Interview

Helena Zengel
Sogar Tom Hanks ist ihr Freund

Helena Zengel

Helena Zengel

© APress / imago images

von Jasmin Kaiser

17.05.2025, 19:00 Uhr

Mit 10 hatte die Berlinerin Helena Zengel ihren Durchbruch als Schauspielerin, nun ist sie längst in Hollywood angekommen.

Dass sie erst 16 ist, kann man im Gespräch mit Helena Zengel leicht vergessen. So reflektiert wirkt sie. Die Schauspielerin wurde mit der Hauptrolle in „Systemsprenger“ bekannt. Der Film über ein verhaltensauffälliges Mädchen lief bei der Berlinale 2019, erhielt zahlreiche Preise und wurde ihr Ticket nach Hollywood. Schon im nächsten Jahr spielte sie neben einem echten Kinosuperstar: Tom Hanks. Die Rolle in dem Bürgerkriegsdrama „Neues aus der Welt“ brachte ihr eine Golden-Globe-Nominierung – und die Freundschaft zu dem zweifachen Oscar-Preisträger.

GALA: Dein neuer Film „Transamazonia“ wurde in Brasilien gedreht. Wie war das?
Helena Zengel: Ich liebe es, Filme in der echten Natur zu drehen. Wir haben mit dem indigenen Stamm Asurini in ihrem Reservat gedreht. 40 Grad, all die Tiere und Gefahren, das war eine krasse Erfahrung.

Helena Zengel stand schon jung vor der Kamera

Ein toller Film, aber düster. Suchst du bewusst nach solche Rollen?
Ich mag intensive Rollen, egal ob Komödie, Drama, Fantasy, Action. Seit meiner Darbietung in „Systemsprenger“ bekomme ich tatsächlich oft dramatische Rollen angeboten.

Du standest schon mit fünf Jahren vor der Kamera. Viele Kinderstars sehen das rückwirkend kritisch. Du auch?
Es ist ein komplexes Thema, wenn man vor der Welt groß wird. Meine Mama war immer an meiner Seite, hat mit mir die Rollen ausgewählt und mich zu den Drehs begleitet. Ich konnte zum Glück immer alles gleichzeitig unterbringen, auch meinen Schulabschluss.

Hat dir dein Zuhause während der Drehs nicht gefehlt?
Ich bin ein Mama-Kind. Mit meiner Mutter habe ich mich auch auf Reisen wie zu Hause gefühlt. Ein Ritual gab mir besonders Nestwärme: Wir haben jeden Abend miteinander gesungen – „Weißt du, wie viele Sternlein stehen“. Sie ist Sängerin und hat mir das Lied schon vorgesungen, als ich noch in ihrem Bauch war.

Mit zehn hast du mit Superstar Tom Hanks gedreht.
Meine erste Frage war damals: „Wer ist Tom Hanks?“ Ich hatte keine Ahnung, wer das ist, und war deshalb nicht voreingenommen. Durch die gemeinsame Arbeit sind wir zu einer Familie geworden – mein Tommi. Wir hatten damals so viel Wartezeit in der Wüste, die nutzten wir, um uns zu unterhalten und kennenzulernen.

Ihre Freundschaft mit Tom Hanks

Was ist die intensivste Erinnerung an eure gemeinsame Zeit?
Einmal schnappte er mich, setzte mich huckepack auf und wir „ritten“ in Richtung Sonnenuntergang. Ich habe mich so wohlgefühlt in diesem Moment. Manchmal hat man Erinnerungen, die will man nie wieder in seinem Leben vergessen. Das war einer. Er wurde damals mein zweiter Papa.

Habt ihr noch Kontakt?
Es vergeht keine Woche, in der wir keinen Kontakt haben – manchmal schicken wir uns nur philosophische Gedanken hin und her. Wenn wir im gleichen Land sind, passiert es auch, dass wir einfach spontan ins Flugzeug hüpfen, um uns zu sehen. Wenn ich eine Anfrage bekomme, tauschen wir uns darüber aus. Er hat so viel Erfahrung, das gibt mir Sicherheit.

Auch mit Willem Dafoe hast du gedreht. Wie ist es mit ihm?
Unser Umgang ist kumpelhaft. Wir können locker in einer Bar sitzen und quatschen. Beim Dreh für „Die Legende von Ochi“ haben wir immer miteinander gefrühstückt. Am Set ist uns was Heftiges passiert: Wir haben eine angefahrene Hündin gerettet. Er war sofort da, hat die Kosten übernommen, damit sie operiert werden und nach Deutschland kommen konnte.

So rettete sie ihr Hündin mit Willem Dafoe

Hat die Hündin nun ein Zuhause?
Ja, bei mir und meiner Familie, meine Berghündin namens Kiwi. Die Geschichte wäre ein Buch wert: vom Straßenhund zum Fünf-Sterne-Hotel.

Zwei isländische Stuten hast du auch noch. Ganz schön viel zu tun.
Ich habe eine tägliche Routine. Ich gehe zum Sport, trinke gemütlich einen Tee, gehe mit Kiwi eine Runde – und dann ab zu den Pferden. Erst nachmittags setzte ich mich dann an den Rechner. Ein Telefonat kann man auch gut mal auf dem Rücken eines Pferdes erledigen. (lacht)

Sind sie der Grund, warum du noch nicht in Hollywood wohnst?
Ich bin eine waschechte Berlinerin und liebe es hier. Außerdem wohnen meine Großeltern in der Nähe. Meine Familie ist mir sehr wichtig, und ich kann die vier jetzt nicht mehr umsiedeln. Sie sprechen kaum Englisch und sind eine andere Generation.

Wie sieht die gemeinsame Zeit mit deinen Großeltern aus?
Ich fahre ein- bis zweimal die Woche zu ihnen. Dann bereite ich einen Auflauf zu oder mache Buletten. Das ist nicht so schwer. (lacht) Meine Oma macht sich dann immer lustig über mich, weil meine Kochkünste ausbaufähig sind und in der ganzen Küche ein riesiges Chaos herrscht. Wenn etwas Schönes im Theater kommt, führe ich meine Großeltern aus. Wenn ich dann anrufe, springt meine Oma direkt zu meinem Opa: „Unsere Leni will mit uns ins Theater, wie schön!“ Das ist so süß und macht mich richtig glücklich.

Gala

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