Die ersten direkte Gespräche zwischen Russland und der Ukraine seit mehr als drei Jahren über eine mögliche Waffenruhe waren am Freitag in Istanbul ohne nennenswerte Ergebnisse beendet worden. Das einzig greifbare Ergebnis des knapp zweistündigen Treffens in der Türkei war die Vereinbarung, jeweils 1.000 Kriegsgefangene auszutauschen. Offen ist sogar, ob diese Treffen fortgesetzt werden.

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US-Präsident Donald Trump sagte nun in einem Interview mit dem US-Sender Fox News während seines Besuchs in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten, er glaube immer noch, dass der russische Präsident Wladimir Putin bereit sei, ein Abkommen zur Beendigung des Krieges in der Ukraine zu schließen.

Ich denke, wir machen einen Deal. Wir müssen uns treffen.

Donald Trump, US-Präsident, über den russischen Präsidenten Wladimir Putin

Gleichzeitig warnte er Moskau scharf. „Ehrlich gesagt, ich werde Sanktionen verhängen, wenn wir uns nicht einigen“, sagte er in dem Gespräch mit Bret Baier. „Für Russland wäre das zerstörerisch, denn sie haben es derzeit schwer mit der Wirtschaft, die Ölpreise sind niedrig.“

Trump brachte dabei erneut die Idee von Sekundärsanktionen gegen russische Ölexporte ins Spiel. Der US-Präsident hatte Russland bereits Mitte März mit solchen Strafmaßnahmen gedroht, sollte Putin bei Verhandlungen nicht einlenken. Bislang blieben Trumps große Ankündigungen allerdings immer ohne Konsequenzen.

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Trump sagte mit Blick auf die ersten direkten Gespräche zwischen der Ukraine und Russland seit Kriegsbeginn, er glaube, dass ohne ihn keine Einigung zustande kommen könne. „Es gibt viel Hass auf beiden Seiten“, erklärte Trump, doch er habe eine „sehr gute Beziehung“ zu Putin.

„Ich denke, wir machen einen Deal. Wir müssen uns treffen. Ich denke, wir werden das wahrscheinlich planen“, so der US-Präsident. Er sei es leid, „dass andere Leute zu den Treffen gehen und nichts dabei herauskommt“.

Trump behauptete unbelegt weiter, der Kreml-Chef, der im Februar 2022 den Befehl zum Angriff auf das Nachbarland gegeben hatte, sei verhandlungsbereit. „Putin sitzt am Tisch“, sagte Trump, obwohl der Kreml-Chef bei Gesprächen nie persönlich anwesend war. „Er wollte dieses Treffen“, so Trump und weiter: „Ich glaube, Putin hat die ganze Sache satt. Und er macht keinen guten Eindruck, obwohl er gut aussehen will.“

Schließlich hätte der Krieg in der Ukraine nach Putins Vorstellung in einer Woche vorbei sein sollen. Trump weiter: „Wenn seine Panzer nicht im Schlamm stecken geblieben wären, wäre er in fünf Stunden in Kiew gewesen.“

Auf die Frage, ob Putin das Haupthindernis für den Frieden sei, verwies Trump auf den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. „Sehen Sie, ich hatte eine wirklich harte Auseinandersetzung mit Selenskyj. Er hat es mir nicht leicht gemacht, und ich habe immer gesagt, dass er nicht die richtigen Karten in der Hand hat. Er hat es mit einer riesigen Armee zu tun“, so Trump. 

Putin stellt Forderung für Treffen mit Selenskyj

Der Kreml knüpft ein Treffen zwischen Putin und Selenskyj an die Bedingung, dass beide Länder zuvor eine „Vereinbarung“ erzielen. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte am Samstag bei einer Pressekonferenz, Moskau halte ein solches Treffen für „möglich“ – aber nur als „Ergebnis der Arbeit“ beider Seiten und nach Abschluss einer „Vereinbarung“, wie die Agentur AFP berichtete.

Eine Fortsetzung der Gespräche zieht der Kreml nach Angaben von Peskow erst in Betracht, wenn der vereinbarte Gefangenenaustausch abgeschlossen ist. Erst einmal müsse das umgesetzt werden, „was die Delegationen gestern vereinbart haben“, sagte der Kreml-Sprecher. Das sei „in erster Linie“ der Gefangenenaustausch.

Die Ukraine beharrt weiterhin auf einem Waffenstillstand, wird dabei von den USA und Europa unterstützt. Sie erklärt, dass aktive Kriegshandlungen erst beendet werden müssten, bevor echte Friedensgespräche möglich seien.

Auch in Europa war der Frust über den in Istanbul wieder ausgebliebenen Durchbruch groß. Kanzler Friedrich Merz (CDU) will mit allen Staats- und Regierungschefs neue Sanktionsmöglichkeiten beraten. Großbritanniens Regierungschef Keir Starmer, der mit Merz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kürzlich Kiew besuchte, erklärte, sollte es keine Waffenruhe geben, werde man bei Sanktionen gemeinsam handeln.

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Auch am Tag nach den russisch-ukrainischen Verhandlungen gingen die Kämpfe unvermindert weiter. Dabei wurden Kiew zufolge bei einem russischen Drohnenangriff auf einen Bus im Gebiet Sumy neun Menschen getötet. Sieben weitere seien verletzt, teilte die Militärverwaltung der Region mit. Das Gebiet Sumy ist immer wieder Ziel russischer Angriffe.

„Alle Verstorbenen waren Zivilisten. Und den Russen konnte nicht entgangen sein, auf welche Art von Fahrzeug sie gezielt haben“, schrieb Selenskyj auf der Plattform X. Er veröffentlichte Bilder von einem völlig zerstörten blauen Transporter – ohne Fensterscheiben und mit aufgerissenem Dach.