Und so tummeln sich auch die Kandidaten für die Wahl des Oberbürgermeisteramts in Wuppertal in den Sozialen Medien im Internet. Dazu hat sich die WZ die Internetauftritte der Aspiranten der vier stärksten Fraktionen im Stadtrat angesehen.
Miriam Scherff, die für die SPD ins OB-Rennen geht, hat Social Media längst als lohnenswerte Plattform für sich entdeckt und bespielt ihre Profilseiten entsprechend.
Bei Instagram hat Scherff über 2200 Follower. Auf ihre Beiträge dort erhält sie meist mehrere Kommentare, je nach Thema sogar im zweistelligen Bereich. Auf der Plattform Facebook, die bei Jüngeren schon als etwas altmodisch gilt, ist sie auch aktiv, erreicht hier aber bei Weitem nicht so viele Menschen. Seit November 2024 nutzt sie auch die chinesische Plattform Tiktok: Von der Resonanz her ist hier noch viel Luft nach oben.
Ihre oft professionell wirkenden Fotos fallen auf, die zumeist viele Menschen zeigen, ohne sich auf eine Altersklasse zu beschränken. Sie hat begonnen, über die Plattformen ihr Wahlprogramm vorzustellen, kommentiert Bundes- und Kommunalpolitik, scheut sich aber auch nicht, auch Trends mitzumachen – wenn es etwa um kulinarische Vorlieben geht oder man sich selbst als witzige Comic-Figur inszeniert.
Zwei bis drei Beiträge pro Woche postet sie mindestens, vor allem am Wochenende, wobei ihr Privatleben so gut wie nicht vorkommt, dafür aber ihre Besuche bei aktuellen Veranstaltungen – gerne auch sportlicher Art.
Bundespolitik und Kinderbilder
CDU-Kandidat Matthias Nocke hat mittlerweile über 700 Follower bei Instagram, wo er erst seit kurzem richtig aktiv ist. Bei Facebook hat seine Seite 613 Follower: Hier postet er regelmäßig, teilt ab und an Beiträge anderer Seiten zu diversen Themen, kommentiert oder „likt“ andere Beiträge aber kaum.
Auf Tiktok ist er noch nicht vertreten. Ansonsten zeigt er durchaus, dass er bei wichtigen gesellschaftlichen Ereignissen dabei ist und macht auch mal einen Trend mit – zuletzt als Actionfigur mit Accessoires wie Aktenkoffer und Smartphone. Einblicke in seinen beruflichen Alltag gibt er auch gerne. Mit politischen Statements hält er sich noch zurück
Dagmar Liste-Frinker, die als Grüne für die OB-Wahl antritt, ist bei Facebook recht aktiv und hat mit ihrem privaten Profil über 1500 Follower. Sie postet zumeist nur Fotos ohne Text oder auch mal eine Zeichnung von sich selbst mit dem Text: „Ich will die Welt neu gestalten“. Urlaubs- und Kinderbilder sieht man bei Facebook auch von ihr.
Bei Instagram ist sie eher sporadisch aktiv. Ihr Profil mit über 620 Followern hat hier aber ein gutes Design mit Wiedererkennungswert, wirkt professionell und gar nicht altbacken und zeigt einen Mix aus Videos und Fotos.
Auffallend: Das Parteilogo ist in den Beiträgen immer gut sichtbar. Allerdings hat sie noch nicht viel gepostet und und was sie in ihrer „Story“ zeigt – wo Beiträge nur für 24 Stunden angezeigt werden – sind meist „Reposts“ der Grünen, also von deren Seite geteilte Inhalte.
Auf Tiktok hat Liste-Frinker über 670 Follower, aber noch kein „Like“. Kommunalpolitische Themen schneidet sie dort bislang nicht an.
Nicht unbedingt ein Influencer (Social-Media-Star), aber sehr erfolgreich auf den einschlägigen Plattformen im Internet ist der OB-Kandidat der FDP, Marcel Hafke. Mehr als 3100 Follower bei Instagram, sogar fast 4100 bei Facebook und bereits rund 1400 bei Tiktok: Hafke ist medial eine Art „Hans Dampf in allen Gassen“ und kann – zumindest im Internet – mit seinen Inhalten punkten.
Vielen jüngeren Beobachtern der Social-Media-Welt, die von der WZ zu Rate gezogen wurden, erscheint sein Instagram-Account sogar als der beste dieser vier Kandidaten. Er sei abwechslungsreich, poste viele Reels (Kurzvideos) mit Untertiteln und habe ein Profil mit Wiedererkennungswert geschaffen.
Er äußert seine Vorhaben mit Blick auf das OB-Amt, greift aber auch überregionale Themen auf und versucht mitunter, witzig zu sein. Ob ihm das gelingt, ist Ansichtssache, aber dass er sehr viel Feedback von anderen Nutzern der Plattform für seine Beiträge erhält, ist nicht von der Hand zu weisen.
Da scheint mitunter professionelle Unterstützung dabei zu sein, denn seine Reels sind so angelegt, dass sie viel geklickt werden, was Pluspunkte beim Algorithmus von Instagram bringt.
Das Engagement in den Sozialen Medien kann allerdings auch mal schief gehen. Als zuletzt der BHC den Wiederaufstieg in die Handball-Bundesliga schaffte, waren Miriam Scherff und Matthias Nocke in der Halle, um das Spiel zu sehen, und posteten auf ihren Seiten jeweils ein Bild von sich in Feierstimmung mit dem BHC-Maskottchen an ihrer Seite.
Marcel Hafke hatte wohl nicht live beim Spiel dabei sein können und postete ein mit Künstlicher Intelligenz (KI) generiertes Bild von sich und den BHC-Spielern. Das kam im Netz überhaupt nicht gut an und brachte ihm einen ordentlichen „Shitstorm“ ein – eine Welle kritischer, belehrender und bisweilen sehr gehässiger Kommentare.