Der vom Bildungsministerium eingeführte Praxislerntag stellt Schulen und Unternehmen vor große Herausforderungen. Das zeigte sich bei der Diskussion zum Thema beim jüngsten Treffen des Netzwerks Schulewirtschaft Hagenow, Wittenburg und Zarrentin. Im Rahmen des Praxislerntags sollen Schüler der 8. und 9. Klassen ein halbes Jahr lang einen Tag in der Woche in einem Unternehmen der Region arbeiten und so einen Einblick in die Arbeitswelt bekommen.

Besserer Übergang von Schule in den Beruf

Das Bildungsministerium strebt mit der Einführung des Praxislerntages einen besseren Übergang von der Schule in den Beruf an, heißt es im Konzept Berufsorientierung. Allerdings hat die Idee einige Tücken, finden die Mitglieder des Netzwerks Schulewirtschaft. „Das Konzept sieht vor, dass die Praxistage in möglichst Schul- oder wohnortnahen Unternehmen abgeleistet werden, das ist aber in unserer Region kaum realistisch“, sagt Enriko Künstler.

Der Praxislerntag könnte Firmen helfen, schon frühzeitig ihre Auszubildenden zu finden.

Der Praxislerntag könnte Firmen helfen, schon frühzeitig ihre Auszubildenden zu finden. (Foto: ZVG / IG BAU)

Er ist der Vorsitzende für den Bereich Wirtschaft und weiß, dass es durchaus interessierte Unternehmen gibt, die Schülern den Praxislerntag ermöglichen wollen, aber in einer Flächenregion wohnen viele Schüler außerhalb, während die Firmen in Gewerbegebieten liegen, die ebenfalls meist nicht in der Stadtmitte angesiedelt seien.

Vier bis sechs Stunden Einblick in die Praxis

Zudem dürften die Schüler je nach Alter nur maximal sechs Stunden arbeiten, das schließe zum Beispiel Praxislerntage in nicht standortgebundenen Unternehmen aus, so Künstler.

Vor allem standortgebundene Unternehmen könnten Schüler aufnehmen, aber die müssen die Firmen auch erreichen - der Rufbus könnte eine Lösung sein

Vor allem standortgebundene Unternehmen könnten Schüler aufnehmen, aber die müssen die Firmen auch erreichen – der Rufbus könnte eine Lösung sein (Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa)

Auch Netzwerkkoordinatorin Jana Horn von der IHK sieht hier Schwierigkeiten, denn der Schülerverkehr sei auf die Unterrichtszeiten und die Schulen hin getaktet, nicht auf Schichtsysteme in Unternehmen.

„Es ist auch schade, dass dadurch viele Handwerksbetriebe aus der Berufsorientierung fallen, denn die fahren oft morgens zu ihren Baustellen und können nicht nach vier oder sechs Stunden einen Schüler zum Bus bringen“, sagt sie. Das Bildungsministerium nimmt in Sachen Transport die Eltern in die Pflicht, aber das könnten nicht alle Eltern leisten, so Horn.

Keine Prüfungen und Tests am Praxistag

Auch Andreas Winkler, der den Vorsitz für die schulische Seite im Netzwerk bekleidet, ist von der Praktikabilität des Praxislerntags noch nicht vollständig überzeugt, obwohl er der Grundidee durchaus etwas abgewinnen kann. „Für die Schulen ist die Organisation aufwändig, denn an dem Praxislerntag dürfen keine Tests oder Prüfungen stattfinden, da einige Schüler ja im Betrieb und nicht in der Schule sind“, sagt er.

Aus diesem Grund müssten die Schulen versuchen, dass alle Schüler am selben Tag in den Betrieben sind, um den Unterrichtsstoff trotzdem gut vermitteln zu können.

„Das muss man wirklich gut koordinieren“, so Winkler. Insgesamt wird die praktische Umsetzung dieses Lerntages noch einiges Engagement kosten, daher hat das Netzwerk Schulewirtschaft zunächst eine Mitgliederumfrage gestartet, welche Unternehmen sind eine Mitwirkung generell vorstellen können.