Auge_Fokus

Okuläre Toxizität der Therapie von Kopf-Hals-Tumoren-ein unterschätztes Problem?

Tumore im Kopf-Hals-Bereich stellen weltweit die siebthäufigste maligne Tumorerkrankung dar. Sie umfassen Karzinome im Bereich der Mundhöhle, Pharynx, Larynx, aber auch der Nasennebenhöhlen, Nasenhaupthöhle und Speicheldrüsen. Die mittlere 5-Jahres-Überlebensrate liegt insgesamt bei etwa 50 %. Die Behandlung umfasst oft eine Kombination aus Operation, Strahlentherapie (Radiatio) und Chemotherapie. Neben dem Überleben rückte in den letzten Jahren zunehmend die Lebensqualität der Patienten in den Fokus. Während sich die Aufmerksamkeit diesbezüglich insbesondere auf funktionelle Beeinträchtigungen wie Schluck- und Sprachstörungen konzentrierte, wurden andere potenzielle Folgen der Therapie, insbesondere Sehstörungen, weniger erforscht. 

Okuläre Nebenwirkungen nach Behandlung von Kopf-Hals-Tumoren können vielfältig sein

Eine Nebenwirkung der Radiatio sind lokale Gewebeschäden, wie beispielsweise am Auge. Diesbezüglich sind Katarakte, Glaukome und Retinopathien beschrieben worden. Es können aber auch periorbitale Ödeme, Augenschmerzen, Epiphora, Konjunktivitis, Keratitis, Verschwommensehen und Photophobie auftreten. Obwohl das Auftreten von Sehstörungen nach Kopf-Hals-Tumor-Behandlungen hauptsächlich in Fallstudien und retrospektiven Studien dokumentiert wurde, deuten die vorhandenen Daten darauf hin, dass okuläre Nebenwirkungen häufiger auftreten könnten als bisher angenommen. 

Aktuelle Studie untersuchte okuläre Toxizität nach Behandlung von Kopf-Hals-Tumoren

Eine aktuelle Querschnittsstudie zielte daher darauf ab, die okuläre Toxizität bei Patienten nach der Behandlung von Kopf-Hals-Krebs zu evaluieren. Hierfür wurden die visuelle Funktion und okuläre Symptome bei 114 Patienten über eine elektronische Umfrage erfasst. Die Teilnehmer nutzten hierfür den „National Eye Institute Visual Functioning Questionnaire“ (NEI-VFQ 25) sowie eine 7-item Skala zur Bewertung von okulären Symptomen.

Die Hälfte der Patienten beklagte okuläre Symptome nach Therapieende

Die Forscher zeigten, dass 47 % der Patienten über Veränderungen des Sehens nach Beendigung ihrer Tumorbehandlung klagten. 72,34 % von ihnen unterzogen sich einer Chemotherapie und fast alle (91,59 %) wurden bestrahlt. Die Patienten, die über Sehveränderungen berichteten, erzielten signifikant niedrigere NEI-VFQ-Werte als diejenigen ohne solche Veränderungen (p

Empfehlung: Integration von Augenuntersuchungen in die Nachsorge bei Kopf-Hals-Tumoren

Die Studienautoren empfehlen, dass Routine-Augenuntersuchungen in die Nachsorge von Patienten mit Tumoren im Kopf-Hals-Bereich in Betracht gezogen werden sollten. Die frühzeitige Diagnose und Therapie möglicher okulärer Nebenwirkungen, könnte dazu beitragen, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und langfristige Komplikationen zu reduzieren.