Es gibt neue Regeln, für alle die einen neuen Personalausweis oder Reisepass beantragen: Seit dem 1. Mai dürfen die Bilder für die Dokumente nur noch digital übermittelt werden. Für Fotogeschäfte bedeutet das eine große Umstellung. Sie müssen sich mit neuer Software und Lizenzen ausstatten, wenn sie weiterhin Passbilder anbieten wollen.

Stefanie Hergenröder, die gemeinsam mit ihrem Mann Marc-André das Geschäft „Foto Vogt“ im Dietrich-Karree in Pempelfort führt, sieht diese Entwicklung relativ entspannt. „Passbilder sind im Bereich Fotografie schon das Gefragteste im Laden, aber fast genauso viele Menschen kommen zum Beispiel für Bewerbungsfotos“, erzählt die 51-Jährige. Die neue Regelung, die Bilder ausschließlich digital übermitteln zu können, sei an sich eine logische Entwicklung, „wir fotografieren ja schon lange digital, die Kundinnen und Kunden haben die Bilder dann ausgedruckt mitgenommen, beim jeweiligen Amt wurde sie dann wieder eingescannt.“ Dass also der Part des Druckens wegfalle, vereinfache den Prozess. Außerdem gelte die neue Regel der ausschließlich digitalen Übermittlung momentan nur für Reisepass- und Personalausweisbilder, und da auch nur für die deutsche Variante. „Führerscheinbilder zum Beispiel, oder Fotos für nicht-deutsche Dokumente, müssen weiterhin ausgedruckt übermittelt werden.“

Bei der täglichen Arbeit im Fotoladen sei die neue Regel also erst mal nicht stark bemerkbar, „die Bilder machen wir ja trotzdem.“ Der Ablauf habe sich nicht groß geändert – die Kundschaft kommt, das Foto wird gemacht und dann in eine gesicherte Cloud geladen. Die fotografierte Person bekomme dann einen speziellen QR-Code, den nur das entsprechende Amt auslesen könne. „Das geht mit dem eigenen Handy gar nicht, das ist alles auf verschiedenen Ebenen abgesichert.“

Um die digitalen Bilder machen und übermitteln zu können, müssen die Foto-Shops auf eigene Kosten eine Software und Lizenzen erwerben, sind damit dann aber automatisch bei der Stadt als zertifiziert geführt. Da pro Hochlade-Vorgang der digitalen Passbilder für die Fotografen auch ein Euro Gebühr anfalle, haben die Hergenröders die Preise leicht anheben müssen, „um die Mehrkosten aufzufangen, wir haben dadurch keinen höheren Gewinn.“ Bislang die einzig wirklich bemerkbare Veränderung. In den Ämtern selber könne man auch Bilder machen, „aber dort kann nicht alles bedient werden, viele kommen dann schon eher zu uns.“

Ob man diese Entwicklung als Geschäft mitgehe, sei eine Entscheidung, die man irgendwann treffen müsse. „Was ist mein Kerngeschäft? Sind meine Passbilder gefragt, läuft es gut, oder lohnt sich die Umstellung vielleicht nicht?“ Einige Kolleginnen und Kollegen hätten im Zuge dessen aufgehört, „wir haben uns durch diese Entwicklung nicht bedroht gefühlt.“

Stefanie und Marc-André Hergenröder haben sich mit ihrem Geschäft und ihrer Foto-Tätigkeit breit aufgestellt. Neben den Ausweis- und Bewerbungsfotos im Laden fotografieren sie auch Großevents, Kongresse und andere Veranstaltungen. „Das Fotostudio Vogt gibt es seit den 50ern. Die damalige Betreiberin, Irene Vogt, hatte schon damals die Idee, Bilder bei Veranstaltungen zu machen und am selben Abend noch, direkt vor Ort, zu verkaufen.“

Marc-André Hergenröder machte seine Ausbildung im Studio, nachdem Irene Vogt verstarb, übernahm er. „Wir saßen da noch auf der Jägerhofstraße, im Souterrain. Das war nicht unbedingt der ideale Standort, vor allem, weil sich das Umfeld, zum Beispiel durch den Abriss des Tausendfüßlers, sehr verändert hat.“ Also sahen sie sich nach einem Ladenlokal um, nach Zwischenstation im Münstercenter landeten sie 2017 im Karree auf der Duisburger Straße. „Hier fühlen wir uns total wohl, haben viele Stammkundinnen und -kunden.“

Nach dem guten Start „mit einem reinen Fotostudio, mit eigenem Labor und Kundenraum“ kam die Pandemie, die alles verändert habe. „Wir waren schon immer mehrgleisig unterwegs, hatten neben der Außer-Haus-Fototätigkeit auch schon Bilderrahmen und Postkarten im Angebot, aber da haben wir dann noch mal richtig umgedacht.“ Um weiter im Geschäft bleiben und auch die große Verkaufsfläche bespielen zu können, „mussten wir uns was einfallen lassen.“ Neben den Karten waren zunächst selbstgenähte Stoffmasken die Produkte, die das Sortiment erweitert und ein bisschen weg vom Kernthema Fotografie gebracht haben. „Die sind richtig gut angekommen – solange man sie benutzen durfte. Aber das war für uns der zündende Moment, dadurch sind wir auch immer ein bisschen bekannter geworden.“

Durch den Hinweis ihrer Schwägerin habe sie sich dann nach weiteren Produkten umgesehen, so Hergenröder. „So hat sich unser Angebot immer weiter vergrößert. Und auch den Laden haben wir umstrukturiert, eine große Theke gebaut, ein neues System hereingebracht – es ist einfach gewachsen.“ Mittlerweile gibt es bei Foto Vogt Spielwaren, Dekoartikel, Schokolade und sogar Kleidung. „Die meistgekauften Artikel sind aber weiter unsere Post- und Grußkarten, da haben wir einen wirklich großen Bestand.“

Seit einiger Zeit sei auch eine Mitarbeiterin mit an Bord, „man muss das Ganze ja auch stemmen, und das ist alleine wirklich viel. Wir sind im Event-Fotobetrieb fast immer außer Haus unterwegs, der Laden ist dazu trotzdem sechs Tage die Woche geöffnet.“ Mit der jetzigen Situation seien sie in ihrem 25. Jahr und „sehr zufrieden, wir genießen die Abwechslung“ – und in der glücklichen Lage, mit Veränderungen um- und mitzugehen.