Zyniker könnten behaupten, das größte Hindernis für CDU-Landeschef Manuel Hagel, der nächste Ministerpräsident von Baden-Württemberg zu werden, war beim Landesparteitag in Stuttgart höchstpersönlich vor Ort. Und wurde auch noch euphorisch empfangen: Friedrich Merz.

Nun, das klingt zwar etwas böse, richtig ist aber, dass der CDU-Erfolg bei der Landtagswahl im Südwesten nicht zuletzt von der Bundesregierung abhängen wird. Und der Start in Berlin war alles andere als gelungen. Schon die Koalitionsverhandlungen waren überschattet vom Wortbruch über die Verschuldung und einer forschen SPD. Dann die Kanzlerwahl, historisch, weil erst im zweiten Wahlgang entschieden. Besser wurde es danach kaum, etwa durch den Zwist mit den Nachbarländern über die Grenzkontrollen, die Diskussionen über Mindestlohn und Lieferkettengesetz, und vor allem die irritierenden Alleingänge von CDU-Außenminister Wadephul (Wehretat) und SPD-Arbeitsministerin Bas (Rente). Was alles in allem auch Zweifel an einer funktionierenden Koalition sät. Bisher weht aus Berlin also eher Gegen- statt Rückenwind nach Stuttgart.

Allerdings gehört es auch zum Zeitgeist, sich auf Negatives zu fokussieren. Für ein Urteil ist es selbstredend viel zu früh, zumal Merz erstaunlich schnell die Rolle des Staatsmannes annimmt. Die Probleme geht er, ob in Tonfall oder Umsetzung, ernsthaft an, weiß um die Herausforderungen bei der Bewältigung. Weshalb es auch klug ist, dass er mit den Sozialdemokraten einen verbindlichen und fairen Umgang sucht. Und offensiv – als Gegenpol zur AfD – eine Willkommenskultur in Deutschland betont. Schwarzmalerei ist also fehl am Platz, auch wenn die Farbe an sich der CDU durchaus gefällt.

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