Trump sorgt für heftige Verluste
Wie geht es an den US-Börsen weiter?

Von Daniel Saurenz
01.04.2025, 16:06 Uhr

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MEGA statt MAGA. Make Europe great again ist das neue Motto am Aktienmarkt. Denn Donald Trump setzt den US-Börsen schwer zu. In Europa gehen die Kurse dagegen durch die Decke.

Es gibt statistische Auswertungen, die stehen für sich. Der Broker RoboMarkets rechnete zum Quartalsende aus, dass US-Aktien relativ zum Rest der Welt im ersten Quartal so schlecht performt haben wie seit 23 Jahren nicht mehr. Damals saß Gerhard Schröder im Kanzleramt, und der US-Präsident hieß George W. Bush. Aus Donald Trumps „Make America Great Again“ ist innerhalb kürzester Zeit „Make Europe Great Again“ geworden. MEGA statt MAGA – und das hat nur zehn Wochen gedauert. So lange ist der US-Präsident wieder im Amt, und noch Mitte Februar lagen sowohl der Standardwerte-Index S&P 500 als auch der Technologie-Index Nasdaq 100 auf Rekordniveau.

„Seither gingen beim Nasdaq100 nicht nur 3200 Punkte verloren, sondern eine vorher undenkbare Kurslücke zum Dax auf“, so die Experten vom Lynx-Broker. „Denn zum Jahreswechsel lag die Nasdaq noch 1000 Zähler vor dem Dax. Die von Donald Trump angekündigten Zölle haben dazu ihren Anteil beigetragen, ebenso wie der generelle Wechsel von US-Aktien in Richtung Europa. Außerdem sorgen Algorithmen dafür, dass solche Trends noch verstärkt werden. Hinzu kommt, dass einige Prognosemodelle in den USA die Wirtschaft in Richtung Rezession taumeln sehen und mancher Skeptiker schon von einer Trumpcession spricht. Und Deutschland könnte durch die von der designierten neuen Bundesregierung geplanten Milliarden-Investitionen in Infrastruktur und Rüstung wirtschaftlich in Schwung kommen.

Miese Stimmung

Tilman Galler von JP Morgan Asset Management meint, dass „es nicht einer gewissen Ironie entbehrt, dass ausgerechnet die Folgen der ‚MAGA‘-Politik Europa zu Reformen drängen, die ein besseres zukünftiges Wachstumsumfeld erwarten lassen. In diesem Fall wäre die jüngste Outperformance europäischer Aktien erst ein Anfang – und aus ‚MAGA‘ könnte ‚MEGA‘ werden.

Es ist jedoch schwer vorstellbar, dass die USA wirtschaftlich vor die Wand fahren und Europa sich dem entziehen kann. „Fällt Fett, fällt Butter stimmt nicht immer“, meint Stefan Riße von Acatis. „Jedoch ist mir keine Börsenphase bekannt, in der sich der DAX von einer Rezession in den USA hätte abkoppeln können“.

Es gibt bei all den Bedenken aber auch eine zweite Variante. Nämlich jene, dass Trump aus den USA doch keinen Aktienschrottplatz macht, sondern nur kurzzeitig Luft aus dem zuvor überhitzten Markt gelassen wurde. Dies wäre die positive Lesart, und sie mündete darin, dass amerikanische Aktien jetzt aufholen könnten. Denn die Kurs-Gewinn-Verhältnisse der magischen Sieben in den USA – also Nvidia, Meta, Amazon, Apple, Microsoft, Tesla und Alphabet – sind so tief wie seit Jahren nicht. Auch die Erwartung für die kommende Quartalssaison liegt in den USA vergleichsweise niedrig, während Aktien in Europa ihre jüngsten Aufholbewegungen erstmal unterlegen müssen. Jungheinrich, Wacker Neuson oder die Deutsche Börse haben ihre Kurse zuletzt ebenso beschleunigt wie zuvor SAP, Siemens oder Heidelberg Materials. Von Rheinmetall, die auf gerade mal vier Wochen noch fünfzig Prozent im Plus notiert, gar nicht zu sprechen. Im Gegenteil zu den großen US-Titeln ist von einer Korrektur da wenig zu sehen.

Was zusätzliche Hoffnung macht, ist das Sentiment für US-Aktien. Es ist datenbasiert über den Fear-and-Greed-Index richtig mies, denn das Barometer liegt bei „extreme fear“. „Doch auch die Stimmung beim AAII Investor Sentiment Survey ist sehr schlecht. Genau so schlecht wie Ende des Jahres 2022“, sagt Vanyo Walter von RoboMarkets. Damals im Spätherbst 2022 begannen große US-Tech-Aktien ihre fulminante Rally, die bis Februar 2025 anhielt.

Daniel Saurenz betreibt das Börsenportal „Feingold Research“

Dieser Beitrag stellt keinerlei Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von einzelnen Aktien oder anderen Finanzprodukten dar. Für die Richtigkeit der Daten wird keine Haftung übernommen.