Studie zur Arbeitszeit

Deutsche arbeiten im OECD-Vergleich deutlich weniger

18.05.2025 – 10:54 UhrLesedauer: 2 Min.

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Bauarbeiter auf einer Baustelle in Heidelberg (Archivbild): Im Vergleich mit anderen OECD-Ländern schneidet Deutschland bei der Arbeitszeit auf den unteren Plätzen ab. (Quelle: IMAGO/Daniel Kubirski/imago)

Friedrich Merz fordert, dass die Deutschen mehr arbeiten. Tatsächlich liegt die Arbeitszeit hierzulande deutlich niedriger als in anderen Wirtschaftsnationen.

Die Deutschen arbeiten laut einer Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) deutlich weniger Stunden als die Bewohner der meisten anderen Wirtschaftsnationen. Demnach kam Deutschland 2023 auf rund 1.036 geleistete Arbeitsstunden je Einwohner im Erwerbsalter zwischen 15 und 64 Jahren, wie die „Bild am Sonntag“ unter Berufung auf die Studie schreibt. Im Vergleich aller OECD-Länder ist das der drittletzte Platz.

Nur in Frankreich mit rund 1.027 Stunden und Belgien mit rund 1.021 Stunden wurden weniger Arbeitsstunden geleistet als in Deutschland, heißt es laut „Bild am Sonntag“ in der Studie. Am meisten wurde demnach in Neuseeland gearbeitet (rund 1.402 Arbeitsstunden), gefolgt von Tschechien (rund 1.326 Stunden) und Israel (rund 1.312 Stunden).

Dabei arbeiteten die Deutschen 2023 mehr als noch vor zehn Jahren: 2013 waren es rund 1.013 Arbeitsstunden je Einwohner im Erwerbsalter. „Im Vergleich zu den 1970er-Jahren arbeiten wir weniger, aber seit der Wiedervereinigung arbeiten wir tendenziell immer etwas mehr“, sagte IW-Arbeitsmarkt-Experte und Studien-Autor Holger Schäfer der „Bild am Sonntag“.

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hatte kürzlich gefordert, die Deutschen müssten wieder mehr arbeiten. IW-Präsident Michael Hüther sagte der „Bild am Sonntag“: „Wir alle erleben den Fachkräftemangel schon jetzt tagtäglich: Restaurants haben häufiger geschlossen als früher, Pflegekräfte sind überarbeitet, weil sie zu wenige Kolleginnen und Kollegen haben. Ähnlich sieht es in Kitas und kleinen Handwerksbetrieben aus.“ Bis zum Ende des Jahrzehnts würden Deutschland „rund 4,2 Milliarden Arbeitsstunden“ fehlen, warnte Hüther.

Dass in Deutschland pro Kopf weniger gearbeitet wird, bedeutet nicht automatisch, dass die Deutschen arbeitsscheu sind. Im vergangenen Mai stieg die Zahl Erwerbstätiger hierzulande auf fast 46 Millionen Menschen. 2023 lag die Erwerbsquote laut Statistischem Bundesamt bei 77,2 Prozent, deutlich höher als der OECD-Schnitt von 69 Prozent. Auch das drückt die durchschnittliche Arbeitszeit in Deutschland.