Er hat den Job schon einmal gemacht. Vor 14 Jahren war das, zwischen dem Ende der Amtszeit von Kirsten Harms und dem Start von Dietmar Schwarz an der Deutschen Oper. In diesem Juli wird Schwarz nun in Rente gehen, der Vertrag seines Nachfolgers Aviel Cahn startet aber erst zum Herbst 2026. Also muss Christoph Seuferle erneut ran, als Interims-Intendant.

Ein Fels in der Brandung

Als Brückenbauer will der 59-Jährige nun wieder fungieren, den Bogen schlagen von einer Ära zur nächsten. An Berlins größtem Musiktheater in der Charlottenburger Bismarckstraße steht Seuferle damit für Kontinuität. Ein Fels in der Brandung zu sein, ist allerdings auch die Grundvoraussetzung für die Position als Operndirektor, die er hier seit 2007 innehat.

In der Saison 2025/26 wird Christoph Seuferle Interims-Intendant der Deutschen Oper Berlin sein.

© Nancy Jesse

Er ist für die Sängerbesetzungen zuständig, lockt Stars ans Haus und entdeckt neue Talente, vergibt die vielen Partien im großen Repertoire an die Ensemblemitglieder oder verpflichtet dafür spezialisierte Gäste. Und wenn die launische Primadonna mal wieder kurz vor Vorstellungsbeginn absagt, dann sorgt Christoph Seuferle mit seinem Team vom künstlerischen Betriebsbüro dafür, dass abends trotzdem der Vorhang hochgehen kann.

Sieben Neuinszenierungen

Er hat also Nerven wie Stahlseile – und eine allumfassende Kenntnis der Opernwelt. Was es ihm nicht leicht machte, jene Werke auszuwählen, die in der Spielzeit 2025/26 als Neuinszenierungen präsentiert werden sollen. Dutzende Ideen hätte er gehaben, finanziell möglich sind aber nur sieben Premieren.

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„Heiter und publikumsnah“ lautet Seuferles Motto für die neue Saison, die er am 19. Mai auf ungewöhnliche Weise vorstellt: Nicht mit einer Pressekonferenz, sondern mit einem moderierten Konzert, bei dem Arien aus allen kommenden Premieren erklingen, aber auch aus einigen Repertoire-Hits.

Szene aus Händels Oper „Giulio Cesare“ in der Inszenierung von David McVicar.

© Richard Hubert Smith

Generalmusikdirektor Donald Runnicles, der sich im Sommer 2026 von der Deutschen Oper verabschieden wird, leitet den Abend – auch um zu zeigen, dass er in seiner letzten Spielzeit keine lame duck ist. Michael Thalheimers Inszenierung von Wagners „Tristan und Isolde“ wird er herausbringen sowie eine spätromantische Rarität, „Violanta“ von Erich Wolfgang Korngold. Außerdem betreut Runnicles noch zweimal den „Ring des Nibelungen“ und präsentiert im Konzert Arnold Schönbergs monumentale „Gurrelieder“.

Barockes für die Bismarckstraße

Tenor-Publikumsliebling Jonathan Tetelman ist der Star in Umberto Giordanos Verismo-Oper „Fedora“, als Rossinis „Italiana in Algeri“ wird Aigul Akhmetisha glänzen, die junge russische Mezzosopranistin, die derzeit eine kometenhafte Karriere macht. Den Dirigenten Antonello Manacorda und den Regisseur Martin G. Berger hat Christoph Seuferle für einen neuen Blick auf Albert Lortzings einst so beliebte Spieloper „Zar und Zimmermann“ gewonnen. 150 Kinder und Jugendliche werden bei Detlev Glanerts „Die drei Wünsche“ auf der Bühne zu erleben sein.

Und dann ist da noch Händels „Giulio Cesare“: Christoph Seuferle will einerseits beweisen, dass der 1800-Plätze-Saal der Deutschen Oper bei entsprechender Solistenauswahl durchaus nicht zu groß ist für barocke Werke. Und andererseits erfüllt er sich einen Herzenswunsch – nämlich David McVicars tänzerisch-witzige Inszenierung nach Berlin zu bringen, die ihn vor 20 Jahren beim Festival im englischen Glyndebourne restlos begeistert hat.

34 Euro auf allen Plätzen

Trotz des Spardrucks, den der Berliner Senat auf die Kulturszene ausübt, verzichtet die Deutsche Oper auf Preiserhöhungen – und reduziert stattdessen das Angebot bei den kleinen Veranstaltungsformaten. Um neues Publikum zu gewinnen, hat sich Seuferle ein niedrigschwelliges Format ausgedacht, nämlich den „Operntag“: Bei insgesamt 21 Vorstellungen kosten alle Tickets dann für Erwachsene nur 34 Euro und zehn Euro für Minderjährige.