzen wegen Trump-Zöllen

Nach dem Ausverkauf an den US-Börsen erwarten Experten auch angesichts angekündigter Zoll-Gegenmaßnahmen vieler Länder in der kommenden Woche weitere Turbulenzen. Die Zeit anhaltend steigender Kurse an den Börsen sei erstmal vorbei, sagte Mark Malek, Chief Investment Officer von Siebert Financial: „Der Bullenmarkt ist tot.“ Es könne in den nächsten Tagen zwar Gewinne geben. „Aber im Moment werden sie nicht nachhaltig sein.“ Der Zeitpunkt der Bekanntgabe der Zölle, der mit dem Beginn der Vorlage der Bilanzen der Unternehmen für das erste Quartal zusammengefallen sei, trage zu den düsteren Aussichten bei.

Ähnlich äußerte sich der Experte Steve Sosnick. „Irgendwann in der Woche ist es wahrscheinlich unvermeidlich, dass wir einen Aufwärtstag haben werden“, sagte der Chef-Anlagestratege bei Interactive Brokers. Es bleibe aber die Frage nach der Nachhaltigkeit einer Rallye. „Es kann sein, dass wir in dieser Woche einen Tag erleben, an dem die Bildschirme grün sind“, sagte auch Alex Morris, Chief Investment Officer bei F/m Investments, mit Blick auf die Farbe auf den Händler-Monitoren bei steigenden Kursen. „Aber eine dauerhafte Erholung könnte erst in drei oder vier Wochen eintreten. (…) An diesem Punkt werden die Leute anfangen zu sagen, dass wir genug Luft aus dem Ballon genommen haben.“

20:01 Uhr – Großbritannien will Unternehmen durch staatliche Intervention vor US-Zöllen schützen

Der britische Premierminister Keir Starmer hat in Aussicht gestellt, Großbritanniens Wirtschaft mithilfe von staatlichen Interventionen vor den Auswirkungen der US-Zölle zu schützen. „Wir sind bereit, die Industriepolitik zu nutzen, um britische Unternehmen vor dem Sturm zu schützen“, schrieb Starmer am Sonntag in einem Gastbeitrag in der britischen Zeitung „Sunday Telegraph“. Das möge manchen nicht geheuer sein, aber es sei unmöglich, an alten Meinungen festzuhalten, „während die Welt sich so schnell weiterdreht“.

Die Welt, wie wir sie kannten, gebe es nicht mehr, erklärte Starmer. „Alte Annahmen können nicht länger als gegeben angesehen werden.“ Statt einer regelbasierten Gesellschaft werden laut Starmer in Zukunft „Deals und Bündnisse“ die Welt bestimmen. Der Premierminister unterstrich zudem die Meinung der britischen Regierung, dass „niemand aus einem Handelskrieg als Sieger hervorgeht“. Hinsichtlich der Reaktion Großbritanniens auf die US-Zölle von über zehn Prozent auf britische Importe in die USA wollte Starmer nichts ausschließen. „Keine Option ist vom Tisch“, erklärte der britische Premier.

18:16 Uhr – EU berät über Antwort auf US-Zölle: Zahnseide und Diamanten im Visier

Im Zoll-Streit bemüht sich die Europäische Union (EU) um ein geschlossenes Vorgehen gegen den Vorstoß der US-Regierung. Dies dürfte voraussichtlich auf erste gezielte Gegenmaßnahmen für US-Importe – von Zahnseide bis Diamanten – im Volumen von bis zu 28 Milliarden US-Dollar hinauslaufen. In Luxemburg kommen am Montag die Handelsministerinnen und -minister der 27 EU-Mitgliedstaaten zusammen, um sich über die Auswirkungen und die beste Reaktion auf die von US-Präsident Donald Trump verhängten Import-Zölle auszutauschen. Die Europäische Kommission, die die EU-Handelspolitik koordiniert, wird den EU-Staaten eine Liste von US-Produkten vorschlagen, auf die zusätzliche Zölle erhoben werden könnten. Hier geht es vorrangig um eine Reaktion auf Trumps Stahl- und Aluminiumzölle.

Die Liste soll US-Fleisch, Getreide, Wein, Holz und Kleidung sowie Kaugummi, Zahnseide, Staubsauger und Toilettenpapier umfassen. Ein Produkt, das hier im Fokus steht und für Uneinigkeit in der EU sorgt, ist Bourbon-Whiskey. Die Kommission hat einen Zoll von 50 Prozent vorgesehen, was Trump prompt dazu veranlasst hat, mit einem Gegenzoll von 200 Prozent auf alkoholische Getränke aus der EU zu drohen. Dies sorgte für Kritik bei Weinexporteuren aus Frankreich und Italien. Die EU, deren Wirtschaft stark vom Freihandel abhängig ist, legt Wert darauf, sich für jede Reaktion breite Unterstützung zu sichern. Es geht darum, den Druck auf Trump aufrechtzuerhalten und letztlich Verhandlungen dazu aufzunehmen.

dpa/AFP/Reuters/saha