Im Spiel Klein gegen Groß (15 Mio.-Etat gegen 2,8 Mio.) hat der THW Kiel beim Aufsteiger VfL Potsdam mehr Mühe als gedacht. Wie im Hinspiel (23:27) verlangt die jüngste Mannschaft der Daikin Handball-Bundesliga (23,5 Jahre) dem Rekordmeister alles ab. Am Ende gewinnen die Kieler mit Mühe vor 2250 Fans in der ausverkauften MBS-Arena 25:22 (10:11).
Was für ein toller Auftritt des VfL Potsdam!
Kommentator fassungslos: Ist DAS der schlechteste Wurf der Handball-Saison?
Quelle: BILD05.05.2025
Das hat hier keiner erwartet.
Beim großen THW Kiel (23-mal Meister) liegen im Duell beim Aufsteiger und zukünftigen Absteiger schon kurz nach dem Anpfiff die Nerven blank. Das Team mit europäischen Handball-Stars gespickt erwischt einen ganz schlimmen Tag. Der THW ist vorn und hinten nach nur 12 Minuten (4:3) so schwach, dass die Fans unfair eingreifen müssen.
Fiese Fake-Pfiffe gegen tapfere Potsdamer
Aus dem Kieler Fan-Block (150 Anhänger) kommen immer wieder Trillerpfeifen-Pfiffe, die die Potsdamer als Schiedsrichter-Signale deuten. Wie in der 13. Minute: Kiel schnappt sich den Ball und macht per Konter das 5:3. Den Fake-Pfiff bestrafen die Schiris nicht. So schreitet Potsdams Sportlicher Leiter Axel Bornemann selbst zur Tat, geht mit einem Ordner in den Fan-Block und beruhigt die Gemüter – zumindest im Gäste-Block.
Foto: BILD
Überhaupt nicht mehr beruhigen will sich Kiels Trainer Filipp Jicha (43), der tobt an der Seitenlinie wie ein Rumpelstilzchen. So einen schlechten Auftritt seines Teams hat er schon lange nicht mehr gesehen, und das ausgerechnet vor dem European-League-Final4 am Wochenende in Hamburg. Normalform hat nur Keeper Andi Wolff (34).
Kiels Petter Overby bei Dyn: „Wir glaubten, wir können das hier pitsch-patsch machen, hatten keinen Respekt vor Potsdam. Wir müssen nicht herumlabern, sondern schneller zur Sache kommen.“
Kiels Trainer Filip Jicha (43) ist in der ersten Halbzeit stinksauer auf seinen Angriff
Foto: Julius Frick/dpa
Nach 25. Minuten hat nicht nur der Trainer die Nase voll (nimmt die Auszeit), sondern auch Kreisläufer-Oldie Patrick Wiencek (36), der packt nach der Auszeit-Sirene seinen Spielmacher Elias Skipagotu (23) am Kragen und schreit ihn an. Zuvor hatte Wiencek im Spiel einen Block gestellt, doch statt zum Tor zu gehen, passt Skipagotu unmotiviert den Ball auf seinen Außen. Wiencek am Ende des Streits: „Ich drück‘ ihn weg, und du bleibst stehen.“
Dann schreit Jicha seine Jungs zusammen: „Guckt mich verdammt noch mal alle an!“ Dann bekommt Skipagotu von Jicha sein Fett weg: „Du musst mehr Verantwortung übernehmen. Du musst uns mehr Durchschlagskraft geben. Du bist durch, Elias, du musst das nehmen.“
Hilft nicht, Potsdam geht mit 11:10 in die Pause. Sensationell.
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Potsdam stresst Kiel weiter. Bis zur 48. Minute ist alles offen. Kiel schon mehrmals mit drei Toren (16:13/38.) vorn, doch die tapferen Brandenburger wird der THW nicht los. Potsdam führt sogar 20:19 – geht hier was? Bis nur 55. Minuten immer noch alles offen 21:21. Am Ende hilft die Brechstange in den letzten fünf Minuten, Kiel abgezockter.
Kiel gewinnt, weil Deutschlands Torhüter-Star Andi Wolff seiner Mannschaft buchstäblich den Hintern rettet. Er stellt mit 20 Paraden einen persönlichen Bundesliga-Rekord auf. Auch Potsdams Martin Tomovski (28) glänzt mit 14 Paraden.